SummerNights 2007
Strasswalchen bei Salzburg/ Österreich - 22./23. Juni 2007
(ein Erlebnisbericht von Twilightheart)
Strasswalchen ist ein niedlicher kleiner Ort in Österreich, ziemlich nah an der Grenze zu Deutschland, so dass es für die Bayern ja fast Pflicht war, einen Abstecher zum SummerNights- Festival zu machen, zumindest bei der diesjährigen Bandauswahl. Nur muss man für die kommenden Jahre dazusagen, dass man ohne Auto ziemlich aufgeschmissen ist in der Gegend, zumindest wenn man nicht unbedingt auf dem Zeltplatz übernachten möchte. Doch auch die Camper hatten es trotz des zum Teil unebenen Geländes recht schön, denn (wie in Österreich nicht anders zu erwarten) liegt die Gegend sehr idyllisch, man sieht die Alpen und den Wald und campt ja quasi auf der Kuhwiese.
Das Festivalgelände selbst war sozusagen Teil eines
Bauernhofes, und die Gigs fanden in einer Art riesiger Scheune statt. Das
Ambiente war also wirklich einmalig. Es entbehrte aber nicht eines gewissen
Feelings... man verband quasi Urlaub auf dem Bauernhof mit Metal live.
Solche Einrichtungen wie Duschcontainer o.a. gab es zwar noch nicht, aber der
Veranstalter hat diesbezüglich für nächstes Jahr schon Besserung versprochen.
Zumindest gab es innerhalb des Gehöft-Hauses Toiletten und richtige
Waschbecken, die die Besucher benutzen konnten, so dass es hygienisch doch
besser war als auf manch anderem Festival. So konnten sich die Festivalbesucher
zumindest auch irgendwie waschen frühs. Auch für das leibliche Wohl war
gesorgt. Neben reichlich Bierausschänken gab es auch Stände, wo es Gebräteltes
gab (inclusive österreichischer Delikatessen wie Käsegrainer... ich hoffe, ich
habe das jetzt richtig geschrieben) und Magic Mushrooms (nein, natürlich
nicht... es handelte sich lediglich um rosa Gummibärchen in Pilzform... also
Gummipilze quasi ;-) ... das gibt’s wahrscheinlich auch nur in Österreich,
dass man auf einem Festival Süßigkeiten kaufen kann).
Nun ja, da ich arbeiten musste, kamen wir am Freitag erst gegen 18 Uhr am Festivalgelände an, hatten also bereits allerhand österreichische Bands und Newcomer-Bands verpasst. Ziemlich schade eigentlich, denn die allererste Band „Iseghaal“ wollte ich eigentlich sehen... Underground-Black-Metal. Wie ich später hörte, sollen sie auch verdammt cool gewesen sein. Theoretisch hätten wir wohl auch Riger verpasst, die an diesem Tag um 17 Uhr hätten spielen sollen, aber die Band hatte kurz vorher den Auftritt leider absagen müssen.
Bei unserer Ankunft spielten Aborted bereits. Es hieß
also, schnellstmöglich reinkommen. Leider bekam ich trotzdem nur noch das Ende
mit. Als ich die Scheune betrat, bot sich mir aber schon folgendes Bild: Während
die Band auf der Bühne ordentlich Krach machte, war die Scheune schon gut gefüllt
und in der Mitte gab es bereits den ersten Moshpit. Es wurde gerempelt, bis man
sich wieder Platz geschaffen hatte. Da fragte ich mich gleich, wo die Mosher
eigentlich alle Platz haben wollen, wenn dann Turisas und Co. aufspielen. Es
blieb also spannend. Und für mich selbst war sofort klar: Fotografieren ist
Krieg. So etwas wie einen Fotograben konnte ich nicht entdecken (am 2. Tag
allerdings vergrößerte man die Absperrung zur Bühne dann doch ein wenig, so
dass zumindest 3 Securities und jeweils 5 Fotografen reinpassten, allerdings
wirklich nur nebeneinander). Und so suchte ich mir am 1. Tag eine entfernte
Ecke, aus der man zumindest freie Sicht zur Bühne hatte, wenn auch nur schräg.
Dies wurde dann auch die Hauptecke für alle anderen Fotografen. Mit einer
Bekannten schmiedete ich schon wilde Pläne, wie man sich während der Gigs von
den Querbalken der Scheunendecke abseilen könnte, um an bessere Fotos zu
kommen. ;-)
Man hatte mich auch gewarnt, dass die Österreicher ihr Bier gerne mal in die
Menge spritzen, und prompt kriegte meine Kamera auch gleich in den ersten
Minuten eine Ladung Bier ab. Doch eine Kamera, die schon heisses Öl beim
Feuerspucken von Gorgoroth überlebt hat, überlebt ein bisschen Bier natürlich
sowieso.
Im allgemeinen scheinen die Österreicher aber besser drauf zu sein als deutsche
Festivalbesucher. Da freunden sich die anfangs Fremden gleich miteinander an,
reden miteinander und feiern dann gemeinsam bei einem Bier, als würden sie sich
schon seit Jahren kennen. In D ist das eher selten so.
Zurück zu Aborted. Ich bekam also nur noch das Ende mit, und bei diesem kam überraschenderweise
der Gitarrist von Hatesphere als Gastmusiker mit auf die Bühne, während der
Aborted-Gitarrist dafür als Growl-Verstärkung am Mikro fungierte.
Danach gab es einige Verwirrung, denn durch die Absage von
Riger und die Tatsache, dass Pungent Stench im Stau stehen, gab es die ersten Änderungen
im Spielplan. Nun hiess es zuerst, dass gleich Mercenary spielen werden, dann
Hatesphere, und Pungent Stench nachts nach Tankard um 0:45 Uhr. Aber dann wurde
doch wieder alles umgeworfen und Hatesphere spielten zuerst.
Die Band stellte uns einen neuen Bassisten vor und dann ging’s auch schon los.
Der charismatische Hatesphere-Frontmann sorgte mit seinem Gekreische und
Gegrunze bei den Midtempo-Nackenbrechern sofort dafür, dass alle in bester
Stimmung waren und sofort bängten und moshten. Und es dauerte auch gar nicht
lange und die ersten Crowdsurfer bahnten sich ihren Weg über die Köpfe. „The
coming of chaos“ war da auch gleich der richtige Songtitel dafür. Der Sänger
ist ja bekannt dafür, dass er die ganze Zeit mit dem Publikum interagiert und für
jeden Spass zu haben ist. Also passierte auf der Bühne wieder alles, was nur
ging. Haufenweise Fans durften mit rauf, mal zum mitsingen, mal zum Stagediven
(und da der Graben vor der Bühne zu dem Zeitpunkt höchsten 30 oder 40 cm breit
war, ging das natürlich super, dass man einfach auf die Bühne klettern
konnte... die ersten 2 mutigen Fotografen, die schon versuchten, von dort Fotos
zu machen, hatten demzufolge auch alle paar Sekunden ein paar Füße auf dem
Kopf, oder Fans, die über sie drüberrobbten). Aufgrund der Tatsache, dass die
Band den Stagedivern noch hochhalf auf die Bühne, fühlte sich dann einer zu
ganz Besonderem berufen und kletterte ganz oben auf die Boxen. Ich dachte noch
„Der will doch nicht aus 3 Meter Höhe springen!?“. Zuerst sprang er mit
einem Rückwärtssalto auf die Bühne zurück. Und dann kletterte er wieder auf
die Boxen und sprang tatsächlich von da oben in die Fanmenge. Ich sah schon die
Schlagzeilen: „Verrückter Fan bei Festival in den Tod gespringen“, aber
wahrscheinlich war der Kleine Turm-Kunstspringer o.a., denn er kam heil und
sicher unten an.
Auch der Hatesphere-Fronter liess es sich nicht nehmen, in
die Fanmenge zu springen. Die Fans liessen ihn fast nicht mehr auf die Bühne
zurück. Nachdem er sich ausgiebig über die Köpfe hatte tragen lassen,
verschwand er in der Menge unter ihm und man sah nur noch die Beine.
Der Sound war übrigens bei allen Bands relativ gut. Das überraschte mich tatsächlich,
denn so einer Scheune traut man ja nicht unbedingt. Zwar gab es auch
Schwachstellen, aber es war nicht so, dass es Momente gab, wo man wirklich weghören
musste.
Mercenary sorgten nach dem ganzen Hatesphere-Tumult
wieder für etwas Ruhe. Sänger
Mikkel mit seiner klaren Powermetal-Stimme sorgte dafür, dass alle wieder etwas
runterkamen und zur Abwechslung mal Musik genossen, der man wirklich zuhören
muss, statt sich nur zu verausgaben. Nachdem wir einige Tracks (mit sehr
dominantem Gitarrensound übrigens) geboten bekommen hatten, versuchte der
Bassist, die Stimmung etwas zu lockern und fragte, wer das neue Video der Band
schon gesehen hat. Nach fast eiserner Stille meinte er: „Two guys in the front
watched the video“, gefolgt vom Song zu ebenjenem, nämlich „My world is
ending“. Die Mercenary Songs zeichneten sich nicht nur durch den hohen,
manchmal fast zu hohen Gesang aus (den wirklich nur jemand mit entsprechendem Können
so darbringen kann), sondern auch durch handwerkliches Können. In jedem Song
bekamen wir vom Leadgitarristen ein melodisches Solo oder zumindest eine
virtuose Bridge zu hören, die es in sich hatte.
Sehr niedlich war der Versuch von Mikkel, deutsch zu sprechen: „Hier kommt die
letzten Lied“. Zu die letzten Lied konnte dann auch mal schön geheadbängt
werden, was man bis zur Mitte der gut gefüllten Scheune auch reichlich tat.
Direkt nachdem Mercenary die Bühne verlassen hatten,
schallten die ersten Eisregen-Sprechchöre durch die Location. Mir kam es
so vor, als wären an diesem Tag fast 80 % der zumeist jüngeren Besucher vor
allem wegen Eisregens Splatter-Metal gekommen. Auch „Thüringen“-Rufe und
„Krebs macht frei“-Rufe schallten durch die Halle. Erstmals an diesem Tag
war die Scheune wirklich gekracht voll, man konnte keinen Zentimeter zur Seite
gehen.
Als die Band dann (ohne Geigerin) die Bühne betrat und mit
„Eisenkreuzkrieger“ loslegte, brach ein Mosh-Sturm der Sonderklasse los. Von
der ersten Sekunde an wurde gebängt, gemosht und vor allem jede einzelne
Textzeile mitgegrölt, als gäb’s kein Morgen. Und um noch eins draufzusetzen,
hieß es direkt danach: „Ihr habt lange drauf gewartet“ und der in
Deutschland verbotene Song „Krebskolonie“ wurde angestimmt. Oh mann... man hörte
den Sänger trotz Mikro fast nicht
mehr, weil alle so laut mitbrüllten. DAS nenne ich Euphorie!
Danach gab’s einen kleinen Dämpfer für die Stimmung, denn es ging nicht
weiter. Die Durchsage durch’s Mikro klärte die Situation dann auf: „Unser
Schlagzeugmonitor ist total im Arsch, ist das nicht schön!?“
Es dauerte relativ lange, dies zu richten, doch dann ging es krachend
weiter mit „Zurück in die Kolonie“, „Leichenlager“,
„Schlachthaus-Blues“ und „Elektro-Hexe“. Währenddessen hatte der
Stage-Manager schon zu verstehen gegeben, dass die Spielzeit knapp wird. Doch
der Sänger des eisigen Regens ließ die Menge eine Antwort auf seine Frage
„Wollt ihr noch einen hören?“ brüllen, und damit schien das Thema
erledigt. Er meinte noch schelmisch, dass die fehlende Zeit bei der Spielzeit
von Pungent Stench abgezogen wird, und dann wurde exklusiv ein Track vom neuen
Album (welches an eben jenem Tag erschienen ist) vorgestellt, mit dem lustigen
Titel „Eine erhalten“. Allein
der Titel ist schon der totale Kult. Nachdem sich die Menge zu diesem Lied noch
einmal richtig ausgetobt hatte, verabschiedeten sich Eisregen mit dem Kommentar
„Der Tod ist ein Meister aus Thüringen“.
Fast passend zu eben genanntem Schlusssatz ging es weiter
mit Musik aus Thüringen. Heaven Shall Burn enterten die Bühne und
setzten stimmungsmäßig doch tatsächlich noch einen drauf. Zwar konnten die
Grunts natürlich nicht mitgebrüllt werden von den Metal-Fans, aber es bildete
sich der wohl wildeste Moshpit, den ich (na ja, sagen wir mal seit Korpiklaani)
seit langem gesehen habe. Und da hatten böse Stimmen behauptet, die Stimmung wäre
damals bei deren Gig beim Party San Festival nur deshalb so gut gewesen, weil
sie eben dort aus der Umgebung stammen. Aber siehe da, die schaffen das Gleiche
auch 800 km von der Heimat entfernt. Der Shouter von HSB gab sogar Anweisungen
in welche Richtung der Rempel-Pit sich bewegen soll ... und alles geschah, wie
er es wünschte. Natürlich sprangen auch hier massenhaft Fans auf die Bühne,
gegen Ende waren manchmal 6 oder 7 Fans gleichzeitig mit oben auf der Bühne.
Wohl des Spaßes wegen wurde ab der Mitte des Gigs absolut jeder der folgenden 6
Tracks als „letzter Song des Abends“ angekündigt.... Überhaupt redete der
Sänger der Band zwischendurch gerne, oft und viel, auch wenn’s nur „Ich
soll ja nicht so viel reden zwischendurch“ war. Und schon gab’s den nächsten
Redeschwall. Es wurde der Aushilfsschlagzeuger vorgestellt und bejubelt und dann
wurde einem Fan der nächste Song gewidmet, weil der es in der Pause zwischen 2
Songs auf die Bühne geschafft hatte.
Auch der Sänger dieser Band liess es sich übrigens nicht nehmen, einmal durch
die Menge zu surfen. Im Gegensatz zu Hatesphere wurde er allerdings sanft wieder
auf die Bühne zurücktransportiert, damit er uns noch fit wie ein Turnschuh ein
brutales Brett nach dem anderen um die Ohren hauen kann.
Einige Bands an diesem Abend musste ich leider auslassen, ich habe mir dann nur noch von weitem Tankard angesehen, die natürlich die beste Spielzeit für Gute-Laune-Musik hatten. Schliesslich waren alle Besucher schon in gewissem Maße angeheitert und wollten Leichtverdauliches hören, was einfach nur Spaß bringt. Tankard zogen also wie immer gutgelaunt ihren üblichen Gig durch mit all ihren Gassenhauern wie „Rectifier“ usw. und (genau wie die meisten anderen Bands) ließen sie sich zu ausgiebigem Händeschütteln mit allen Fans in den ersten Reihen hinreissen.
Da wir über nacht nach Deutschland zurückfahren mussten (bzw., was viel schlimmer war > am nächsten morgen durch endlose Staus wieder nach Strasswalchen zurück) verpassten wir wieder alle Bands, die morgens spielten. Zu schade. Die netten Herren von „Ultrawursch“ hätte ich schon allein des Bandnamens zuliebe gerne mal angetestet. Nun ja, zumindest hatte ich an diesem Tag mehr Freiheit beim Fotografieren, da ich von einer der Samstags-Bands einen Artist-Pass bekam.
Das traf sich gut, denn wir kamen gerade rechtzeitig zum Gig von Sycronomica, so konnte ich mir da gleich auf der Bühne den besten Platz zum Fotografieren aussuchen. Und schon ging’s mit dem Intro „Preludium II“ los.
Leider reichte
die Zeit nicht für allzu viele Songs. „Beyond
the gate of light“ war natürlich Pflicht. Spätestens danach werden
alle Schlafmützen, die vielleicht noch in ihren Zelten lagen, wach gewesen
sein. „Für die Ewigkeit“ wurde einer Freundin der Band gewidmet, die an
genau diesem Tag geheiratet hatte. Es folgte noch das wuchtige „Von Anfang und
Ende“, welches mal wieder ein Hochgenuss war.
War da nicht noch’was!? Ach ja, der Jägermeister! Es wurde eine relativ große
Flasche mit den Fans geteilt. Unsere Stammleser mögen raten, ob ich was
abbekommen habe davon! ... natürlich nicht...
Aber Spaß beiseite!
Sycronomica sind eine jener Bands, die live fast besser rüberkommen als auf CD,
keine Ahnung woran das liegen könnte. Vielleicht an dem aggressiven Growl-Style
von Shouter Olli. Oder überhaupt an der ganzen überzeugten, selbstbewussten
Erscheinung der Band. Live könnte ich mir die Band 2 Stunden am Stück geben.
Aber wie gesagt, hier beim SummerNights blieb sowieso nicht viel Spielzeit und
so war „Paths...“ dann leider auch schon das letzte Stück.
Für mich ging der Tag dann erst mit den Excementory
Grindfuckers weiter. Diese sind ja wirklich ein Garant für endlosen Fun.
Spaßmusik machen viele... aber den Metal, vor allem den Grind dabei so auf’s
Korn zu nehmen, obwohl die Mucke eigentlich tierisch reinhaut, das schaffen
nicht viele. Nachdem wir mit „Ich hoffe, ihr habt schon genug getrunken, um
uns zu ertragen“ begrüßt wurden, ging es ordentlich ab und das Publikum ging
sofort tierisch ab. „Karamba karacho, ein Grindcore, karamba karacho ein
Grind“ schallte es durch die Halle... und „...ein bisschen Grind muss
sein“ und Co. wurden aufgefahren. Der Sänger sprang in Socken auf der Bühne
rum und widmete „Heimscheisser“ allen, die beim Festival Steak essen, Bier
trinken und versuchen, nicht scheissen zu gehen. Die „Grind – Grind“-
Sprechchöre der Fans wurden immer lauter, bis der Sänger fragte „Wacken –
wo seid ihr?“ Die folgende Techno-Verarsche wurde mit „Wir kommen aus
Hannover wie Scooter“ angekündigt. Natürlich konnte man für die nächsten
Minuten nachvollziehen, wie es damals bei den ominösen Techno-Parties gewesen
sein muss, denn die Fans flippten freilich auch hierzu total aus und ernteten
dafür den Kommentar „Ich wusste es, wir fahren tausende von Kilometern, aber
Techno lebt überall“. Nachdem „I’ve been looking for Grindcore“ überstanden
war, fragte der Sänger in die Menge „Warum müssen wir bis nach Österreich
fahren, um deutsches Bier zu kriegen!?“ Eine berechtigte Frage, finde ich.
:-) Als Rache gab’s „Fata Morgana“ von der „Ersten Allgemeinen
Verunsicherung“, womit die Herzen der Österreicher zurückerobert waren. Auch
ein „Ihr hört doch alle heimlich Europe“ mussten wir uns bieten lassen,
bevor die „The final countdown“-Parodie folgte. ;-)
Die Band war im übrigen die einzige, die vom Stage-Manager spontan zusätzliche
Spielzeit bekam. Dies sollte sich zwar später am Tag noch rächen. Aber für
den Moment diente es der anhaltend guten Stimmung.
Bei Eluveitie gab es schon vor Gigbeginn die nächste
längere Verzögerung. Nachdem der Soundcheck sowieso schon relativ lange
gedauert hatte, bemerkte man dann noch, dass das Mikro des Sängers einfach
nicht funktionierte. Es konnte kein zusätzliches Mikro aufgetrieben werden, so
wurde letztendlich beschlossen, einem anderen Bandmitglied das Mikro wegzunehmen
und eben auf dessen Backgroundgesang zu verzichten. Es zog sich wirklich zu
stark in die Länge. Einige Fans ließen bereits Kommentare wie „Ihr seid ja
schlimmer als Manowar“ ab, aber irgendwann ging es doch endlich los. Dies
entschied der Sänger dann spontan, obwohl vom Sound her vieles noch nicht
passte, was sich später auch in kleinen Klangunstimmigkeiten wiederspiegelte.
Natürlich wollte jeder Eluveitie sehen, und so kam es, dass es in der Halle
eigentlich zu eng für Moshpits war. Auch war die Bühne eigentlich zu klein für
die sehr bewegungsfreudigen Bandmitglieder. Aber die Zwillinge finden ja immer
noch ein Eckchen, in dem sie springen und tanzen können. Gleich als 2. Song
wurde „Your gaulish war“ gespielt und ab da gab’s sowieso kein Halten
mehr. Bis in die letzten Reihen wurde gesprungen. Auf der Bühne sorgten vor
allem der hyperaktive Flötist und die Geigerin Stimmung. Und so machte die Band
mit Schwung und Action ihrem Namen mal wieder alle Ehre.
Auch Endstille waren beim Soundcheck nicht viel
schneller. Doch dafür passte es danach klanglich einigermaßen. Vor allem das
Schlagzeug war gut eingestellt, der Sound fegte einen so dermaßen vom Hocker.
Doch zuerst einmal sei erwähnt, dass dies der erste Gig der Band war, bei
welchem alle Bandmitglieder Corpsepaint trugen und nicht nur 2 von ihnen. Man
kann doch immer noch mit Überraschungen rechnen.
Die Band, auf die wohl viele gewartet hatten (zumindest gab es reichlich
Endstille-Shirt-Träger auf dem Festivalgelände), legte mit „Dominanz“ los
und stellte damit erstmal klar, was Sache ist: Black Metal von der ganz
gnadenlosen Sorte! „Dominanz“ ist ja der geilste Track überhaupt von den älteren
Endstille-Alben. Und diesmal war es noch faszinierender für mich, da ich von
der Bühne aus den Schlagzeuger einmal hautnah erleben konnte, wie er sich
gerade bei diesem Stück die Seele aus dem Leib drummt. Unglaublich, wie das
reinhaut. Vor allem war der Klang neben dem Schlagzeug so was von hervorragend!
Geile Sache! Aber auch die ultimative Schwerstarbeit für Drummer M.D.! Dass er
danach überhaupt noch einen Muskel rühren kann, ist unglaublich.
Es
folgten „I bless you... God” und “Frühlingserwachen”. Der König
aller Front-Shouter, Iblis, zog natürlich alle Aufmerksamkeit auf sich. Er
schrie und kreischte sich durch die Songs, dass es fast unwirklich war. Auch ist
es immer wieder faszinierend, wie weit der Mann seinen Mund aufkriegt.
Guiness-Buch-verdächtig!
Die Musik als solche kam natürlich äußerst brachial rüber, vor allem die
beiden neuen Songs, die nun vorgestellt wurden. Zuerst wurde mit „The one I
hate“ ein mega-geiles Stück in alter Endstille-Manier vorgelegt, und danach
breitete sich die fesselnde Aura von „Endstilles Reich“ über Strasswalchen
aus. Beide Songs sind großartig in ihrer Aggressivität und ihrer Besessenheit.
Da weiß ich doch jetzt schon, dass ich das neue Endstille-Album unbedingt
brauche, vor allen anderen Neuerscheinungen.
Übrigens... jedes mal, wenn Iblis einen im Publikum anschrie, meinte man, er
will ihn auffressen. Doch soweit ich das mitgekriegt habe, schrien alle Fans
direkt zurück. ;-)
Auch „Ripping Angelflesh“ und „Biblist Burner“
wurden uns noch reingetreten, bevor Iblis dann einfach mal fragte, welchen Song
wir eigentlich hören wollen. Man schien sich einig zu sein und alles rief
„Bastard“ und der folgte dann auch auf den Fuß.
Was dann kam, ist eigentlich legendär. Die Stage-Crew wollte die Spielzeit von
Endstille kürzen, gab haufenweise Zeichen, dass sie aufhören sollen zu spielen
und fing schon an, die Pausenmusik von Band einzuspielen. Tja, schlimmer Fehler,
das mit Iblis zu versuchen! Is nich! Unumstößlich ließ er verlauten „Wir
lassen uns unsere Spielzeit nicht kürzen“ und fing einfach an,
„Navigator“ in’s Mikro zu brüllen. Die anderen Bandmitglieder stiegen
sofort ein und somit war die Crew gezwungen, die Pausenmusik wieder abzustellen.
Ich glaube, der Zeitplan- Verantwortliche war verzweifelt. Mir persönlich
sollte es recht sein. Jeder zusätzliche Endstille-Song ist ein zusätzlicher
BM-Genuss. Alles in allem war der Gig eine runde Sache und die Fans haben eine
ordentliche Vollbedienung bekommen.
Turisas hatten wohl Probleme mit ihrem eigenen mitgebrachten Ton-Ingenieur, welcher späteren Statements zufolge kurzfristig eingesprungen war für denjenigen, der den Job sonst macht. Der Soundcheck dauerte wirklich ewig. Da gab es Pannen, die darf man gar nicht weitererzählen, so peinlich war es, dass so was passieren konnte. In folge dessen waren Turisas zeitlich die Verlierer all dieser Kürzungsversuche und Soundcheckprobleme. Ich habe Bandchef Mathias Nygård hinter der Bühne gesehen vor’m Gig und ich kann euch sagen, er war wirklich stinksauer. Bis zuletzt hat er versucht, durchzudrücken, dass die Band trotzdem das gesamte Set spielen kann, aber der Stage-Manager gewann diesen Kampf natürlich und die Band bekam so an die 15 Minuten Spielzeit. Total geladen betraten Turisas also die Bühne (und noch immer war der Sound nicht astrein) und versuchten, das beste draus zu machen. Die Fans bemühten sich zwar und versuchten, Party zu machen, aber wenn die Band nicht hundert pro gut drauf ist, legt sich das freilich auf die Stimmung des ganzen Gigs. Im Vergleich zu den anderen Gigs, die ich von dieser Band gesehen hatte, war es hier wirklich viel schlechter. Und dieser Gig war wirklich ultrakurz, dafür hätte sich die Anreise aus Finnland (!!!) eigentlich wirklich nicht gelohnt. Ich glaube, sie konnten nur 4 oder 5 Songs spielen, dann wurde ihnen der Saft abgedreht. Und die Monitore schienen verrückt zu spielen. Man merkte immer wieder, dass die Musiker versuchten, sich visuell aneinander zu orientieren, weil man über die Monitore nichts hörte. Turisas selbst bezeichneten das hinterher auch als den schlechtesten und furchtbarsten Gig, den sie je mitgemacht haben, und verschwanden danach auch erstmal stundenlang vom Festivalgelände. Ich selbst hatte mich wirklich lange auf einen neuen Turisas-Gig gefreut, aber diesmal war das wirklich nix. Zu schade.
Behemoth waren natürlich die unangefochtenen
Headliner des Festivals. Es war der Warm-Up-Gig ihrer neuen Tour. Sie schienen
auch richtig wild darauf zu sein, endlich wieder live spielen zu können, denn
sie liessen sich nicht lumpen. Sie nahmen die Bühne zu „Demigod“ im Sturm
ein und sorgten für ein furioses Black-Metal-Inferno ohne Pause. Ein geiler
Track nach dem anderen wurde uns vor den Latz geknallt. So erinnere ich mich an
„Antichristian phenomenon“, „From the pagan vastlands“, „Conquer
all“, „Sculpting the throne ov Seth“ und viele mehr. 13 oder 14 Songs
waren es insgesamt. Mitten im Gig fragte der Sänger „Are there any Christians
here tonight?“ und das fragte er gleich 3 mal. Und obwohl ich mir ziemlich
sicher bin, dass welche da waren, traute sich natürlich niemand aufzumucken. Es
blieb totenstill und die Band war zufrieden und stimmte passend dazu
„Christians to the lions“ an.
Alles in allem war es ein Hammer-Gig! Bei dieser Band passt einfach immer alles.
Und so klang die Nacht für uns mit Behemoth aus, bevor wir den Heimweg antreten
mussten.
Für das kommende Jahr hat der Veranstalter aufgrund des völlig ausverkauften Geländes bereits angekündigt, dass das SummerNights zum Open Air werden wird, weniger Bands pro Tag spielen sollen, dafür mehr Zeit für die Soundchecks eingeplant werden soll. Alles in allem also gute Voraussetzungen dafür, dass es nächstes Jahr noch geiler wird als dieses. Wenn Riger dann noch den gecancelten Gig nachholen, kann es ja nur gut werden.
Mehr Fotos von den Bands gibt es in den „Festival photos“!
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