Summerbreeze Festival 2005 - Teil 3
Samstag, 20. August 2005
(Bericht von Wiebke & Twilightheart)
Samstagmorgen wachte ich doch recht früh auf, weil ich in meinem Schlafsack ziemlich fror, man sollte halt nicht aus Faulheit bei höherem Alkoholpegel mit nassen Klamotten schlafen gehen. Wie dem auch sei, so früh war die Schlange vor den Duschen noch ziemlich kurz und das heiße Wasser tat Wirkung und weckte meine Lebensgeister, so dass ich es pünktlich zu Barcode vor die Bühne schaffte. Auf diese Erfahrung hätte ich aber gut und gerne verzichten können. Sorry, aber der Hardcore der Dänen war absolut nicht meine Baustelle. Die Drei-Minuten-Songs mit dem monotonen Gekreische gingen mir nach kurzer Zeit tierisch auf den Geist. Einige, der noch nicht sehr zahlreich vor der Bühne weilenden Leute, schienen es aber zu mögen und „tanzten“ Pogo.
Suidakra bewegten sich dagegen schon in ganz anderen Sphären und zogen ein paar hundert Leute mehr aus ihren Zelten. Während des Dudelsackintros herrschte schon eine ausgelassene Stimmung, die sie während des Auftritts noch steigern konnten, zumal den Herren Arkadius und Fakki immer ein loser Anfeuerspruch auf der Zunge liegt.
Ein weiterer Bonuspunkt waren natürlich die Songs. Melodisch und doch hart mit einem ordentlichen Mitmoshpotential. Leider musste man sich auf sechs Songs beschränken, so dass vom aktuellen Album „Command to charge“ nur „Reap the storm“ gespielt wurde und man ansonsten auf älteres, bewährtes Material zurückgriff und der Dudelsackspieler in der Mitte des Sets noch einmal zum Einsatz kam.
Setlist: Darkane Times - Reap The Storm - Wartunes - Loch Loment - Pendragon's Fall - Gates Of Nevermore
Draconian wirkten um diese Uhrzeit leider ziemlich fehl am Platze. Für den qualitativ hochwertigen Doom Metal der Schweden war es viel zu hell, so dass die richtige Stimmung dafür – zumindest bei mir – nicht aufkommen konnte. Dennoch konnte man zu den schleppenden Songs wunderbar im Rhythmus hin und herwiegen und sich davon überzeugen, dass Sängerin Lisa nicht nur hübsch anzuschauen sondern auch durchaus in der Lage ist, auch live die Töne richtig zu treffen. Anders Jacobson unterstützte sie mit kräftigen Growls und bildete so einen angenehmen Kontrast. Neben Liedern vom ersten und zweiten Album wurde mit „The Dying“ auch ein ganz neuer Song vorgestellt.
Setlist: Heaven laid in tears – The dying – Daylight misery – The cry of silence
Hier noch ein kleiner Ausblick: Vom Festivalgelände konnte man wunderbar auf die bewaldeten Hügel in der Nachbarschaft schauen, von denen der Nebel langsam ins Tal zog (W).
Mit Enthroned
gab es endlich die volle Ladung zum aufwachen. Black
Metal a la carte! Die Jungs haben sich nicht lumpen lassen und haben von
der ersten Sekunde an ihr Ding durchgezogen. Da liessen sie sich auch nicht
einschüchtern davon, dass noch nicht sooo viele vor der Bühne standen...
schliesslich war es der letzte Festivaltag, und morgens 12:45 Uhr.... irgendwann
will der Fan ja auch mal ordentlich einen ehrlich-verdienten Rausch ausschlafen,
nicht wahr!? ;-)
Aber pünktlich zu dieser
vormittäglichen BM Ladung regnete es auch wieder und die Band machte noch
grimmere Minen als eh schon... Das einzige, was mich gestört hat, war die
Spandexhose des Sängers (das ist was Glam-Rocker, Jung’!) und das teilweise
hohe Gekreische. Aber ansonsten war die Band das totale Aufräumkommando und
machte ihrem Namen alle Ehre.
Nun ja, Lacrimas Profundere habe ich mir nur mal aus Neugier kurz angeschaut, weil es die Band schon ewig gibt, ich sie aber noch nie live gesehen hatte. Sie spielen eine Mischung aus Gothic- und Rock, aber auch ihnen war der Wettergott nicht gesonnen, es regnete ununterbrochen und in Strömen während ihres Gigs. Insofern trollte ich mich auch wieder, nachdem ich diese Fotos gemacht hatte:
So ca. um diese frühe Zeit kristallisierte sich ein seltsames Phänomen heraus. Nicht nur die Fans schienen heute am 3. Tag zwei unterschiedlichen Lagern anzugehören (die Endstille- Fans sammelten sich auch schon`mal um die Pain Stage... während es die Leute mit Farbtupfern in den Gewändern mehr zur Main Stage zog), sondern auch bei den Fotografen in den Fotogräben gab es diesen Kontrast. Da waren plötzlich Fotografen von Gothic- und Mainstream- Magazinen unter uns (vorwiegend wegen Subway to Sally, Lacuna Coil und/oder Tristania, nehme ich an). Komisch, dass jene welche von denen, die sich aus Versehen zu Endstille in den Graben verirrt hatten, sofort freiwillig wieder gingen während des ersten Songs. ;-) Auch gut, so hatte ich den Fotograben nach wenigen Minuten irgendwie ganz für mich alleine.
13:55 Uhr hätte ich jetzt nicht unbedingt als günstigste Spielzeit für Endstille angesehen, aber der Band schien es nichts auszumachen, sie waren sogar eher gut drauf. Iblis war unschlagbar, was die Mimik betrifft (man möge es mir nicht übel nehmen, dass ich da manchmal lachen muss, aber wenn er den Mund verzieht und dann wie ein Irrer dazu schaut, das ist einfach herrlich). Nicht nur für die Fotografen hatte es gleich zu Beginn des Sets ein „Frühlingserwachen“ gegeben, sondern auch für die Fans. Und als Zweites folgte „Navigator“, gleich gefolgt von „Biblist Burner“. Die Endstille Fans waren natürlich vollends in ihrem Element, es war eine einzige Black Metal Feier. Manche in der Menge trugen sogar stilecht CorpsePaint, welches dann gerade mal so den Endstille-Gig über hielt, bevor es vom Regen abgewaschen wurde, denn auch bei Endstille war das Wetter so grim wie die Band. Es folgten „I bless you... God” und “Dominanz”, und freilich durften auch “Bastard” und “Ripping angelflesh” nicht fehlen. Einfach nur ein saugeiler Gig.
Am Ende des Gigs hechtete Lars mit einem Sprung von der Bühne in`s Publikum rüber. Glück für ihn, dass er die Stelle gewählt hatte, wo die treuesten Fans standen. Ich meine, stellt euch vor, es hätte ihn niemand aufgefangen und alle wären nur beiseite gesprungen! ;-)
Ach ja...
Endstille... ich sag nur eins: immer wieder gerne!
Ich konnte es dann auch nicht
lassen, noch einen Abstecher zur gleich darauf folgenden Endstille-
Autogrammstunde zu machen (freilich habe ich wieder nicht dran gedacht, mir auch
mal`n Autogramm mitzubringen, stattdessen habe ich wieder nur an Fotos für`s
Magazin gedacht). Den Gig von „Orphaned Land“ habe ich dadurch auch
verpasst. Egal. Diese "grimme" Foto von Iblis war es wert: ;-)
Beim Gig von Disbelief musste ich mit Entsetzen feststellen, dass Jan-Dirk fehlte (nachdem er schon bei einem der vorherigen Gigs plötzlich mit kurzen Haaren auf der Bühne gestanden hatte, nehme ich an, man hat ihn zum Wehrdienst eingezogen) und ein Ersatz war neu zur Band hinzugekommen. Aber auch mit ihm war die Band noch genauso kult. Ich sag nur „Rewind it all“... da bleibt keine Mähne ungeschüttelt. Und immerhin hat die Band ja schliesslich noch Jagger, der durch seine einmalige Mimik und Zungen-Sing-Technik der Band ihren aussergewöhnlichen Touch gibt. Es wurden keine Gefangenen gemacht... jeder, der im Publikum stand, hatte nach dem Gig nassgeschwitzte Kleidung vom Moshen und Headbangen.
Um 15:55 Uhr war es an der Zeit für Caliban. Irgendwie, nach Breakern wie Endstille und Disbelief kommen einem ja fast alle Bands im Vergleich nur noch nichtig vor, aber ich denke nicht, dass es nur daran lag, dass Caliban nicht viele Freunde finden konnten hier. Es war so eine Art Glam-Rock mit Gothic- Attitüden. Ich will nicht so dreist sein, zu behaupten, dass die Musik überhaupt gar nichts interessantes hatte... lieber drücke ich es mit den Worten meines schwedischen Kumpels Dan aus: „Die Musik spricht nicht zu mir“...
Da schlumpfte ich doch lieber in`s Backstage-Zelt, um ein Interview mit Endstille abzustauben. (Twi.)
Zu einem weiteren Festivalhöhepunkt wurde für mich persönlich der Auftritt von The Vision Bleak. Nach dem bereits vom Debüt bekannten, dramatisch anmutenden Intro betraten die kalkweiß geschminkten Herren die Pain Stage, um vierzig Minuten lang „Songs of Doom, Death and Horror“ auf die Menge los zu lassen.
Während sich Mastermind Schwadorf und der zweite Gitarrist wilde Posingduelle lieferten, wieselte Sänger Konstanz von einer Bühnenseite zur anderen und zog die Leute mit seiner Ausstrahlung und seinem Bariton in seinen Bann. Alte und neue Songs hielten sich ungefähr die Waage, wobei „Carpathia“ und „Kutulu!“ sehr gut aufgenommen wurden. Gerade „Kutulu!“ hob sich durch von allen Bandmitgliedern gesprochenen Passagen - die sich fast wie eine Beschwörung anhörten - ab. Und bei „The deathship symphony“ wurde noch einmal ganz tief in die Trickkiste gegriffen: dramatische Gitarrenriffs, mitreißende Rhythmen und ein leidenschaftlicher Gesang ließen den Auftritt spätestens jetzt zu einem kleinen Triumphzug werden.
Setlist: Intro – Secrecies in darkness – Wolfmoon – Carpathia – Kutulu! – The grand devilry – The deathship symphony – The lone night rider (W)
Bei Symphorce hatte ich ein DejaVu. Nicht nur, dass der Sänger der selbe ist wie bei Brainstorm, auch die Musik kam mir nicht viel anders vor. Aber dieser Stil scheint viele Fans zu haben, denn die Band wurde mächtig abgefeiert. Hier ein paar Fotos.
Subway to Sally hatten gleich zu Anfang des Gigs ein haufen Pyro-Effekte eingebaut, man musste echt aufpassen, dass man im Fotograben nicht von ein paar Aschefetzen getroffen wird. Ich denke mal, dass mindestens 80% aller Festivalbesucher versuchten, den Gig aus irgendeiner Ecke mit anzusehen, denn so voll war es auf dem Gelände echt noch nie gewesen (das blieb dann auch später bei Lacuna Coil so). Neben dem Dudelsack fuhren Subway to Sally wieder allerlei Musikinstrumente auf, die unsereiner als Normalsterblicher gar nicht kennt. Es war wirklich interessant. Und die Stimmung des Festivals war nun auf ihrem Höhepunkt. Alle tanzten, moshten, grölten mit und hatten einfach eine gute Zeit.
Was das sollte, dass man End of Green danach spielen lässt, kann ich mir nicht erklären. Die Band ist eine Kopie von HIM, und der Sänger echt eine missglückte Nachahmung von Ville Valo. Also, echt... End of Green... das geht GAR NICHT. Da hiess es nur noch eins: weg! Weit weg!
Bis man sich bei J.B.O. mal wieder in die Nähe der Bühne trauen konnte, um ein bisschen Spaßmusik abzukriegen. (Twi.)
Für mich ging es dann erst mit Tristania weiter, wäre ich alleine auf dem Festival gewesen, hätte ich sie wohl gar nicht mehr mitbekommen, weil ich dann schon nachmittags klatschnass und mit verdammt schlechter Laune nach Hause gefahren wäre. Aber Zeit, das Muttertöchterchen raushängen zu lassen, blieb ja später noch. Und ich hätte einen klasse Auftritt verpasst, um das gleich mal vorwegzunehmen.
Fast schon traditionell begannen Tristania mit „Libre“ vom neuen Album unter dem Gejohle des Publikums. Sängerin Vibeke trägt ihre Haare wieder schwarz und hat auch die schönen Samtkleider wieder aus dem Schrank geholt. Ich will nicht klischeehaft klingen, aber für mich gehört zu dieser Art von Musik schon irgendwie das spezielle Outfit dazu, um die richtige Stimmung aufkommen zu lassen. Und eine perfekte Stimmung konnten sie wirklich entfachen, auch wenn der Sound stellenweise ziemlich unausgeglichen und der klare Gesang von Østen viel zu leise abgemischt war. Schon der dritte Song „Beyond the veil“ mutierte zum absoluten Killer, bei dem die Langhaarigen reihenweise ihre Matten kreisen ließen, und die Nachtigallen mehr oder minder schräg mittirilierten. „A sequel of decay“ bot mit den wunderschönen Gesangslinien Zeit zum Träumen, während das „Hitfeuerwerk“ bestehend aus „Angellore“ und „Angina“ den Auftritt beendete.
Setlist: Libre – World of glass – Beyond the veil – The wretched – A sequel of decay – Circus – Angellore – Angina
Lacuna Coil konnten die Stimmung danach nicht komplett aufrecht halten. Obwohl sich die Band sehr eingespielt präsentierte und Sängerin Christina sich keinen Fehler erlaubte und auch einen sehr sympathischen Eindruck hinterließ, waren die Reaktionen nicht ganz so enthusiastisch wie noch eben bei Tristania. Dennoch lieferte die Band eine klasse Show mit beeindruckendem „Synchron-Headbanging“ am Bühnenrand und präsentierte neben einem „bunten“ Programm und mit „A2“ einen brandneuen Song. Das wunderschöne, in italienischer Sprache gesungene „Senzafine“ bildete einen angenehmen Kontrast zu den englischsprachigen Songs. Und ganz zum Schluss hatten Lacuna Coil dann ein Erbarmen mit den Fans und spielten endlich ihren „Hit“ „Heaven´s a lie“, auf den die meisten sehnlich gewartet hatten, denn es wurde noch mal fleißig mitgesungen.
Setlist: Intro - Swamped - Self Deception - Entwined - 1.19 - Senzafine - Halflife - Humane - A2 - No Need To Explain - To Live Is To Hide - Tight Rope - When A Dead Man Walks - Daylight Dancer - Heaven's A Lie
Das Ende des Festivals
leitete dann der Auftritt von Pain ein. Wobei sich mir wieder die Frage
stellte, warum Peter Tägtgren überhaupt noch „live“ spielt. Er könnte
sich auch einfach auf die Bühne stellen, ein Tonband ablaufen lassen und
nebenbei gemütlich ein Bier trinken.
Jedenfalls köchelte die Stimmung schon als er mit seiner Band zum Intro die Bühne
betrat, um schon während des ersten Songs „Hey little bitch“ fast den
Siedepunkt zu erreichen. Es wurde gehüpft, geschrieen und gejubelt sobald der
Meister ein Wort sagte oder auch nur eine Handbewegung machte. Bereits ab dem
zweiten Song „End of the line“ lief das Ding von selbst, und zeitweise ging
Peters Gesang im Mitgegröhle der Fans unter. Es folgten „Dancing with
the dead“ und das Beatles-Cover „Eleanor Rigby”, bei dem Peter sich einen
kleinen Spaß erlaubte und im Refrain “look at all the horny people” statt
der richtigen Textzeile sang. Danach driftete man mit „Greed“ kurz in ältere
Gefilde ab, ehe es mit „Bye/Die“ wieder einen Song vom neuen Album
„Dancing with the dead“ auf die Ohren gab. „It´s only them“ war für
mich persönlich der schwächste Song, bot mir aber dafür eine kurze
Verschnaufpause. Denn danach wurde mit dem Dreierpack „Shut your mouth“,
„Dancing with the dead“ und „On and on“ die Keule aus dem Sack gelassen.
Das ging verdammt auf die Nackenmuskeln! Als die Band, die sich diesmal
eingespielter als noch auf der Tour Anfang des Jahres präsentierte, Anstalten
machte, die Bühne zu verlassen, brach im Publikum ein Orkan an Applaus und
Zugaberufen los, so dass die zwei Herren und zwei Damen mit breitem Lächeln auf
den Gesichtern zurückkamen und „Suicide Machine“ nachlegten, bei dem die
Crowdsurfer im Sekundentakt im Bühnengraben landeten.
Und auch danach hatten die Fans noch lange nicht genug, dennoch musste man sich leider an die Vorgaben der Stadt Abtsgmünd halten und pünktlich um ein Uhr Schluss machen, so dass Peter wie schon 2002 noch einmal so auf die Bühne zurückkam und sich bei den Leuten bedankte. (W)
Bleibt nur noch eins zu sagen: Auf ein Neues in 2006! Und hier noch ein paar mehr Fotos vom Festival:
Amon
Amarth |