Todesstoß – "Würmer zu weinen"
Eisenwald/ VÖ: 2008
Unglaubliches bietet sich meinen Ohren auf diesem Album dar. Selten hat mich ein Album bereits beim ersten Hören so verwirrt wie dieses. Bereits
das Cover weist ja „dezent“ darauf hin, dass es bizarr werden könnte. Aber
dass es so befremdlich und gleichzeitig faszinierend werden würde, hätte ich
nicht gedacht. Das Album beginnt mit einem Aufschrei und schon wummern tief-düstere
Drum-, Synthesizer- und Gitarrenlinien durch die Sphären, die eine unheimliche
und auch abstoßende Atmosphäre verbreiten. Dazu gesellt sich die Stimme des
Protagonisten dieses Projekts (laut Web ein Martin Lang) mal schreiend, mal
wimmernd, mal wütend und fauchend, mal quietschend oder beinahe in hysterisches
Lachen abgleitend, welches sofort wieder erstickt wird... aber in jedem Fall
abstrakt und trotzdem beeindruckend. Der Teppich aus Synthesizern und anderen
Instrumenten verwebt sich zu einem einzigen, tiefen musikalischen Donnergrollen
aus Geräuschen und Musikfetzen und –flächen. Das ganze Tongebilde nennt sich
„Barfuß auf Knochen“ und noch während es läuft, dämmert einem, dass
einem hier ein Genie, welches mit Sicherheit auch dem Wahnsinn verfallen ist,
Teil an seiner Weltsicht in vertonter Form haben lässt. Die Lyrics der anderen Songs (fünf insgesamt, die sich aber auf mehr als 44 Minuten Spielzeit summieren) sind ebenfalls eine Sache für sich, ähnlich schwer zu verstehen wie die Texte der (alten) Bethlehem bzw. so angelegt, dass jeder für sich selbst eine andere Erkenntnis daraus ziehen kann. Denn den Gedankengängen dieses genialen Wahnsinnigen folgen zu können, so wie er sie meinte, kann von einem normalen Menschen sicher nicht erwartet werden. Wäre sicher auch nicht das Anliegen des Künstlers gewesen, zumal das Album dann eines wäre wie tausende andere leichtverständliche auch. So aber, in seiner Einzigartigkeit, stellt es eine Herausforderung für jeden Hörer dar. Sicher wird es mangels anderer „Schubladen“ beim Black Metal einkategorisiert, aber das trifft es natürlich nicht. Es ist eigentlich eher Noise, total grotesk und auch in gewisser Weise bedrückend (und es sei es nur dadurch, dass man erkennt, welch schauerliche Welten manche Menschen mit ihrer Musik und somit durch ihr Denken schaffen können und wollen). Das ganze Booklet ist mit Fotos oder den Abbildern der Ölgemälde des Künstlers gestaltet, die nicht weniger bizarr sind als die Songs, so dass das Album mit allen Details ein komplettes Kunstwerk ist. Keine leichte Kost, das sei die Warnung; aber dafür eine abgedrehte, vertonte Astralspiegelung aus dem Kopf eines facettenreichen Denkers. Wer mehr über diesen wissen möchte, kann auf traumorgane.de schauen und staunen! Anspieltip: "Monotonie der Wunden" Punkte: 9 von 10 Review von Twilightheart
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