Summerbreeze Festival 2006
Dinkelsbühl, 17./18./19. August 2006
(Kurzbericht von Twilightheart)
Leider wird es dieses mal keinen Summerbreeze-Bericht über jede Band geben (wie in den Vorjahren), denn widrige Umstände verhinderten, dass ich bei der Sache bleiben konnte. So gleich 2 Todesnachrichten von 2 Personen, die ich kannte (einmal privat, und einmal Jon von Dissection), so dass es mich natürlich total aus der Bahn geworfen hat und ich nur noch wenige Bands angeschaut habe (bzw. mich dazu gezwungen habe). Einfach nach hause fahren konnte ich leider auch nicht, denn ich war an meine Mitfahrgelegenheit gebunden. Seht dies hier also keinesfalls als Band-Bericht (derer gibt’s ja sicher auf anderen Webseiten zur Genüge), sondern als meinen persönlichen kurzen Erlebnisbericht. Oder schaut euch nur die Fotos an! ;-)
Gleich als mein
schwedischer Kumpel, seine Freundin und ich uns per Auto dem Festivalgelände näherten,
wurden wir erstaunlicher Weise noch vor der Haupteinfahrt abgefangen und in den
Backstage-Bereich für die Bands gewunken, wo wir erst mal parkten. Wir fragten
uns natürlich, wie wir zu der Ehre kommen. Wir stellten daraufhin wilde Mutmaßungen
an, da unser Schwede ein wenig wie der Sänger von Eisregen aussieht bzw. seine
Freundin von weitem durch die Windschutzscheibe wie Liv Kristine ausgesehen
haben könnte. Doch wir wissen es bis heute nicht genau, wieso uns das passiert
ist. Jedenfalls haben wir natürlich unsere Chance ergriffen und uns die ganze für
die Bands abgesperrte Gegend (die echt riesig ist) in Ruhe angeschaut. Die haben
eine eigens geöffnete Kneipe dort, nur für die Bands und den „All
area“-staff. Also richtig gemütlich für die Bands. Nachdem wir die
Besichtigungstour beendet hatten, fuhren wir freiwillig wieder von diesem
Parkplatz runter und auf den Campingplatz. Und da fingen die Enttäuschungen an:
pro Person extra noch mal 10,- Euro Parkgebühr und 10,- Euro für alle für’s
Auto... davon hatte ich natürlich vorher nichts gewusst und war dementsprechend
enttäuscht.
Nach der obligatorischen Nutella-Glas-Suchaktion der Securitie, hieß es Zelt
aufbauen. Dabei fiel uns auf, dass es in unserer Ecke wirklich Massen von Grashüpfern
gab, die wahrscheinlich völlig geschockt waren, dass ihr Lebensraum gestört
wird, denn während des Zeltaufbaus sprangen sie entweder davon oder versuchten,
am Zelt hochzuspringen. Ich hatte daher fest damit gerechnet, am nächsten
Morgen zwischen hunderten Grashüpfern aufzuwachen, aber die Ärmsten haben sich
zurückgezogen. Während der ganzen Festivaltage sah man dann keinen einzigen
mehr. (Schade eigentlich, denn man hätte ja 2 oder 3 davon mit auf den Grill
werfen können.... neeein, kleiner Scherz! Bitte keine Drohanrufe von Tierschützern!)
Erst am letzten Tag, als wir abbauten, kamen sie zurück und eroberten ihren
Platz zurück, sobald das Zelt weg war. :-)
Des weiteren flogen im
5-Minuten-Takt donnernd laute Militär-Tiefflieger über das Campinggelände und
wir hatten schon Horrorvisionen davon, dass dies während der Gigs so weitergeht
und man immer nur 4 von 5 Minuten etwas hört. Doch genau zu Spielbeginn der
Bands wurde der Flugverkehr eingestellt.
Während der
Campingplatz an vereinzelten Stellen etwas klein war, war das Festivalgelände
selbst sehr groß bemessen. Es hätten sicher 50.000 Leute auf’s Gelände
gepasst, wenn es hätte sein müssen. Doch es waren weniger als ein Drittel
davon da. Ein Großteil davon waren Gothic-Fans (kein Wunder, denn Bands wie
Lacrimosa und Liv Kristine hatten Headlinerpositionen), ein weiterer Großteil
waren Fans von MTV-Bands wie Negative oder die Deathstars. Einen weiteren
Kontrast bildeten Bands wie Corvus Corax, die ja auch ihre ganz eigenen Fans
mitbringen. Das Fazit war eine ganz bunt gemischte Besucher-Schar... aus allen
Bereichen des Metal. Also für Leute, die tatsächlich ein kunterbuntes
Sommerfestival mögen (oder nur Unterhaltungsmusik beim Grillen möchten) ist
das Breeze sicher genau das Richtige. Bei mir und meinen Freunden allerdings
keimte wahrscheinlich schon am 1. Tag der Verdacht, dass wir hier sicher nicht
mehr hinfahren. Dann doch lieber zu einem reinen Underground-Metal-Festival, wo
man sich eine BM- oder Death-Band nach der anderen geben kann.
Und als es dann noch hieß, dass nur sehr wenige der zahlreichen Presseleute
einen Headliner-Fotopass (d.h. mit dem man die 2 Haupt-Headliner jeden Tages
fotografieren darf, während alle anderen das nicht dürfen) bekommen (Printmagazine
usw.), stand der Entschluß natürlich endgültig fest, dass ich mir das nicht
mehr gebe in der Zukunft. Vielleicht als ganz normaler Fan zum zelten,
spasshaben, rumhängen... aber sicher nicht, um von dort zu berichten. Denn es
gab nicht’mal so viel Fairness, den Fotografen dies VORHER mitzuteilen. Man
erfuhr es erst am Eingang. Das finde ich ziemlich unprofessionell. In Wacken
gibt’s zwar auch verschiedene Foto-Pässe, aber da bekommt man Wochen vorher
bescheid, so dass man noch genügend Zeit hat, sich bei einem ausländischen
Printmagazin den Wacken-Foto-Job zu angeln, um einen richtigen Fotopass zu
bekommen. Beim Summerbreeze hatte man diese Chance nicht. Das heißt im
Klartext, dass ich von den 2 Hauptheadlinern jedes Tages keine Fotos für euch
machen konnte. Ihr braucht also gar nicht nach Fotos von Kreator, Fear Factory,
Katatonia oder Gamma Ray suchen. Es gibt hier keine. Gut, über die Gothic-Bands
wie Lacrimosa hätte ich sowieso nicht berichtet, das gebe ich zu (es waren
sowieso genügend Gothic-Magazine im Fotograben, die das erledigt haben), aber
Katatonia (und somit Blakkheim) nicht fotografieren zu dürfen... da vergeht mir
natürlich die Lust am berichten und am Kamera-umsonst-rumschleppen.
Was ich witzig fand, war die Tatsache, dass die Securitie-Männer durchnumeriert waren auf ihren T-Shirts. Aber zumindest war ich froh zu sehen, dass es zum Teil die selben netten Secs wie letztes Jahr waren. Die im Fotograben sind ein Musterbeispiel an gutem Benehmen und der Fähigkeit, Konflikte zu vermeiden. Da können sich alle anderen Firmen eine Scheibe abschneiden.
Der Donnerstag begann für mich mit Undertow, den Thrashern, die immer erst mal so richtig fett Krach machen. Der Platz war zu diesem Zeitpunkt auch schon verdammt gut gefüllt, so an die 8.000 Besucher werden es zu diesem Zeitpunkt wohl schon gewesen sein. Undertow selbst waren allerdings nicht so gut drauf wie bei den anderen Gigs, die ich von dieser Band früher gesehen hatte. Schade eigentlich.
Da ich nun den Bandnamen The haunted schon so unglaublich oft (mit positiven Kritiken verbunden) gehört habe, aber mir noch nie selbst einen Eindruck ihrer Live-Qualitäten machen konnte, ergriff ich nun hier die Chance. Die Jungs aus Schweden spielen amtlichen Death-Thrash und obwohl die Stimmung am Anfang noch verhalten war, wurde es mit jedem Song besser und am Ende des Gigs sprangen alle Zuschauer auf und ab und verausgabten sich richtig.
Für mich war’s trotzdem nix und so zog ich los zur Autogrammstunde von Kreator. Wenn ich schon keine Fotos beim Gig machen darf, wollte ich doch wenigstens mal allen Bandmitgliedern die Hand schütteln. Kreator trifft man ja schliesslich nicht alle Tage.
Gegen 19 Uhr gab es endlich die erste Band nach meinem Geschmack... 1349. Leider schon wieder ohne "Frost". Aber egal mit welchem Drummer, 1349 sorgen immer für das perfekte Black-Metal-Inferno und auch hier im Sonnenlicht glänzten sie durch ihre eisige Aura und die kompromisslos kalte Musik. Zwar war der Sound nur mittelmäßig, aber die Band selbst war gut drauf (soll heißen, aggressiv wie selten), hart, roh, gnadenlos. Ab und zu hörte man ein paar grobe Verspieler mittendrin, doch dies störte kaum jemanden. Die wenigen Black-Metal-Fans, die gekommen waren, konnten hier nun vor der Pain-Stage mal endlich so richtig headbängen zwischen all den vielen Gothic-Fans um sie herum.
Nachdem ich die wirklich sehr gut gelaunten Finntroll bereits backstage getroffen hatte, wurde es Zeit, sie mit dem neuen Sänger denn auch endlich live zu sehen. Man kann es sich ja nur schwer vorstellen, dass jemand an die brillianten Vorgänger heranreichen kann.
Doch überraschenderweise
passt der Neue hervorragend in die Band. Stimmlich passt es einfach perfekt. Das
einzige, was an ihm auffiel, war, dass Vreth wohl noch nicht ganz aus sich
herausging. So wie Wilska über die Bühne fegen wie eine angesengte Sau, darauf
wartete man bei ihm vergeblich. Dafür war sich die Damenwelt im Publikum einig,
dass er verdammt gut aussieht. ;-)
Alle im ähnlichen Outfit (kurze schwarze Röcke... Männerröcke natürlich)
trümmerten sie erst mal alle Troll-Gassenhauer runter... Trollhammaren,
Jaktens Tid, Svartberg usw., und wie man es von Finntroll nicht anders kennt,
haben sie das wildeste Publikum, was man sich vorstellen kann. Vor allem in den
ersten Reihen wurde gesprungen, getanzt, mitgegrölt und einfach abgefeiert ohne
Ende. Ein Humppa-Fest! Und auch die Zahl der Crowdsurfer stieg schlagartig an.
Einfach gute Stimmung. Der neue Sänger Vreth meldete sich dann auch tatsächlich
ab und zu schüchtern zu Wort. „Do
you know how to cook humans? If not, the next song will tell you” und es
folgte Kitteldags. Gegen Ende des Gigs taute er immer mehr auf und sein
4-maliges “Ur” wurde von der Menge auch mit 4-maligem “svamp”
komplettiert, bevor er mit Bierflasche in der Hand den Ursvamp zum besten gab.
Skrymer bekam einmal urplötzlich das Mikro von Vreth vor die Nase gehalten.
Ganz überrascht brüllte er das erste hinein, was ihm einfiel... nämlich „Fuuuuck“
und dann ging’s weiter mit „Det iskalla trollblodet“. Obwohl der Sound
okay war, hatte die Band einige Taktschwierigkeiten und das Keyboard klang etwas
verstimmt. Nun ja... kann vorkommen, wenn die Bands bei Festivals nicht lange
soundchecken können. Da muß dann eben auch mal der Trigger her.
Die Band bekam 5 zusätzliche Minuten zu ihrer eigentlichen Spielzeit, und so
konnten sie noch „Segersång“ auffahren und noch ein letztes Mal ordentlich
für eine Humppa-Orgie sorgen. Ach ja... und ich hab mal entgegen meiner nicht
vorhandenen Headliner-Erlaubnis heimlich Fotos für euch vom Rand gemacht (siehe
"festival-photos").
Nun kam die erste (zu Beginn bereits erwähnte) Schreckensnachricht über den Tod eines Bekannten, so dass ich nicht in der Stimmung war, mir Kreator und Katatonia von weitem anzuschauen, obwohl dies eigentlich hätte sein müssen. Im Nachhinein verdammt schade. Vor allem Katatonia touren ja nun nicht gerade oft.
Nachdem wir am Freitag von Sturm und Regen geweckt wurden und unsere Aldi-Konserven gefrühstückt hatten, machte ich mich bereits vor 12 Uhr auf den Weg zum Festivalgelände.
Dort schienen die Besucher schon verdammt viel Spaß zu haben. Der Grund hierfür waren die „Excrementory Grindfuckers“, die die Spaßfraktion für diesen Tag mimten. Sie nehmen alles auf’s Korn, was ihnen missfällt, vor allem aber den Grindcore. So formen sie bekannte Lieder auf sarkastische Weise um und spielen sie mit neuem Text und metallischer oder grindiger Grundlage. So wird zum Beispiel aus „I’ve been looking for freedom“ > „Looking for Grindcore“ oder aus „Ein bisschen Spass muss sein“ > „Ein bisschen Grind muss sein“. Kultige Sache. Den Black Metal nehmen sie schon allein dadurch auf’s Korn, dass sie statt Nieten und Stacheln ca. 20 cm lange Trinkhalme an ihren Armbändern hatten. :-) Da das Publikum so verdammt gut mitging, bekam auch diese Band 2 Minuten mehr Spielzeit als geplant. Die Kommentierung des Sänges hierzu: „2 Minuten!? Das reicht ja für mindestens 30 Songs!“. Ich glaube, die Setliste der Band spricht sowieso für sich selbst und auch der Ungeübte kann sich annähernd vorstellen, welche Gaudi hinter diesen Titeln steckt: Pomposer (Wieder da), Excrementory, Karamba (Karamba Karacho ein Whiskey), Im Graben vor mir (Im Wagen vor mir), Ein bisschen Grind muss sein, Beds are grind, Vater Morgana, Looking for Grindcore, Glockenkantate, Picknick, Grindcore for the masses, Hallo Bony, Grindcore out of hell (Anton aus Tirol), Hossa! Mexicore.
Und kurz nachdem die Excrementory Grindfuckers also den Grind so richtig auf die Schippe genommen hatten, ließ man (welch Spass) eine Grindcore-Band direkt nach ihnen auftreten, nämlich Leng Tch’e aus Belgien. Doch die Jungs meisterten die Herausforderung perfekt und schafften es mit ihrem Gegrunze, alle in den ersten Reihen zum springen zu bringen. Da auch das Wetter inzwischen wieder besser war, genossen die meisten es, einfach richtig abzufeiern.
Danach zog es mich erst wieder gegen 18 Uhr auf’s Festivalgelände, als Turisas aufspielten. Ich hatte die Band das erste Mal eine Woche zuvor auf dem Party San gesehen und hatte mit offenem Mund dagestanden. Auf CD gefiel mir die Band anfangs überhaupt nicht, aber als ich sie dann live sah, war ich hin-und weg! Battle Metal aus Finnland! Wie der personifizierte Stolz kommen die Musiker auf die Bühne und zeigen den Besuchern erst mal, was eine finnische Harke ist. Mit der Erinnerung von Party San im Kopf hatte ich mich also auf Turisas mit am meisten gefreut. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Ein blutiger Mathias Nygård kam mit seinen Mannen zum Intro von „Victoriae & Triumphi Dominus“ auf die Bühne und liess es dann mit „As torches rise“ so richtig krachen. Vielen Leuten ist diese Band ja ZU stolz und wird deshalb als arrogant abgestempelt, aber meiner Meinung nach ist das stolze Auftreten der Finnen fantastisch. Und spätestens beim dritten Song „The land of hope and glory“ hatten Turisas auch das Herz des Publikums gewonnen und es wurde gemetalt und gebattlet, bis alle schweißnass waren.
Weiter ging’s
mit „Sahti- Waari“ und „One more“, doch dann musste es leider auch eine
kurze traurige Ansprache geben, dass das bei einem schweren Unfall verunglückte
Bandmitglied Georg Laakso nicht zur Band zurückkehren kann wegen der
dauerhaften Verletzungen und dass er somit offiziell ausscheiden muss... und die
Show wurde ihm gewidmet.
Beim Party San hatte das obligatorische Geigen-Solo-Spielchen noch gefehlt (man
hatte mir davon erzählt), aber hier beim Summerbreeze kam ich dann doch einmal
in den Genuss: während Sänger Mathias (nein, eigentlich möchte er ja Warlord
Nygård genannt werden) noch in’s Mikro plapperte, unterbrach ihn Geiger Olli
schon immer mit den Anfängen seines Solos und einigen Versuchen auf deutsch
„Wollen Sie eine Geigensolo hören?“, bis es Mathias also aufgab und Olli
uns sein Solo so was von um die Ohren schmettern konnte. Die Besucher tanzten
dazu so richtig ab ... man kann ja auch schliesslich nicht anders bei diesen
folkigen finnischen Melodien. Nach Hiernach folgte mein Favorit der Band (ja,
inzwischen mag ich auch die CD) > „Rex regis rebellis“, welches der
Stimmungsmacher schlechthin ist. Mathias opferte nun auch sein Bühnenbier und
spritzte es in die Fanmenge. Man konnte sich dann auch schon denken, dass nur
noch „Battle Metal“ (der Song) fehlte, als Nygård rief „Are you a Metal
crowd? ... Are you a BATTLE Metal crowd!?“. Mit diesem kultigen Track fand
der Gig dann leider auch schon wieder sein Ende. Ich verlange für die Zukunft
eindeutig viel mehr Gigs von Turisas... wird Zeit, dass die Band durch
Deutschland tourt (bitte nicht mit Thurisaz verwechseln!)
Gleich im Anschluss gab es Amorphis, deren (inzwischen ja nicht mehr ganz) neuer Sänger der Band so richtig den Kick gegeben hat. Die alten Amorphis waren auch nicht schlecht, aber der „Neue“ hat einfach so eine unglaubliche Bühnenpräsens... man kann weder wegschauen noch weghören. Zusätzlich hatten sie richtig guten Sound auf der Bühne und alle waren in Höchstform, so dass der Amorphis-Gig von vorne bis hinten gelungen war.
Kollege Carsten vom Hotel666 und ich traten dann allerding direkt den Rückweg in den Backstage-Bereich an, denn wir wollten Turisas noch’mal treffen, bevor sie wegfahren. Und ich muss schon sagen, Turisas haben alle Enttäuschungen des Festivals wieder wettgemacht. So eine echt liebe Band habe ich schon lange nicht mehr getroffen. Wir hatten mit Mathias Nygård auch richtig viel zu bereden (und zu betrinken) ... dann gaben alle Bandmitglieder dem Carsten auch gleich noch so an die 20 Autogramme ;-) .... auf jedes seiner mitgebrachten Turisas-Fotos eins...
...eine private Signing-Session für uns beide quasi (nur dass ich mich mit einem Autogramm begnügte)... und zu guter Letzt wurde eine kleine Foto-Session abgehalten... auch nur für uns beide... hier eins der Resultate:
Nun sollten Morbid Angel spielen, also machte ich mich dann doch mal wieder nach draussen, denn ich hatte die Band vorher noch nie live gesehen, obwohl das ja fast ein Muss ist bei den Urgesteinen des Death’n’Roll. Dank Carsten’s wunderbarem Mega-Zoom-Objektiv, was er mir lieh, konnte ich also sogar hinten aus der Fanmenge heraus super Fotos für euch machen. An der Band selbst teilten sich zwar die Meinungen erheblich (für viele ist das schon zu altmodisch, für andere sind sie die Großmeister), doch alles in allem war es ein sehr guter Gig. Es waren extrem viele Leute vor der Main-Stage und headbängten, man kann also schon sagen, dass die Band noch in den Herzen der Fans ist, obwohl viele Magazine über die Jahre versucht haben, die Band schlechtzumachen.
Es folgte dann auch mitten im Gig das absolut geilste Gitarrensolo des Festivals... wenn nicht sogar des ganzen Festivalsommers... natürlich von Gitarrist Trey Azagthoth, der seine Gitarre quälte und sich einen abfrickelte, bis die Finger wund waren... ein richtig schönes, langes, geiles, sauber-gespieltes old-school-Death-Metal-Gitarrensolo! Eine solche Live-Qualität kriegt man ja auch nicht alle Tage zu hören! Aber ... und das war wirklich großartig... auch der alte Gitarrist Erik Rutan (der Trey in nichts nachsteht, wenn’s drauf ankommt) war als Special Guest mit auf der Bühne. Insofern war der Gig sowieso etwas besonderes.
Mit ihnen klang mein Festivaltag dann auch aus. Ich machte noch einen kurzen Abstecher zu den Deathstars (die haufenweise Girls im Publikum hatten, die hin-und weg waren), um ein paar Fotos zu machen, aber diesen Industrial-Rock ertrage ich leider nicht allzu lange & somit habe ich bald das Weite gesucht.
Auch am Samstag
machte ich mich frühzeitig auf den Weg zu den Bühnen, denn ich wollte Lumsk
nicht verpassen. Wer sie nicht kennt: Lumsk sind aus Norwegen und spielen
Folk-Metal, allerdings nicht so die Tanz-Sparte, sondern mehr auf Melodie und
Atmosphäre ausgerichtet. Ich hatte wirklich viel Gutes über sie gehört.
Leider begann der Gig gleich mit einem Missgeschick, denn die Violine von Siv
Lena ging nicht... und das, wo Lumsk doch einige der wenigen Bands waren, die
alles wirklich live und nicht von Band spielen wollten. Und auch Sängerin Stine
war noch nicht so ganz richtig eingesungen. Man konnte meinen, die Band ist
gerade angekommen und hatte wirklich keine Zeit für Instrumentenchecks. Auch
wirkten alle noch nicht so richtig wach. Sie begannen also mit 2 eher langsamen
Stücken, in denen die Band sich einsingen und einspielen konnte. Doch nachdem
diese Hürde genommen war und die Band merkte, dass es schon relativ voll war
vor der Bühne (und dass das Publikum sehr neugierig und unvoreingenommen
wirkte) besserte sich die Stimmung und es ging dann so richtig ab. Die
vocal-lastigen Stücke wurden schneller und das norwegische Folk-Singing kam
dann auch richtig gut rüber. Ein Song wurde spaßenshalber extra für’s
Festival ein wenig umgetextet. Siv spielte hin und wieder ein paar kurze
Violinen-Soli und lachte auch öfters (kein Wunder, Publikum und Wetter...
beides war hervorragend) und die Männer der Band liessen den Damen ganz
gentlemen-like immer den Vortritt und stellten sich selbst nie in den
Vordergrund. Ganz zum Schluss gab es ein wirklich schnelles Stück mit einem
irren Violin-Solo, welches stellenweise richtig rockig war, und bis in die
letzten Reihen wurde getanzt. Stine versuchte sich dann auch auf deutsch, indem
sie sagte, dass es schön war, dass sie kommen und spielen konnten. Positiv möchte
ich auch die Outfits der Band vervorheben... althergebracht, wenn auch reine
Fantasiegewänder.
Fakt ist, dass das Publikum noch lange nach Ende des Gigs applaudierte.
Schade, dass man nicht direkt eine Band nachschob, die einen ähnlichen Stil spielte, dann hätte die Tanzparty weitergehen können. Stattdessen standen Gojira aus Frankreich auf dem Plan, die ein verdammt lautes Thrash-Death-Brett zimmerten. Danach dürften auch die letzten Halbschlafenden wach gewesen sein.
Ich machte später noch mal einen Abstecher auf’s Gelände, um einen Blick auf Necrophagist zu werfen. Diese Band hat nun schon so oft in München gespielt, aber ich habe es nie geschafft, sie dort zu sehen. Leider kam ich zu spät und bekam nur noch das Ende ihres Gigs mit. Was ich hörte, war tief-grunziger Thrash/Death... aber zum „sich hineinhören“ war die Zeit doch zu kurz.
Während wir vor’m Fotograben auf Thyrfing warteten, sahen wir von weitem den Corvus Corax Gig (das Summerbreeze-Gelände ist so geschnitten, dass man vor jeder Bühne auch die andere noch sieht... zwar schief, aber man sieht sie). Wie bereits erwähnt, scheint die Band ihre eigenen Fans mitzubringen, denn es schien, als könnten alle die Songs mitsingen, und natürlich wurde zu Dudelsack und Co. gesprungen und getanzt, bis der Schweiß in Strömen floß.
Pünktlich 18:10 Uhr baten dann Thyrfing, die Urgesteine des sogenannten „Viking“-Metal (der ja eigentlich Death-Metal ist, wie die Bands immer selbst behaupten), zur Audienz. Leider begann der Gig nicht mit „Mjölner“ wie in guten alten Zeiten (ich habe das geliebt, wenn die Band zum Klang des Schmiedehammers die Bühne betrat), sondern mit „The voyager“, einem Stück, dass allerdings auch sehr episch und mächtig daherkommt. Somit haben Thyrfing auch gleich Eindruck geschunden und es versammelten sich richtig viele Viking-Fans vor der Pain-Stage. Als zweites gab’s dann endlich doch auch „Mjölner“ und der Schmiedehammer hämmerte durch unsere Trommelfelle. Bei „Digerdöden“ gab’s eine Überraschung, denn plötzlich standen 2 Sänger auf der Bühne. Tony Kocmut war hinzugekommen (er singt im Cover „Over the hills and far away“ die Lead-Stimme) und unterstützte die Band mit seinem klarem vorwiegend Gesang, während Thomas Väänänen für’s Growling sorgte. Tony blieb dann auch bis Gigende. Es folgten noch „Far åt helvete“, „Jag spår fördärv“ und „Höst“ (ein Song über den „Herbst“ = die Art des Lebens und Sterbens). Man muss allerdings sagen, dass Tony viel motivierter war als Thomas, der einfach sein Programm durchzog, ohne größere Emotionen zu zeigen. Thomas (der natürlich wieder mit seinen uralten, völlig durchgelatschten Boots auf der Bühne stand) hat wohl die Leidenschaft für’s Live-Singen verloren. Zu schade. Thyrfing hatten in der Vergangenheit mit für die schönsten Live-Erlebnisse meines Lebens gesorgt. Diese Zeiten werden wohl nie zurückkommen. Als Finale gab’s „From wilderness came death“ und „Kaos återkomst” und Väänänen warf 2 Becher Blut in’s Publikum. Die Band verließ unter großem Jubel die Bühne.
Leider war es auch Thomas Väänänen von Thyrfing, der wieder die Hiobs-Botschaft des Jahres überbrachte. Von ihm hatte ich schon damals erfahren, dass Quorthon gestorben war (irgendwie ist er immer der erste, der sowas erfährt, sobald es in Stockholm passiert). Und so stellte er sich auch mitten im Gig an’s Mikro und widmete einen Song „Quorthon and Dissection’s Jon Nödtveidt, who died last week“. Ein paar Sekunden lang war es still im Publikum und wahrscheinlich fragte sich jeder, ob er sich gerade verhört hat. Denn im Gegensatz zu Schweden wusste man in Deutschland noch nichts von Jon’s Tod. Mir war allerdings sofort klar, dass dies kein Scherz oder ähnliches ist. Diese Nachricht brachte das Fass dann freilich endgültig zum überlaufen und ich hatte überhaupt keinen Nerv mehr dazu, mir noch irgend einen Gig anzusehen.
Erst zu Unleashed zwang ich mich noch ein letztes mal vor in den Fotograben, einfach in Erinnerung an gute Zeiten mit Unleashed. Natürlich hatte Johnny die Menge hervorragend im Griff. Er rief „Odin guide my sword“ und alle wiederholten es, woraufhin „The defender“ folgte. Natürlich spielten sie ihr ganzes Repartoire, von „To Asgaard we fly“ bis „Death Metal victory“ und bei jedem „Scream for me“ machten die Fans bereitwillig mit. Unleashed schaffen es irgendwie trotz der extrem vielen Live-Gigs immer wieder, die Deather zu begeistern. Und hier noch ein paar Eindrücke vom Unleashed-Gig:
Bevor ich zum
Schluß komme, hier noch 2 Anekdoten vom Festival:
> Wir fragten einen der
Securitie-Männer, der die ganze Zeit vorne im Bühnengraben direkt vor den
riesigen Mega-Boxen stand, ob er gar keine Ohrstöpsel braucht. Er darauf
„Wieso? Sind wir hier auf’m Kindergeburtstag oder was!?“ ;-)
> (Zur Vorgeschichte der
2. Story... nur für die jüngeren unter euch, die mit dem Wort „Helga“
nichts anfangen können: vor vielen Jahren bei einem Festival verlor ein
Besucher seinen kleinen Hund namens Helga aus dem Auge und irrte daraufhin
tagelang über’s Festivalgelände und rief dabei immer wieder nach
„Helga“. Dies wurde natürlich viel und gerne kopiert, um sich über den
guten Mann lustig zu machen.)
Zurück zum Summerbreeze 2006: .. nachts auf dem Zeltplatz: ein Fan lief in den
angrenzenden Wald, schien verschwunden zu sein... nach einer Weile hörte man
ihn von weitem immer wieder „Hilfe hilfe“ schreien, bis alle, die noch nicht
total betrunken waren, wach waren und aus den Zelten kamen, um zu überlegen, ob
und wie sie helfen können. Dann war es eine halbe Minute lang still... und dann
hörte man ihn wieder: „Heeeeelgaaaaaa!!!!!“
Bühnenreife Vorstellung! ;-)
Hier noch ein paar Impressionen aus 2006:
Thyrfing
schreiben Autogramme für Sheol-Leser ... die ich auch gleich noch auf dem
Festivalgelände alle wieder "losgeworden" bin... an die Metal-Twins
Tea und Lea z.B. ;-)
(auf dem 2. Foto mit Gast-Sänger Tony Kocmut ^ )
Emil
Nödtveidt:
Amorphis Autogrammstunde:
Carsten vom Hotel666 mit Turisas (oder: Suchbild > wer gehört nicht zur Band?):