Valdur – "Raven god among us"

Bloody Mountain Records/ VÖ: 7.Juli 2010

Wenn eine Band, die aus den USA stammt, über sich selbst sagt, sie singt über Heidentum UND Satanismus, und die dann noch auf Ihrem sonst englischsprachigen Album zwei Songs in schwedischer Sprache hat, dann sind es entweder Aufschneider, die wahrscheinlich oberflächlich überall mitzumischen versuchen, oder sie haben sich tatsächlich vielfältig mit den Themen beschäftigt, so dass sie (in welcher Form auch immer, die man sich vorher nicht vorstellen kann) wirklich BEIDES in ihren Texten betrachten. Wie auch immer, die Neugier ist geweckt (vor allem, wie es klingt, wenn Amerikaner schwedisch singen) und so höre ich mir Valdurs zweites Album (nach dem Debüt aus 2007 und haufenweise Splits und Singles) „Raven God among us“ mit Bedacht an.

Nach dem eher unspektakulären Intro wird dem Hörer zuerst „Wound fires in the afterlife“ geboten, der sich als reiner Black Metal Song entpuppt. Blastbeats und Doublebass en masse werden einem um die Ohren gehauen. Während das Growling anfangs eher keifend ist, wird es am Ende plötzlich tief und bedrohlich, aber in jedem Fall sehr hasserfüllt. Im Mittelteil des Songs gibt es einen kurzen Stilwechsel, und nach Passagen mit rasendem Drumming geht es in Richtung Midtempo-Bereich, und verschiedene Gitarrenlinien überlagern sich, bilden also eine wuchtige Gitarrenwand, die der satanischen Grundstimmung des Songs gut tut, aber in sich zu einfallslos ist, was die Tonfolgen des Riffings betrifft. Da geht doch noch mehr ... ?

„Great abyss unfold“ macht seinem Namen alle Ehre. Wie ein sich öffnender Abgrund, aus dem die Essenz des Bösen strömt, wird man mit ohrenbetäubendem Getöse zugedröhnt, wieder dominieren Gitarrenklänge, die zwar simpel gehalten sind, aber in der Masse einen heftigen Effekt haben. Das Growling ist hier scheinbar eher Untermalung, hört man es doch eher wie einen hallenden Effekt im Hintergrund. 

“Gravlagt i mörkets natt!” („Zu Grabe getragen im Dunkel der Nacht“) folgt. Nun, der Growlgesang ist leider zu undeutlich bzw. matschig, als dass man was von den Lyrics verstehen könnte. Aber soviel steht fest: auch wenn die Band denkt, es kommt total true, schwedisch zu singen, so können sie leider das „R“ nicht so schön rollen wie die Skandinavier, es kommt also vom Klang her nicht mal annähernd so gut. Ansonsten lebt dieser Track von tiefem Bass-Gegrummel, schweren Gitarrenklängen und von der Eigenart, manchmal inmitten in einer Harmonie plötzlich das Tempo beinahe um die Hälfte anzuheben, wodurch man natürlich aus dem „Hör-Fluss“ rauskommt, andererseits behält man den Track durch diese Idee im Gedächtnis. 

„Med fjell i horisonten“ (jeder Vintersorg-Fan wird erraten können, was die Band damit meint) suggeriert wohl den anfangs bereits erwähnten heidnische Einschlag (so es denn als dieser gemeint war, aufgrund fehlender Texte kann die Ernsthaftigkeit des Inhalts nicht nachgeprüft werden), zumindest hört man am Anfang im Hintergrund tiefen, choralen Männergesang, der Abgang erfolgt sogar durch paukenähnliche, stakkatoartige Klänge. Es kommt durchaus eine gewisse Stimmung auf, bei der man  Parallelen zu manch deutscher Pagan-Band ziehen könnte. Eine nette Abwechslung für das Album, aber ansonsten doch recht einfach zusammengebastelt (vollkommen ohne Growl-Einlagen). Nach dem dritten Durchlauf wird es dann auch schon langweilig. Ich sage jetzt einfach mal: EIN Song macht noch keinen Pagan-Metal, ich würde den Song also getrost als Experiment abtun und dem Album ansonsten alles Heidnische absprechen.

„Berserrker“ ist danach wieder ein echter Black-Metal-Song, böse und voller Hass, ähnlich den Songs, die anfangs auf dem Album zu hören waren, allerdings mit mehr Druck und etwas  eigenständigerem Stil. Das Growling erfährt eine Abwechslung, ist sehr affektiert und noch ein wenig roher als vorher. Auch in sich ist der Song variantenreicher, man hat das Gefühl eines durchdachten Aufbaus, während die Anfangstracks eher zusammengeschustert klangen. 

Drei weitere Songs finden sich auf dem ca. 35-minütigen Album. Diese sind ebenfalls in Underground-BM-Manier gehalten, halten an bestimmten Stellen kurze Überraschungen bereit, sind aber insgesamt darauf ausgerichtet, eine gleichbleibend bedrohliche schwarzdunkle Atmosphäre zu schaffen. 

Was das spielerische Können angeht, können die Musiker sicher einiges dazulernen (ich meine, selbst ein bewusst BM-szenetypisches Album würde doch ein paar schwierigere, reißerische Gitarrensoli eingebaut haben wollen, sofern die Musiker diese spielen können, ohne dass der Untergrundcharakter verloren geht... auf dem Album „Raven God among us“ findet sich gerade mal eines, welches auch noch extrem unsauber gespielt ist). Die Klangqualität (hier aber offensichtlich mit Absicht) wurde eher dreckig gehalten, hin und wieder Soundbrei inklusive. Zusammenfassend bleibt zu sagen: BM-Fans, die auf der Suche nach Alben sind, die eine Stimmung des Finsteren zu verbreiten imstande sind, können hier zugreifen. Das Album hat sicher von der Intensität und der Umsetzung her gewisses Potential, wenn auch kein qualitativ allzu hochwertiges. Aber die rohe, energetische Atmosphäre auf dem Album kann zumindest streckenweise überzeugen. 

Anspieltipp: "Berserrker"                                                           Punkte: 6,7 von 10

Review von Twilightheart

 

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