Spring Metal Festival 2008

Salzburg/ Österreich - 15. März 2008

(Kurzbericht von Twilightheart)

Am 15. März fand im schönen Salzburg in der „Arge Kultur“ das "Spring Metal Festival" statt. Die Bands, die mich hierbei angelockt hatten, waren Endstille, Dark Fortress und Helheim gewesen. Bei den Österreichern schienen es allerdings eher andere Bands gewesen zu sein, die die Besucher anlockten. Aborted z.B. 

Gleich die erste Band, “Ultrawurscht” waren die absoluten Lieblinge der Fans. Wer die Band nicht kennt: bei dieser halb österreichischen, halb deutschen Spaß-Kombo geht’s im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst. Alle Songs drehen sich um diverse österreichische Köstlichkeiten, die man in D gar nicht kennt, z.B. den Käsekrainer. Jetzt gebt euch mal den Spaß und lest einfach nur die Titel des Albums der Band (von denen fast alle gespielt wurden), das allein ist schon einen Lacher wert: Wurst Case Scenario - Here Comes The Wurscht - Kas Is Für'n Oasch – Oachikaskrainer – Leprakas - Vegetarier Kinan Mi Kasn - A Koirabi Wonn Mi Stroaft Platzt Ma Da Kopf - Wiaschtlbracka-Attack - An Herrn Meica Pt. I - Suiz-Id - An Herrn Meica Pt. II - Kasermandl Kastration - Leberkas Mit Senf (Juhu-Version) -  Schokonossi - Leberkas Mit Senf (Infernal-Evil-Necrofrost-Version) – Immortadella - Now Or Never ('S Gehd Um'd Wurscht) - Leberkas Mit Senf (Hoi-Version) - Unser Wurschtfaust Kennt Koa "Na Bitte Ned!" - Trible Burning Firewurscht - Dry-Cunt-Salami  … usw.
Doch zuerst muss über die Optik der Band gesagt werden, dass jeder Musiker ein anderes Cliché erfüllt, so mimte zum Beispiel Bassist „Evil Pressuck“ den bösen Black Metaller, auf dessen Nietenarmband Minisalamis gespießt waren, Gitarrist „Wurschtbua“ sprang mit Westover und Hubschraubermütze auf der Bühne rum usw.  Sänger „Dr. Mett Wurscht“ hingegen glänzte in chirurgen-grünem Outfit und auf seinem Körper prangte ein „Life sucks“, was natürlich automatisch an diverse Emo-Musiker erinnert. 
Die Band nahm so ziemlich alles auf’s Korn, was irgendwie ging. So wurden ab- und zu ein paar ultra-kurze Songs a la Napalm Death vom Stapel gelassen, oder es wurden natürlich die diversen Musikstile auf’s Korn genommen, wenn auch vorwiegend Death und Grind, und musikalisch hervorragend gespielt. 
Während des Gigs wurden zudem ständig Würste in’s Publikum geworfen, und die Stimmung stieg rasant an. Vor allem die jüngeren Besucher waren hellauf begeistert und aßen das Zeug oder warfen es auf die Bühne zurück. Es war für alle ein heiden Spass. Nachdem es hieß „Der Käse ist für’n Arsch“, wurde ein riesen Pappkäse erst auf der Bühne zerkloppt und dann in die Menge geworfen. Die Lieder wurden jeweils mit spaßigen Bemerkungen angekündigt, wie „Das riecht nicht gut“. Und was wohl zu jeder Show der Band gehört: der Gitarrist ließ als Krönung noch seine Hose runter, bevor der Spaß für Band und Fans endete:

Hiermit wurde natürlich Wurst in's Publikum geschossen:

Burning Skies“ sind ja nun so eine Band, die ich mir nie freiwillig anschauen würde. Deathcore aus UK. Aber wenn man eh schon’mal da ist und auf Endstille wartet... also was soll’s!
Der Gig der Band begann gleich mit Problemen am Bass, der dann erst'mal gerichtet wurde. Sänger Merv  bediente sein Publikum mit extremem Gekreische. Entgegen meinen Erwartungen gab es jedoch keinen Moshpit, obwohl es den zahlenden Gästen ansonsten gut zu gefallen schien. Aber wahrscheinlich musste man sich nach der Ultrawurscht-Orgie erst’mal ausruhen. Nun, auf jeden Fall war klar, dass die Organisatoren dieses kleinen Festivals „Burning Skies“ wahrscheinlich deshalb ausgesucht hatten, weil sie selbst große Fans der Band sind, denn am Bühnenrand standen ein Haufen Crew-Leute, die komplett ausflippten. Einer davon tat so, als würde er die Menge mit einer Flasche beschießen.
Kommentar des Burning-Skies-Sängers später: „ The stage manager is a fucking child“. Überhaupt brachte der Sänger den Anwesenden viel Aufmerksamkeit entgegen. So erkannte er tatsächlich einen Fan in der Menge wieder, weil der sich vorher eingepisst hatte und das wohl auch noch der Band erzählt hatte. „Super“!

Nach diesem Exkurs in eine Stilrichtig, mit der ich mich niemals anfreunden werde, war ich froh, dass nun erst’mal "Helheim" die nächsten auf der Bühne waren. Sänger V’gandr, der ja augenscheinlich leicht zu provozieren ist, fühlte sich von dem Zuruf eines Besuchers , nämlich „ True Norwegian Black Metal!“ auch gleich’mal angesprochen und erwiderte: „Then you need EMPEROR on stage! Who gives a fuck anyway!?“ Somit war die Tagesform klargestellt und der Gig konnte beginnen. Man hörte gleich, dass V’gandr’s Stimme leicht angeschlagen ist. Nun ja, Helheim hatten ja bei der Tour mit Dark Fortress ja auch schon einige Gigs hinter sich. 
Die Band hatte nicht viel Spielzeit und musste ihr Set deshalb auf 5 Songs runterkürzen. In der Setliste verblieben deshalb nur „Jernskogen“, „Northern forces“, „Oaken Dragons“, „Warlot“ und „Nattravens Tokt“. Der Sound war okay, und so konnten Helheim mit ihrem mörderischen Gekreische richtig Eindruck bei den Österreichern schinden. Die gingen definitv besser mit, als die Fans in Deutschland. 
Bereits während der vorangegangenen Tour hatte es sich V’gandr nicht nehmen lassen, während der Show zu rufen „Our drummer is an asshole“, nur dass er dieses mal noch eine Erklärung dranhängte, nämlich: „But we like assholes and we hope you do, too. If you do, please scream for him“ und es folgten ein Schlagzeugwirbel und Applaus.
Da der Booker der Tour sich die Freiheit genommen hatte, bei dem Festival zwar Helheim und Dark Fortress unterzubringen, aber nicht die dritte Band, die eigentlich hier mit auf Reisen war, nämlich Vulture Industries, liess es sich der Sänger von Vulture Industries beim Spring-Metal-Festival zumindest nicht nehmen, während des Helheim-Gigs mit auf die Bühne zu kommen und mit Bierflasche in der Hand einen Song mitzubrüllen. 
Das ganze endete mit einer typischen V’gandr-Aktion, der vor dem letzten Song das Publikum um totale Stille bat. Jeder dachte natürlich, nun folgt etwas besonderes, aber alles, was V’gandr dann in’s Mikro hauchte, bevor „Nattravens tokt“ begann, war: „Last song“! Ich glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Diese Mischung aus ernsthaftem Metal und Spaßmusik bei diesem Festival konnte einen echt fertigmachen. Denn schon standen die nächsten Rabauken auf der Bühne: die "Exrementory Grindfuckers". Die Halle war nun mit sicherlich weit über 1000 Leuten gekracht voll und es war völlig unmöglich, nach vorne zu kommen, um Fotos zu machen. Die Österreicher gingen ab wie Schmidt’s Katze und alle brüllten die Texte mit ... „Staatsgrind Nr. 1“ nur als ein Beispiel. Bis in die letzten Reihen wurde gesprungen, gefeiert und gegrölt. Als das große Finale mit „The final grinddown“ angekündigt wurde, gab’s auch kostenlos noch eine Beleidigung von der Band mit: „Wer jetzt noch nicht weiß, was das ist, ist entweder total dämlich, oder Deutscher“. Nun ja, aber auch mit dem einheimischen Publikum wurde genauso liebenswert geplaudert: „Wir haben vor, euch alle zu töten! .... Oder zu ficken... je nachdem, was euch lieber ist“ und es folgte „Grindcore out of hell“ und die Zahl der Crowdsurfer konnte wieder sprunghaft ansteigen. Nachdem die Band ihre ganzen Gassenhauer zum besten gegeben hatten und das Publikum richtig Spaß gehabt hatte, riefen die Musiker noch: „Salzburg, das war’s! Ihr habt das Land gefickt.“ und die Gitarren wurden abgeschnallt.

"Dark Fortress", die ich bereits 2 Tage zuvor in Ingolstadt gesehen hatte, waren die nächsten und hatten hier glücklicherweise einen viel besseren Sound als die Tage zuvor, so dass die Songs richtig geil rüberkamen und sich das Publikum sofort anstecken ließ. Morean’s Stimme kam dadurch auch gleich viel besser zur Geltung. Er hatte auf der Bühne auch viel mehr Platz und konnte sich viel besser bewegen, hat dadurch auch richtig für Action sorgen können. 
Auch Dark Fortress mussten ihre Setliste stark für’s Festival kürzen, und so konnte nur die Hälfte der üblichen Setliste gespielt werden. Die 6 Tracks, die es schafften, waren: „No longer human“, „Self mutilation“, „Cohorror“, „Baphomet“, natürlich „Catawomb“ und „Like a somnambulist in daylight’s fire“. Die Österreicher waren begeistert und headbängten enthusiastisch. Die älteren Songs wurden noch mehr umjubelt als die neueren und Morean gab ihnen die Ehre und rief nicht einfach „Salzburg“ in’s Mikro, sondern growlte das stilecht. Die Chemie zwischen neuen Dark Fortress-Sänger und Publikum stimmte also von Anfang an.
Sound, Musik, Gesang, Hingabe des Publikums, Songauswahl... alles hat gepasst. Und so kann man sagen, dass der Auftritt ein voller Erfolg war.

„Wo bin ich hier nur hingeraten?“ dachte ich mir, als eine Band namens „War from a harlots mouth“ auf die Bühne kam. Metalcore! Solange eine Band auf der Bühne steht, die den Metalcore verarscht, ist das ja alles okay. Aber wenn eine echte Metalcore-Band auf der Bühne steht, sollte ich besser gehen. Deshalb habe ich nur schnell ein paar Fotos gemacht und mir einen ersten Eindruck verschafft, bevor ich den Fans des Genres das Feld überließ. 
Alle Bandmitglieder hüpften wie die Gummibälle über die Bühne und frickelten sich auf ihren Instrumenten tierisch einen ab, um ihren diffusen, technischen Sound hinzukriegen. Ständige Themen- und Tempi-Wechsel, sehr thrashig unterlegt... ich hätte es jetzt einfach nur als „Krach“ bezeichnet, aber für andere Leute ist es natürlich Musik. Zumindest war der Drummer sehr beeindruckend, der barfuss die Pedale bediente und dermaßen auf die Felle eindrosch, dass man dachte, sie reißen gleich.
Direkte Fans der Band fanden sich allerdings in den ersten Reihen nicht, die Endstille-Fans waren bereits vorgerückt, um sich die besten Plätze zu sichern. Nur die Stagecrew stand wieder am Bühnenrand und war hellauf begeistert von „War from a harlots mouth“, die sich noch bei „Burning Skies“ bedankten, mit denen sie auf Tour waren.
Ein Mädel in der 1. Reihe machte sich einen Spaß daraus, dem Sänger der Band eine „Happy Meal“-Fahne so lange vor’m Gesicht rumzuschwenken, bis dieser die nahm und sich hinter’s Ohr steckte. Ja, man muss zugeben, dass es die Band nicht leicht hatte. Irgendwann riss dem Sänger der Geduldsfaden und er ließ eine genervte Bemerkung fallen, dass vorne ja sowieso „nur Kiddies in Endstille-Shirts stehen, die alle auf Endstille warten“. Tja, richtig erkannt. Nur dass zwischen den „Kiddies“ auch viele zwischen 20 und 35 standen.... aber  na ja... 

           

Als das riesige Endstille-Banner aufgehangen wurde, meinte ein Fan neben mir erstaunt: “Das ist ja so gross wie mein ganzes Zimmer”. Niedlich. Naja, Endstille sind ja jetzt bei Regain, da muss am Banner nicht gespart werden. 
Der Gig begann wie alle Endstille-Gigs der letzten Zeit mit „Dominanz“. Im Normalfall ist das Stück wirklich endgeil, aber leider hatten Endstille arge Soundprobleme, besonders am Anfang des Gigs, so dass sich die ersten Songs wirklich fremd anfühlten. Nach einer Weile trat L.Wachtfels vor die Monitorbox und rief: „Jetzt macht ihr mich mal leiser, und ich würde gerne alles mal hören“, aber ich hatte das Gefühl, die Soundtechs bekamen es trotzdem nicht gebacken. Schade. Es ging weiter mit „The one I hate“. Ich weiss nicht, ob es am Sound lag, der den ganzen Gig so beeinträchtigt hat, aber auch der Gesang von Iblis war nicht so fesselnd wie bei anderen Gigs. Zwar war er unglaublich aggressiv, aber es fehlte das Beeindruckende, was einen total vom Hocker haut. 

Trotzdem war nach so langer Abstinenz ein Endstille-Gig mal wieder eine Wohltat. Die Fans gingen  hervorragend mit und die Nackenmuskeln wurden bis auf’s Äußerste gepeinigt. Unter anderem wurden neben neuen Songs wie „Endstilles Reich“ (der angekündigt wurde als Song, der bestätigt, dass es sich nicht lohnt, dieses scheiss Leben zu leben) auch „Frühlingserwachen“ und „Ripping Angelflesh“ gespielt. Bei den Zugaben fragte Iblis, was wir denn hören wollen. Die Hälfte der Fans brüllte nun „Bastard“, die andere Hälfte „Navigator“. Natürlich gab’s am Ende beide hintereinander. 
Bleibt nur noch eins zu sagen: Gut gebrüllt, Löwe!

Nun war die Halle, die auch bei Endstille brechend voll gewesen war, erst’mal auf einen Schlag leer. Frischluft musste her. Naja, „Born from pain“ brauchten eh ein Stück länger zum umbauen. 
Doch als die Niederländer dann ihren Gig begannen, war es wieder richtig voll. Sie bedienten die Menge mit Thrash/Hardcore und hatten im Sturm die Herzen der Österreicher erobert. Kevin Otto an den Vocals wusste, wie man mit dem Publikum umgeht und auf sein Kommando sprangen oder moshten alle Fans genauso, wie er es wollte. 

   

Genau wie „Born from Pain“ sind auch „Aborted“, die die Headliner des Festivals waren, nichts für mich, sorry, und ich sah mir auch deren Gig nicht vollständig an. Es sei nur gesagt, dass auch bei ihnen die Halle noch’mal randvoll war und alle noch’mal ordentlich moshten. Sie waren DAS Zugpferd des Festivals und machten ihrem Namen alle Ehre.
Auch sei zum Festival gesagt, dass dieses die Zeitpläne recht gut eingehalten hat. So krasse Verzögerungen wie bei anderen Events gab’s hier nicht.
Auch ist die „Arge Kultur“ recht gemütlich, nur war die Location fast schon zu klein für den Ansturm des Spring Metal Festivals. Hier noch Aborted (mehr Fotos von den Bands gibt’s in den „Concert photos“):

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