Am
15. März fand im schönen Salzburg in der „Arge Kultur“ das "Spring
Metal Festival" statt. Die Bands, die mich hierbei angelockt
hatten, waren Endstille, Dark Fortress und Helheim gewesen. Bei den Österreichern
schienen es allerdings eher andere Bands gewesen zu sein, die die
Besucher anlockten. Aborted z.B.
Gleich
die erste Band, “Ultrawurscht” waren die absoluten Lieblinge
der Fans. Wer die Band nicht kennt: bei dieser halb österreichischen,
halb deutschen Spaß-Kombo geht’s im wahrsten Sinne des Wortes um die
Wurst. Alle Songs drehen sich um diverse österreichische Köstlichkeiten,
die man in D gar nicht kennt, z.B. den Käsekrainer. Jetzt gebt euch mal
den Spaß und lest einfach nur die Titel des Albums der Band (von denen
fast alle gespielt wurden), das allein ist schon einen Lacher wert:
Wurst Case Scenario - Here Comes The Wurscht - Kas Is Für'n Oasch –
Oachikaskrainer – Leprakas - Vegetarier Kinan Mi Kasn - A Koirabi Wonn
Mi Stroaft Platzt Ma Da Kopf - Wiaschtlbracka-Attack - An Herrn Meica
Pt. I
- Suiz-Id - An Herrn Meica Pt. II - Kasermandl Kastration - Leberkas Mit
Senf (Juhu-Version) - Schokonossi
- Leberkas Mit Senf (Infernal-Evil-Necrofrost-Version) – Immortadella
- Now Or Never ('S Gehd Um'd Wurscht) - Leberkas Mit Senf (Hoi-Version)
- Unser Wurschtfaust Kennt Koa "Na Bitte Ned!" - Trible
Burning Firewurscht - Dry-Cunt-Salami
… usw.
Doch zuerst muss über die Optik der
Band gesagt werden, dass jeder Musiker ein anderes Cliché erfüllt, so
mimte zum Beispiel Bassist „Evil Pressuck“ den bösen Black
Metaller, auf dessen Nietenarmband Minisalamis gespießt waren,
Gitarrist „Wurschtbua“ sprang mit Westover und Hubschraubermütze
auf der Bühne rum usw. Sänger „Dr. Mett Wurscht“ hingegen glänzte in
chirurgen-grünem Outfit und auf seinem Körper prangte ein „Life
sucks“, was natürlich automatisch an diverse Emo-Musiker
erinnert.
Die Band nahm so ziemlich alles auf’s Korn, was irgendwie ging. So
wurden ab- und zu ein paar ultra-kurze Songs a la Napalm Death vom
Stapel gelassen, oder es wurden natürlich die diversen Musikstile
auf’s Korn genommen, wenn auch vorwiegend Death und Grind, und
musikalisch hervorragend gespielt.
Während des Gigs wurden zudem ständig Würste in’s Publikum
geworfen, und die Stimmung stieg rasant an. Vor allem die jüngeren
Besucher waren hellauf begeistert und aßen das Zeug oder warfen es auf
die Bühne zurück. Es war für alle ein heiden Spass. Nachdem es hieß
„Der Käse ist für’n Arsch“, wurde ein riesen Pappkäse erst auf
der Bühne zerkloppt und dann in die Menge geworfen. Die Lieder wurden
jeweils mit spaßigen Bemerkungen angekündigt, wie „Das riecht nicht
gut“. Und was wohl zu jeder Show der Band gehört: der Gitarrist ließ
als Krönung noch seine Hose runter, bevor der Spaß für Band und Fans
endete:
Hiermit
wurde natürlich Wurst in's Publikum geschossen:
„Burning
Skies“ sind ja nun so eine Band, die ich mir nie freiwillig
anschauen würde. Deathcore aus UK. Aber wenn man eh schon’mal da ist
und auf Endstille wartet... also was soll’s!
Der Gig der Band begann gleich mit Problemen am Bass, der dann erst'mal
gerichtet wurde. Sänger Merv bediente sein Publikum mit extremem
Gekreische. Entgegen meinen Erwartungen gab es jedoch keinen Moshpit,
obwohl es den zahlenden Gästen ansonsten gut zu gefallen schien. Aber
wahrscheinlich musste man sich nach der Ultrawurscht-Orgie erst’mal
ausruhen. Nun, auf jeden Fall war klar, dass die Organisatoren dieses
kleinen Festivals „Burning Skies“ wahrscheinlich deshalb ausgesucht
hatten, weil sie selbst große Fans der Band sind, denn am Bühnenrand
standen ein Haufen Crew-Leute, die komplett ausflippten. Einer davon tat
so, als würde er die Menge mit einer Flasche beschießen. Kommentar
des Burning-Skies-Sängers später: „ The stage manager is a fucking
child“. Überhaupt brachte der Sänger
den Anwesenden viel Aufmerksamkeit entgegen. So erkannte er tatsächlich
einen Fan in der Menge wieder, weil der sich vorher eingepisst hatte und
das wohl auch noch der Band erzählt hatte. „Super“!
Nach
diesem Exkurs in eine Stilrichtig, mit der ich mich niemals anfreunden
werde, war ich froh, dass nun erst’mal "Helheim" die
nächsten auf der Bühne waren. Sänger V’gandr, der ja
augenscheinlich leicht zu provozieren ist, fühlte sich von dem Zuruf
eines Besuchers , nämlich „ True Norwegian Black Metal!“ auch
gleich’mal angesprochen und erwiderte: „Then you need EMPEROR on
stage! Who
gives a fuck anyway!?“ Somit war die
Tagesform klargestellt und der Gig konnte beginnen. Man hörte gleich,
dass V’gandr’s Stimme leicht angeschlagen ist. Nun ja, Helheim
hatten ja bei der Tour mit Dark Fortress ja auch schon einige Gigs
hinter sich.
Die Band hatte nicht viel Spielzeit und musste ihr Set deshalb auf 5
Songs runterkürzen. In der Setliste verblieben deshalb nur „Jernskogen“,
„Northern forces“, „Oaken Dragons“, „Warlot“ und „Nattravens
Tokt“. Der Sound war okay, und so konnten Helheim mit ihrem mörderischen
Gekreische richtig Eindruck bei den Österreichern schinden. Die gingen
definitv besser mit, als die Fans in Deutschland.
Bereits während der vorangegangenen Tour hatte es sich V’gandr nicht
nehmen lassen, während der Show zu rufen „Our drummer is an asshole“,
nur dass er dieses mal noch eine Erklärung dranhängte, nämlich: „But
we like assholes and we hope you do, too. If you do, please scream for
him“ und es folgten ein Schlagzeugwirbel und Applaus.
Da der Booker der Tour sich die Freiheit genommen hatte, bei dem
Festival zwar Helheim und Dark Fortress unterzubringen, aber nicht die
dritte Band, die eigentlich hier mit auf Reisen war, nämlich Vulture
Industries, liess es sich der Sänger von Vulture Industries beim
Spring-Metal-Festival zumindest nicht nehmen, während des Helheim-Gigs
mit auf die Bühne zu kommen und mit Bierflasche in der Hand einen Song
mitzubrüllen.
Das ganze endete mit einer typischen V’gandr-Aktion, der vor dem
letzten Song das Publikum um totale Stille bat. Jeder dachte natürlich,
nun folgt etwas besonderes, aber alles, was V’gandr dann in’s Mikro
hauchte, bevor „Nattravens tokt“ begann, war: „Last song“! Ich
glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Diese
Mischung aus ernsthaftem Metal und Spaßmusik bei diesem Festival konnte
einen echt fertigmachen. Denn schon standen die nächsten Rabauken auf
der Bühne: die "Exrementory Grindfuckers". Die Halle
war nun mit sicherlich weit über 1000 Leuten gekracht voll und es war völlig
unmöglich, nach vorne zu kommen, um Fotos zu machen. Die Österreicher
gingen ab wie Schmidt’s Katze und alle brüllten die Texte mit ...
„Staatsgrind Nr. 1“ nur als ein Beispiel. Bis in die letzten Reihen
wurde gesprungen, gefeiert und gegrölt. Als das große Finale mit „The
final grinddown“ angekündigt wurde, gab’s auch kostenlos noch eine
Beleidigung von der Band mit: „Wer jetzt noch nicht weiß, was das
ist, ist entweder total dämlich, oder Deutscher“. Nun ja, aber auch
mit dem einheimischen Publikum wurde genauso liebenswert geplaudert:
„Wir haben vor, euch alle zu töten! .... Oder zu ficken... je
nachdem, was euch lieber ist“ und es folgte „Grindcore out of
hell“ und die Zahl der Crowdsurfer konnte wieder sprunghaft ansteigen.
Nachdem die Band ihre ganzen Gassenhauer zum besten gegeben hatten und
das Publikum richtig Spaß gehabt hatte, riefen die Musiker noch:
„Salzburg, das war’s! Ihr habt das Land gefickt.“ und die Gitarren
wurden abgeschnallt.
"Dark
Fortress", die ich bereits 2 Tage zuvor in Ingolstadt gesehen
hatte, waren die nächsten und hatten hier glücklicherweise einen viel
besseren Sound als die Tage zuvor, so dass die Songs richtig geil rüberkamen
und sich das Publikum sofort anstecken ließ. Morean’s Stimme kam
dadurch auch gleich viel besser zur Geltung. Er hatte auf der Bühne
auch viel mehr Platz und konnte sich viel besser bewegen, hat dadurch
auch richtig für Action sorgen können.
Auch Dark Fortress mussten ihre Setliste stark für’s Festival kürzen,
und so konnte nur die Hälfte der üblichen Setliste gespielt werden.
Die 6 Tracks, die es schafften, waren: „No longer human“, „Self
mutilation“, „Cohorror“, „Baphomet“, natürlich „Catawomb“
und „Like a somnambulist in daylight’s fire“. Die Österreicher
waren begeistert und headbängten enthusiastisch. Die älteren Songs
wurden noch mehr umjubelt als die neueren und Morean gab ihnen die Ehre
und rief nicht einfach „Salzburg“ in’s Mikro, sondern growlte das
stilecht. Die Chemie zwischen neuen Dark Fortress-Sänger und Publikum
stimmte also von Anfang an.
Sound, Musik, Gesang, Hingabe des Publikums, Songauswahl... alles hat
gepasst. Und so kann man sagen, dass der Auftritt ein voller Erfolg war.
„Wo
bin ich hier nur hingeraten?“ dachte ich mir, als eine Band namens „War
from a harlots mouth“ auf die Bühne kam. Metalcore! Solange eine
Band auf der Bühne steht, die den Metalcore verarscht, ist das ja alles
okay. Aber wenn eine echte Metalcore-Band auf der Bühne steht, sollte
ich besser gehen. Deshalb habe ich nur schnell ein paar Fotos gemacht
und mir einen ersten Eindruck verschafft, bevor ich den Fans des Genres
das Feld überließ.
Alle Bandmitglieder hüpften wie die Gummibälle über die Bühne und
frickelten sich auf ihren Instrumenten tierisch einen ab, um ihren
diffusen, technischen Sound hinzukriegen. Ständige Themen- und
Tempi-Wechsel, sehr thrashig unterlegt... ich hätte es jetzt einfach
nur als „Krach“ bezeichnet, aber für andere Leute ist es natürlich
Musik. Zumindest war der Drummer sehr beeindruckend, der barfuss die
Pedale bediente und dermaßen auf die Felle eindrosch, dass man dachte,
sie reißen gleich.
Direkte Fans der Band fanden sich allerdings in den ersten Reihen nicht,
die Endstille-Fans waren bereits vorgerückt, um sich die besten Plätze
zu sichern. Nur die Stagecrew stand wieder am Bühnenrand und war
hellauf begeistert von „War from a harlots mouth“, die sich noch bei
„Burning Skies“ bedankten, mit denen sie auf Tour waren.
Ein Mädel in der 1. Reihe machte sich einen Spaß daraus, dem Sänger
der Band eine „Happy Meal“-Fahne so lange vor’m Gesicht
rumzuschwenken, bis dieser die nahm und sich hinter’s Ohr steckte. Ja,
man muss zugeben, dass es die Band nicht leicht hatte. Irgendwann riss
dem Sänger der Geduldsfaden und er ließ eine genervte Bemerkung
fallen, dass vorne ja sowieso „nur Kiddies in Endstille-Shirts stehen,
die alle auf Endstille warten“. Tja, richtig erkannt. Nur dass
zwischen den „Kiddies“ auch viele zwischen 20 und 35 standen....
aber na ja...
Als
das riesige Endstille-Banner aufgehangen wurde, meinte ein Fan
neben mir erstaunt: “Das ist ja so gross wie mein ganzes Zimmer”.
Niedlich. Naja, Endstille sind ja jetzt bei Regain, da muss am Banner
nicht gespart werden.
Der Gig begann wie alle Endstille-Gigs der letzten Zeit mit
„Dominanz“. Im Normalfall ist das Stück wirklich endgeil, aber
leider hatten Endstille arge Soundprobleme, besonders am Anfang des
Gigs, so dass sich die ersten Songs wirklich fremd anfühlten. Nach
einer Weile trat L.Wachtfels vor die Monitorbox und rief: „Jetzt macht
ihr mich mal leiser, und ich würde gerne alles mal hören“, aber ich
hatte das Gefühl, die Soundtechs bekamen es trotzdem nicht gebacken.
Schade. Es ging weiter mit „The one I hate“. Ich weiss nicht, ob es
am Sound lag, der den ganzen Gig so beeinträchtigt hat, aber auch der
Gesang von Iblis war nicht so fesselnd wie bei anderen Gigs. Zwar war er
unglaublich aggressiv, aber es fehlte das Beeindruckende, was einen
total vom Hocker haut.
Trotzdem
war nach so langer Abstinenz ein Endstille-Gig mal wieder eine Wohltat.
Die Fans gingen hervorragend mit und die Nackenmuskeln wurden bis
auf’s Äußerste gepeinigt. Unter anderem wurden neben neuen Songs wie
„Endstilles Reich“ (der angekündigt wurde als Song, der bestätigt,
dass es sich nicht lohnt, dieses scheiss Leben zu leben) auch „Frühlingserwachen“
und „Ripping Angelflesh“ gespielt. Bei den Zugaben fragte Iblis, was
wir denn hören wollen. Die Hälfte der Fans brüllte nun „Bastard“,
die andere Hälfte „Navigator“. Natürlich gab’s am Ende beide
hintereinander.
Bleibt nur noch eins zu sagen: Gut gebrüllt, Löwe!
Nun
war die Halle, die auch bei Endstille brechend voll gewesen war,
erst’mal auf einen Schlag leer. Frischluft musste her. Naja, „Born
from pain“ brauchten eh ein Stück länger zum umbauen.
Doch als die Niederländer dann ihren Gig begannen, war es wieder
richtig voll. Sie bedienten die Menge mit Thrash/Hardcore und hatten im
Sturm die Herzen der Österreicher erobert. Kevin Otto an den Vocals
wusste, wie man mit dem Publikum umgeht und auf sein Kommando sprangen
oder moshten alle Fans genauso, wie er es wollte.
Genau
wie „Born from Pain“ sind auch „Aborted“, die die
Headliner des Festivals waren, nichts für mich, sorry, und ich sah mir
auch deren Gig nicht vollständig an. Es sei nur gesagt, dass auch bei
ihnen die Halle noch’mal randvoll war und alle noch’mal ordentlich
moshten. Sie waren DAS Zugpferd des Festivals und machten ihrem Namen
alle Ehre.
Auch sei zum Festival gesagt, dass dieses die Zeitpläne recht gut
eingehalten hat. So krasse Verzögerungen wie bei anderen Events gab’s
hier nicht.
Auch ist die „Arge Kultur“ recht gemütlich, nur war die Location
fast schon zu klein für den Ansturm des Spring Metal Festivals. Hier
noch Aborted (mehr Fotos von den Bands gibt’s in den „Concert photos“):
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