Wreck of the hesperus – "Light rotting out"

Aesthetic Death/ VÖ: 31.5.2011

Funeral Doom ist so gar nicht meine Stilrichtung, aber die Promo zum Album „Light Rotting Out“ der Iren „Wreck of the hesperus“ kommt in einer Aufmachung, die meine Neugier weckt. Nicht nur, dass sie in A5-Format zum aufklappen daherkommt, auch war man kreativ und hat die Lyrics (sowie die Credits) jeweils auf extra Inlay-Karten gedruckt, die jede für sich auf der Rückseite auch noch eine skurrile Zeichnung enthält. Diese könnten sehr verstörend auf einen normalen Menschen wirken, entbehren aber nicht eines  gewissen künstlerischen Talents. Und so will ich einmal reinhören, um zu sehen, ob die Kompositionen vielleicht genauso bizarr sind. 

Doch zuerst sei gesagt, dass die Iren, die sich jahrelang mit Demos, EPs und Splits über Wasser gehalten haben, in 2006 ihr erstes Full-Length-Album veröffentlicht hatten und „Light rotting out“ nun das zweite ist. Es enthält nur 3 Stücke, diese sind dafür ultra-lang, das letzte sogar über 20 Minuten. 
Das Album beginnt mit obskuren Geräuschen, bei denen man fast meint, jemand versucht das Knurren eines Wolfes nachzuahmen. Wie sich herausstellt, ist es die Growlstimme des Vokalisten, die sich tief und knurrend durch den Rest des Albums ziehen wird. Mehrere Stimmlinien wurden offensichtlich übereinander gelegt, so dass es klingt, als würden zwei, manchmal drei Growler gleichzeitig am Werk sein. Bei der später manchmal hörbaren, etwas höheren Stimme handelt es sich allerdings um Gastgesang. 
Dazu gibt es im ersten von Track „Kill monument“, der mit wenig Lyrics auskommt, ganz normalen Doom, der sich schwer und schleppend dahinzieht und vom Klang her nichts Besonderes ist. Dissonanzen, Riffing auf Endlosschleife, tiefer Bass etc., eigentlich genau wie man es erwartet hätte. Lediglich ein paar gesprochene Parts, die hin und wieder kurz eingespielt werden, verleihen dem Ganzen etwas Abwechslung. Was so ein echter Doom-Fan ist, der kann sich bestimmt stundenlang in monotoner Trostlosigkeit suhlen, aber mir fällt es doch eher schwer. 

Im zweiten Song „Cess pit people“ wird es glücklicherweise interessanter, weil eine richtige Komposition auszumachen ist. Es kommen viel mehr Instrumente und Melodielinien zum Tragen, die Melodie ist in sich sogar abwechslungsreich (wenngleich natürlich immer noch melancholisch). Besonders hervorzuheben ist der Bass, der stellenweise extrem knackig und brachial tief brummend als dominantes Instrument im Vordergrund zu hören ist. Überhaupt gibt es Passagen, in denen eine Vielfalt an Ideen und instrumentalen Einwürfen durcheinander wirren, auch endet der Song halb horrormäßig mit psychedelischem Frauen-Singsang. Also überraschend kurzweilig dafür, dass es Doom ist. Lyrisch allerdings erwartungsgemäß ... alles verrottet, Menschen, Fleisch, Gefühle... alles verschwindet im Schatten. 

So richtig auf die „Pauke gehauen“ wird allerdings im dritten Track „The holy rheum“. Waren die ersten beiden Songs schon tieftönend, so ist der dritte ein tiefer Abgrund in zwei Teilen. Die Instrumente scheinen sich gegenseitig in immer extremere Tiefen zu ziehen, das Growling ist aggressiver und bedrohlicher. Auch sorgen viele subtil untergemixte Samples für eine fast gruselige Stimmung, die die Gedanken und Gefühle auf Trab bringen. Als Soundtrack für einen Horrorfilm bestens geeignet. Textlich würde das Thema allerdings nicht passen, denn man hat sich hier bemüht, besonderen Anspruch einzubringen und vergreift sich im zweiten Teil des Songs an Zitaten aus „Ezekiel: Psalm 102“ und transferiert dann die Gedanken zum Thema in den eigenen lyrischen Erguss aus. Hier werden zusätzlich Samples mit Klar-Sprechgesang zu Hilfe genommen und als Hörer ist einem das fast unangenehm mit anzuhören, wie sich das in den Kontext der tosenden Schwermut einfügt. Enttäuschend ist das Ende des Tracks, an welchem einfach kurz und schmerzlos ausgeblendet wird (nun gut, wer weiß, vielleicht war das Original ja 40 Minuten lang und das Label dachte sich, das kann man nicht bringen... !?)

Qualitativ hat das Album eine gute Aufnahmequalität, die Instrumente setzen sich klar voneinander ab, auch in Passagen, wo ihrer viele auf den Hörer einstürzen. Hervorzuheben ist das Album auch, weil eine eigenständige Note hör- und fühlbar ist. Selbst als Nicht-Doom-Fan findet man das eine oder andere Element, was die Scheibe interessant macht. Für Neugierige also allemal das Reinhören wert.

Anspieltipp: "The holy rheum"                                                               Punkte: 6 von 10

Review von Twilightheart

 

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