Thorngoth – "Rauhnacht"

Folter Records, VÖ: 1. Oktober 2008

Warum diese Promo jetzt erst bei mir ankommt, ist mir ein Rätsel. Als Datum der Veröffentlichung ist der 1. Oktober 2008 angegeben, aber ich schwöre, ich habe die Promo erst jetzt in 2009 bekommen. Keine Ahnung, warum. Doch egal...  was in meinem Briefkasten landet, wird reviewt, wenn auch mit Verspätung. Außerdem ist es ja sowieso kein Muss, ein Album direkt nach Erscheinen zu kaufen. Und gerade Thorngoth’s „Rauhnacht“ ist auch jetzt noch eine Empfehlung wert. Und sooo alt ist sie ja nun auch wieder nicht...

Doch von vorne! Das Cover des Albums spricht mich sofort an: bedrohlich, ein Vernichtung versprechendes Gesicht, was sich in den Abendwolken über einem Waldgebiet verbirgt. Auch kommt mir in diesem Moment ein Auftritt der Band in 2007 bei einem Festival in Erinnerung, wo sie bei mir Eindruck hinterlassen haben. Dass mir der Gig im Gedächtnis geblieben ist, ist ein gutes Zeichen, verblassen doch die Erinnerungen an 90 % der Bands, die ich live sehe, nach wenigen Wochen, wenn ihr Auftritt nicht außergewöhnlich war. 
Passend zum Coverartwork wird das Album mit dem Hall einer tiefen, bedrohlichen Stimme eröffnet, die wie ein böses Ohmen über dem ersten Track „Curse them“ liegt, welcher sich als typischer Black Metal Song entpuppt. Das Drumming scheint mit den Gitarrenriffs kaum mithalten zu können, und der Bass geht irgendwie völlig unter. Außerdem, was leider gleich zu Beginn auffällt, ist, dass das Growling zwar passend grimmig, aber viel zu leise ist. Die Gitarren übertönen alles viel zu stark. Dies ist zwar einerseits okay, weil sie schön sauber gespielt sind, aber im Growling wäre das Potential für mehr Wirkung gewesen. Schließlich keift, growlt und presst der Vokalist die Texte hier doch mit viel Kraft und Hingabe heraus. Wäre dies in den Vordergrund gesetzt worden, hätte es die misanthropische Grundstimmung des Albums noch besser unterstrichen. Aber gut, so sind es dann eben die Freunde der Gitarrenklänge, die eher auf ihre Kosten kommen. 
Im zweiten und dritten Track, die im Stil des ersten fortgesetzt werden, versucht man außerdem, bei der Vocalperformance kreativer zu werden. Man setzt auf Abwechslung im Stil, der Tonlage und der Art des Growlens. Im dritten Song wird zusätzlich das Gitarrenspiel straighter und dichter, wodurch ein Klangteppich a la Naglfar ausgebreitet wird, auf dem man herrlich getragen wird. 
Doch der erste Song, der bei mir so richtig einschlägt, ist „Der Wanderer“. Schleppend ziehen sich die Midtempo-Riffs dahin und verbreiten eine gewisse Schwere bzw. spiegeln die Ernsthaftigkeit der besungenen Geschichte wider. Das Absinken der Instrumente und vor allem des Schlagzeugs in sehr tiefe Tonlagen gefällt mir besonders, leider ist die Aufnahmequalität nicht so gut, dass dies richtig zur Geltung kommt. Man kann es sich allerdings vorstellen, wie es hätte klingen sollen, wenn es aufnahmetechnisch möglich gewesen wäre. Nämlich sehr brachial ... einfach die volle Dröhnung. 

Schade, dass die Lyrics (zumindest in der Promo) nicht abgedruckt sind, denn der deutschsprachige Text scheint sehr ergreifend zu sein. Ansonsten lässt sich über die Mischung auf dem Album (deutsch – englisch) streiten. Ich denke, deutsch singend kommt die Band einnehmender rüber.  
Insgesamt werden auf dem Album 8 voll auskomponierte Songs geboten, die insgesamt eine Spielzeit von mehr als 46 Minuten ausmachen. Man kommt also voll auf seine schwarzmetallischen Kosten. 
Abschließend kann man sagen, dass Thorngoth mit „Rauhnacht“ ein solides Black Metal Album mit vielen guten Ideen abgeliefert haben, welches vielleicht etwas mehr klangliche Nachbearbeitung hätte vertragen können, wobei offen bleibt, ob dabei etwas vom persönlichen „Charme“ der Band verlorengegangen wäre. Zumindest stimmt hier die Menge an Herzblut, die die Band in dieses Album investiert hat. Also, unbedingt reinhören!

Anspieltipp „Der Wanderer“                                                                            8 von 10 Punkten

Review von Twilightheart

Thorngoth live 2007:

<<<zurück zu "Reviews"

 

besucherzählerXStat.de