Wer
bereits Fotos der Band kennt, wird bei den ersten Tönen des Albums überrascht
sein, dass das Visuelle und Gehörte überhaupt nicht zusammenpassen.
Schliesslich sieht man die Band auf jedem Foto als waschechte BM-Band mit
CorpsePaint und allem Drum und Dran. Doch dann legt man ihren Erstling „En ny
tid“ ein und hört gleich beim Intro überwältigende Klänge, hochmelodisch,
mit fast orchestralen Einlagen. Streicher und Bläser entführen den Hörer in
filmische Landschaften, zugegeben, passend zur Covergestaltung (ein Krieger
sitzt mit blutigem Schwert im Schnee vor verschneiten Bergen). Und all dies in
bestechend guter Klangqualität. Dieses Intro nennt sich „Kingdom of a new
century“ und hat die Länge eines richtigen Songs.
Nun folgt auch sofort der epische Titelsong „En ny tid“ und öffnet neue Sphären.
Nachdem auch dieser sehr melodisch, fast ein wenig bedrückend, langsam und
ebenfalls reich instrumentiert begonnen hat und man schon Angst hat, das Album würde
in Kitsch abdriften, platzt doch noch der Knoten und Black-Metal-Einflüsse
kommen hinzu. Treibender und tiefer Gesang setzt ein, der eine Mischung aus
Growling und tief-rauem Singen ist. Allerdings bleibt im Hintergrund beständig
eine heroisch-chorale Wand hörbar, die dem ganzen einen heldenhaften, paganen
Schlachten-Touch gibt, welcher im Laufe des Albums auch den Grundtenor bilden
wird, trotz aller BM-Einflüsse.
Das ganze paart sich spätestens ab dem dritten Track öfters mal mit
synthesizer-gefakten lieblichen oder wahlweise kriegerischen Hintergrundmelodien
und mit der hörbar nachbearbeiteten schnellen Drum-Untermalung.
Lyrisch lehnt sich das gesamte Album stark an Themen von JRR Tolkien an und so
werden auch gleich die Texte zweier Songs direkt von ihm übernommen, nämlich
„Durins Hall“ und „The cold hard lands“.
Während musikalisch viel Wert auf Abwechslung und viele überraschende Aspekte
beim Songwriting gelegt wird, ist der Gesang von Vokalist Desderoth (welchen man
vielleicht als Bassist von Hellsaw kennt) leider sehr eintönig, er kann mit
seiner Stimme nicht wirklich Emotionen ausdrücken. Aber vielleicht ist das
tiefe, kratzige Gegrummel auch reine Absicht und der Gesang soll durchweg
gleichbleibend kämpferisch rüberkommen. Geschmackssache! Aber ich finde es ein
wenig schade, denn allein durch den immer gleichen Gesang mag man das Album
nicht allzu lange anhören, selbst wenn, wie gesagt, das Songwriting ansonsten
viel Annehmbares bereithält.
Einen Höhepunkt des Albums bildet sicher der Song „Ballad of the forgotten
One“, bei welchem ein furioses, wenn auch etwas im Hintergrund gehaltenes
Gitarrenspiel eines Gastmusikers zu hören ist.
Sehr schön ist auch der letzte Track, der einen lange Zeit mit
Naturgeräuschen einlullt und dann mit sanften, wenn auch siegreichen Tönen
ausklingt.
Alles in allem ein gelungenes Erstlingswerk, welches zwar ein paar Makel hat,
aber trotzdem vermuten lässt, dass die Band in der Zukunft noch den ein oder
anderen atmosphärischen BM-Ohrenschmaus kreieren könnte.
Anspieltipp:
"Ballad of the forgotten One"
Punkte: 7 von 10
Review
von Twilightheart
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