Satyricon, Dark Fortress

Hamburg, "Knust" 11. Sept. 2006

(Bericht von Wiebke)

Ein Montagabend und noch dazu Tourauftakt – nicht die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Konzertabend. Dementsprechend mache ich mich auch mit nicht allzu großen Erwartungen auf in die Hansestadt, um Satyricon auf ihrer diesjährigen Headlinertour zu erleben. Das Knust ist schnell gefunden, allerdings war die Angabe auf der Homepage nicht ganz so klar – ob 20 Uhr nun Beginn oder Einlass ist – und natürlich bin ich viel zu früh. Da ausnahmsweise kein typisches hamburgisches Schiedwetter herrscht, macht das mit einer Bionade draußen sitzen und den Sonnenuntergang anschauen richtig Spaß.
Gegen 20.45 Uhr geht es dann endlich in den Saal, und erst da bekomme ich mit, dass Insomnium und Keep Of Kalessin nicht spielen, weil sie erst später zum Tourtross hinzu stoßen werden. Schade, denn ich hatte mich besonders auf Insomnium gefreut und war doch ziemlich gespannt, ob die Stücke vom coolen „Since The Day It All Came Down“-Album live auch so intensiv wären. Es sollte wohl nicht sein. 

So liegt es an Dark Fortress, den Abend mit 30minütiger Verspätung einzuleiten. Und auch das geht nicht reibungslos ab, denn das Kabel, dass den Player mit der PA verbindet, von dem das Intro kommen sollte, versagt seinen Dienst. Zuerst hört man nur Soundfragmente und dann gar nichts mehr. Mit Schulterzucken brechen V. Santura und Paymon die Chose ab, und V. Santura verschwindet mit angesäuertem Gesicht von der Bühne, um die anderen Musiker zu holen.

Dementsprechend beginnen die sechs Buben ohne Intro direkt mit „To Harvest The Artefacts Of Mockery“ vom aktuellen Album „Séance“. Zunächst sind die Reaktionen im Publikum noch etwas verhalten, ein Spaßvogel kräht gar, dass er Black Metal albern findet. Aber schon beim zweiten Track beginnen die ersten ihre Haare zu schütteln und ordentlich mitzugehen. Das steigert sich von Song zu Song, so dass bei „Catawomb“ die Stimmung ihren ersten Höhepunkt erreicht, was bei diesem Hammersong aber auch kein Wunder ist. Wen diese Rhythmen und Melodien nicht mitreißen, der hat ganz klar ein verdammt dickes Fell. Die Instrumentenfraktion geht – wie bei allen Gigs, die ich von Dark Fortress bisher erlebt habe – sehr präzise zu Werke. Dabei ist es immer wieder beeindruckend, V. Santura und Draug spielen und gleichzeitig so entfesselt moshen zu sehen. Aber auch Azathoth ist stimmlich gut bei der Sache. Er krächzt und kreischt, was die Stimmbänder hergeben und untermauert seine Lyrics mit Gesten und Grimassen. Die Ansagen fallen wie immer etwas spartanisch aus, was aber überhaupt nicht schlecht ist, denn irgendwie würde es auch nicht wirklich in den Kontext passen.

Und leider nähert sich auch dieser Auftritt wieder viel zu schnell dem Ende. Schon kündigt Azathoth „noch ein Lied von Stab Wounds“ an. Auch wenn das Keyboard ein wenig untergeht, der melodiöse Beginn mit schleppendem Tempo und die darauf folgende Geschwindigkeitssteigerung animieren die Fans zum Headbangen. Die spoken words-Passage bietet nicht nur wenig Zeit zum Luftholen, man hängt auch unweigerlich an Azathoths Lippen, ehe danach eine Weile richtig durch die Gegend geholzt wird. Ein würdiger Abschluss, der nicht nur mit viel Beifall sondern auch mit ein paar Zugaberufen honoriert wird. Mit diesem Auftritt haben die Jungs eindrucksvoll gezeigt, dass sie  ihre Lieder auch live hervorragend umsetzen können und dass Dark Fortress eine Band ist, die es mit Leichtigkeit schafft, Kontraste zu erzeugen, die sich dennoch perfekt ergänzen.

                                

Setlist: To Harvest The Artefacts Of Mockery – Iconoclasm Omega – Self-Mutilation – Poltergeist – Catawomb – When 1000 Crypts Awake – Like A Somnabulist in Daylight´s Fire

Die folgende 35minütige Umbaupause erscheint unendlich lang, und im Publikum macht sich so langsam ein wenig Unruhe breit. Die ersten fangen an, nach vorne zu drängeln, so dass es merklich enger wird. Dann geht endlich das Licht aus, und das riesengroße Backdrop mit dem Coverbild der aktuellen CD wird mystisch-blau angestrahlt. Einzeln betreten die Musiker von Satyricon zum diabolischen Intro die Bühne und werden lauthals begrüßt. Begonnen wird mit „Walk The Path Of Sorrow“, und danach stellt Satyr sofort klar, dass die Band von A bis Z 100% geben wird und dass er sich das gleiche auch von den Fans wünscht. Seine Worte scheinen offene Türen einzurennen, denn schon beim zweiten Song präsentiert sich das Publikum beim Mitsingen erstaunlich textsicher. Vor „Now, Diabolical“ fordert Satyr selbst zum Mitsingen auf, als ob er Unterstützung nötig hätte, was aber noch ein bisschen schwachbrüstig klingt. Trotzdem ist die Stimmung ausgelassen, und das Gedrängel vor der Bühne nimmt zu. Ein Crowdsurfer wird nach vorne zur Bühne getragen. Als er dort steht, wird er ziemlich unsanft von einem Roadie wieder ins Publikum geschubst. Die Leute, die ihn auffangen, können gerade noch die Arme hochreißen, das hätte auch ins Auge gehen können.

Die Gitarristen posieren mittlerweile um die Wette, gepusht von Frost, der wieder einmal alles in Grund und Boden trommelt. Zwischendurch muss öfters ein Techniker auf die Bühne kommen und die Schrauben der Kessel festdrehen. Aber auch Satyr entert  in einigen Songpausen das Schlagzeugpodest, um sich mit seinem Mitmusiker abzusprechen, ehe es dann energiegeladen weitergeht. Vor „K.I.N.G“ gibt es dann ein „Mitsingspiel“: Satyr zählt bis vier, die Fans brüllen KING und das wahnsinnig laut. Auch bei „Supersonic Journey“ gehen die die-hard-Fans amtlich mit und übertönen den Frontmann stellenweise mit Leichtigkeit. 

                        

Mittlerweile haben auch die Temperaturen in der Halle tropische Ausmaße angenommen, so dass einem der Schweiß nur so herunter läuft und die Luft zum Schneiden dick ist. Das hält hier aber keinen Fan der Black Metal Combo zurück. Es wird auch bei den letzten Songs des regulären Sets alles gegeben. Das fällt bei diesen Hammersongs aber auch nicht schwer, die Band präsentiert sich – wie schon die ganze Zeit – tight und aufeinander abgestimmt, der Sound ist auch ganz annehmbar. Da ist es nur logisch, dass die Norweger mit Zugaberufen auf die Bühne zurückgeholt werden. Während Frost sofort wieder hinter seiner Schießbude verschwindet, lässt Satyr sich einen Moment feiern, ehe Live-Gitarrist Steinar Gundersen eine Melodie anstimmt, die sofort mitgesungen wird. Danach geht es unter großem Gejohle in „Mother North“ über. Haare fliegen, und gleichzeitig wird mitgekreischt – ein imposantes Bild. Nach dem Song ist endgültig Schluss, obwohl weiterhin Zugaberufe ertönen, Satyr scheint wirklich beeindruckt und spendet seinem Publikum Applaus, ehe er als letzter die Bühne verlässt.

   

Abschließend bleibt eigentlich nur zu sagen, dass Satyricon der Ansage ihres Frontmanns nachgekommen sind, Songs von jedem Album zu spielen. Nichtsdestotrotz liegt der Fokus auf dem aktuellen Album „Now, Diabolical“, dessen Songs durch äußerst rhythmische Gitarren, Ohrwurmmelodien und kraftvolle, eher tiefe Vocals bestechen, und den zwei vorangegangenen, so dass Fans der alten Alben sicherlich ein wenig zu kurz gekommen sind. Allerdings haben alte und neue Songs meiner Meinung nach bestens miteinander harmoniert, auch wenn die Stücke ab „Rebel Extravaganza“ vielleicht nicht mehr als klassischer Black Metal zu bezeichnen sind.  Dennoch haben Satyricon ihre Fans sehr zufrieden gestellt, denn die meisten Konzertbesucher verließen mit zufriedenen Gesichtern das Knust.

Setlist: Walk The Path Of Sorrow – The Pentagram Burns – Dominions Of Satyricon – Now, Diabolical – Du som hater Gud – The Rite Of Our Cross – A Moment Of Clarity – K.I.N.G. – Supersonic Journey – Repined Bastard Nation – Fuel For Hatred II Mother North 

Negativ an diesem Abend sind eigentlich nur die Preise: 20 Euro für zwei Bands und eben so viel für ein T-Shirt ist meiner Meinung nach ganz schön happig. Aber das ist wohl der Zahn der Zeit, ansonsten ist es auf jeden Fall  ein lohnenswerter Abend gewesen! 

 

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