Vader, Rotting Christ, Anorexia Nervosa, Lost Soul – München „Titanic City“ 18.Oktober 2005

(Bericht von Twilightheart)

Ihr werdet euch sicher fragen, warum eine Band wie Vader in einen kleinen Club wie das Titanic City „gesteckt“ wird für einen Gig. Nun, das kam daher, dass dies ein persönlicher Wunsch von Sänger Peter der Band war. Die Band hat wohl vor Jahren schon einmal hier gespielt und fand den Club so gemütlich, dass sie unbedingt wieder da hin wollten.
Aber mal von vorne! Fans des gepflegten Polen-Death mussten gar nicht erst warten, um auf ihre Kosten zu kommen, denn Vader hatten ihre Landsleute, die Band „Lost Soul“, mitgebracht.

Und diese eröffneten den Gig auch gleich mit solidem Death Metal. Ich weiss nicht, was an den Polen anders ist, aber kurioserweise hat keiner von der Band während des Gigs einen Tropfen Schweiss verloren, obwohl sie während des Spielens durchgängig am Headbängen waren. Naja, der leicht thrashige Death schien bei den Besuchern gut anzukommen, denn (was man ja ansonsten öfters mal beobachten kann in München) das Zögern während der ersten Support Acts (was sich dann darin äußert, dass keiner näher als 2 Meter an die Bühne rangeht und keiner der erste sein will beim Mähne schütteln) fiel diesmal tatsächlich weg. Zumindest in der 1.Reihe schien durchgängig Party angesagt zu sein. Da wurde grosszügig mit Maßkrügen angestossen und zum gepflegten Bierchen wurde direkt bei der ersten Band mit dem Feiern begonnen. Die Band fand auch einige Resonanz, ganz besonders als sie ein Morbid-Angel-Cover anstimmten (der Sound war gut und an den Fähigkeiten der Musiker gab`s nichts auszusetzen), aber der richtig wahre Funke sprang trotzdem nicht über. Für den Moment war die Musik sicher okay, aber es war eben auch nichts aussergewöhnliches.

 

Die zweite Band dieses Abends waren “Anorexia Nervosa” aus Frankreich. Schon interessant, weil man ja sonst live kaum irgendwelche französischen Bands zu Gesicht bekommt. Insofern finde ich die Länder-Zusammenstellung dieser Tour gut (weil: mal was anderes), auch wenn „Anorexia Nervosa“ mein persönlicher Fall echt nicht sind. Aber ich gebe zu, dass ich voreingenommen war, denn ich hatte die Band schon beim Summerbreeze Festival dieses Jahr gesehen und sie haben mir nicht gefallen, was aber sicher auch daran lag, dass sie irgendwann zwischen höchst genialen Bands wie „Endstille“, „Enthroned“ oder „Behemoth“ gespielt haben, die alles niedergeballert haben. Da fällt eine Band wie „Anorexia Nervosa“ dazwischen natürlich kaum auf (also mir zumindest nicht). Deshalb habe ich sie mir jetzt in München ein wenig genauer angeschaut. Irgendwie haben sie mir dann hier tatsächlich auch ein wenig besser gefallen, auch wenn ich die Lackhosen und das Möchtegern-Corpsepaint immer noch genauso albern fand wie beim Summerbreeze (und eine CD würde ich mir sowieso auch nicht kaufen).

Ich habe die ganze Zeit überlegt, an wen mich der Sänger der Band, welcher sich die Seele aus dem Leib gekreischt hat, erinnert (vom Gesicht her), bis es mir einfiel, dass er ein wenig aussieht, wie der Sänger von „Alphaville“ (falls die Band irgend jemand kennt... die 16 jährigen unter euch mit Sicherheit nicht mehr). Und auch über den Basser machte ich mir Gedanken, denn der soll ja bei einem der vorangegangenen Gigs ohnmächtig auf der Bühne zusammengebrochen sein. Hier in München hielt er aber gut durch. Und in der 1.Reihe waren übrigens auch ein paar Fans, die extra wegen „Anorexia Nervosa“ gekommen waren und auch schon ein paar Tage vorher bei einem anderen ihrer Gigs in einer anderen Stadt gewesen waren, und die dementsprechend nun hier auch gehörig am Mitgrölen waren. Und bei „Sister September“ sind sie dann total abgegangen. Aber die wahre Stimmung sollte erst bei den nun folgenden Bands aufkommen. Doch hier erst einmal ein paar Fotos von Anorexia Nervosa:

So, und dann war es an der Zeit für „Rotting Christ“, eine Band, die meinen Respekt verdient, weil sie immer ihrer Musik und vor allem ihrem Bandnamen treu geblieben sind, obwohl sie bei etlichen Festivals an verschiedenen Orten der Welt nicht auftreten durften, weil sich andere Bands/ Musiker durch den blasphemischen Bandnamen auf den Schlips getreten fühlten. Zwar ist mir deren Black- bzw. Death-Metal immer noch zu „sanft“ (falls man dieses Wort beim Metal überhaupt gebrauchen darf... natürlich bezieht sich das nur auf die Musik, die Lyrics sind einwandfrei! ), aber ich sehe sie mir ab-und zu gerne mal live an.

Ich hatte sie ja schon beim „Up from the ground“ festival gesehen und war deshalb vorbereitet auf das, was mich erwartete (denn dem Bandnamen nach hätte ich viel brutalere Musik erwartet, und war dementsprechend etwas verwundert, dass dies nicht so ist, als ich sie dort das erste mal gehört und live gesehen habe). Und ich muss zuerst mal den Drummer der Band loben... sehr präzise und engagiert.

Am Anfang dachte ich noch, die spulen ihr Programm jetzt einfach so runter, aber angeheizt durch die Reaktionen der Fans (schon vor deren Gig schallten die „Rotting Christ – Rotting Christ“ Sprechchöre durch den Club) liessen sie sich zu sehr viel Emotionalität hinreissen. Der Sänger Sakis sprang immer mal wieder auf die Boxen am Bühnenrand, um seinen Fans beim Soli-Spielen näher zu sein und war auch sonst sehr rastlos. Der Höhepunkt der Show war sicherlich der Song „I nomine Satanas“... und nachdem Sakis fast alle Fan Hände der ersten Reihe geschüttelt hatte, verliess die Band unter tosendem Beifall die Bühne, um Platz für den Hauptact zu machen.

Naja… was soll man zu "Vader" noch sagen! Dass sie wie der „Blitzkrieg“ hereinbrechen, ist ja allgemein bekannt. Sie kamen, sahen und siegten. Sie knüppelten alles in Schutt und Asche. Polen-Death eben! Einen der besten und schnellsten Drummer (Daray) haben sie sowieso, und überhaupt schaffen sie es, dass die gesamte Halle von der ersten bis zur letzten Sekunde mosht und sich die Schuppen aus den Haaren schüttelt. Der Höhepunkt war sicher „Wings“... und auch bei der Zugabe, dem Cover von „Reign in Blood“ ging es extrem ab. Und obwohl Vader den ganzen Gig über ziemlich cool waren, liessen auch sie sich gegen Ende durch die Stimmung im Publikum zu allerlei Gefühlsausbrüchen hinreissen, einerseits durch Gesten zu ihren Fans, und natürlich durch zahlreiches Hände-Schütteln. Der gesamte Gig war ein voller Erfolg. Aber bevor ich noch mehr rumlabere, lasse ich lieber Fotos sprechen! (Runterscrollen!)

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