Eisenwahn Festival 2006
Obersinn, 28./29. Juli 2006
(Bericht von Twilightheart)
(Warnung an unsere empfindlichen Leser wie z.B. Wintersdürre aus dem Forum! Dieser Bericht könnte aggressionsfördernde Begriffe wie „die Helfahrt-typische Maultrommel“ enthalten, oder gar eigene Wertungen der Musik und optische Beschreibungen einiger Künstler! Also, lesen auf eigene Gefahr!)
Was für ein kleines, aber wirklich feines Festival dies ist, was da genau ein Wochenende vor Wacken im Süden Deutschlands stattfindet! Leider bin ich erst dieses Jahr drauf gekommen (wirklich schade,... so im Nachhinein wäre ich gerne ab dem 1. Jahr dabei gewesen)! Aber in der Zukunft weiss ich, wo ich am Wochenende vor Wacken sein werde! Zumindest, wenn die Bandauswahl so bleibt, denn mit ihrer sehr eigenen Zusammenstellung hebt sich das Eisenwahn von den anderen Festivals ab. Während viele andere Festivals manchmal echt langweilen (weil bis auf 3 oder 4 wechselnde Headliner jedes Jahr immer wieder die selben Bands als „Beiwerk“ spielen), konnte das Eisenwahn mit Bands aufwarten, die ich vorher noch nie live gesehen habe (ausser 3 Münchner Lokalmatadoren), ... und da waren ein paar echt coole Bands dabei. Alle Achtung!
Aber zuerst
muss man erwähnen, dass das Festivalgelände wirklich absolut idyllisch liegt,
in Obersinn (nicht weit von Gemünden, wo das Up from the ground – Festival
stattfindet). Es liegt inmitten von Kuhweiden, Wiesen, Wäldern... romantischer
geht´s wirklich kaum. Es ist wie Urlaub auf dem Lande. Doch wie der Name schon
sagt... Eisenwahn an der Eisenbahn... stört vielleicht ab- und zu mal ein
vorbeirasender ICE die Ruhe (oder den Metal, je nachdem).
Und für mich persönlich war es dieses Jahr noch besonders schön, weil durch
das Familiäre dieses Festivals noch eine besondere Stimmung herrscht. Es ist
noch nicht so überfüllt wie auf den größeren Events, sondern man hat viel
Platz und Freiraum. Zwar mag es für die Bands frustrierend sein, weil sie evtl.
nicht so viel Merch verkaufen (okay, der Merch-Stand hatte den schlechtesten
Standplatz überhaupt... in der äußersten, entlegendsten Ecke des Geländes
)... aber vielleicht kann man ja auch einmal im Jahr einfach so`n kleines
Festival geniessen und einfach nur zum Spielen hinkommen.
Doch von vorne.
Ich konnte leider erst mittags in München weg. Nachdem ich per Bahn durch
Untersinn durchgekommen war, wollte ich an der nächsten Haltestelle schon
siegessicher rausspringen... aber nein, da wiesen die Schilder erst mal auf
Mittelsinn hin. Ein Dreiviertelsinn gab`s dann zum Glück nicht mehr;
und so kam ich gerade noch rechtzeitig auf dem Festivalgelände in
Obersinn an, um die Band Ossarium mitzukriegen. Witzigerweise ist die
Band wie ich aus München (also nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Black
Metal Band aus Italien!), aber trotz einiger Auftritte der Band dort, ist man
sich vorher noch nie über den Weg gelaufen. Schade eigentlich, denn der
Death-Metal dieser Band ist eigentlich nach meinem Geschmack, nicht zuletzt
wegen diesem unglaublich tiefen Gegrunze von Shouter Thomas, das einem direkt
durch Mark und Bein geht. Er röhrte sich wirklich die Seele aus dem Leib, und
das, obwohl erst 2 Fans direkt an der Absperrung standen. Doch das heisst nicht,
dass es kein Publikum gab. Die anderen zogen es nur einfach vor, gemütlich auf
dem Berg zu sitzen und wie im Freilichttheater von oben herunterzuschauen. Dies
machte sich ganz gut, denn durch das zur Bühne hin abfallende Gelände konnte
man wirklich überall sitzen und hatte wirklich aus jeder Perspektive einen
guten Blick zur Bühne.
Da ich zwischenzeitlich auch die CD der Band besitze, kann ich sogar sagen,
welche Songs die Band auf dem Eisenwahn gespielt hat. Dies
waren: Intro, Anymore, Last dance in sodom, Onward, First choice, und Angel`s
blood. Thomas, der Sänger der Band, gibt ja gar nichts auf schwarze
Kleidung. Und da hatten wir noch Glück, dass er „nur“ ein rotes T-Shirt
anhatte... normalerweise trägt er auch gerne mal `ne Schlag-Jeans auf der Bühne!
;-) Nun ja, jedenfalls sorgte die Band für tüchtig Action (bis auf die Dame am
Bass vielleicht, die eher konzentriert wirkte). Zwar gab es ein paar kleine
technische Pannen, die aber kaum weiter auffielen. Nur leider ist die Band ein
wenig vom Pech verfolgt. Nachdem es schon in der Vergangenheit nicht einfach war
mit der Besetzung, ist nun direkt nach dem Eisenwahn Festival der Drummer
abgesprungen. Fairerweise hat er es der Band aber erst NACH Festival-Ende
mitgeteilt, so dass die Stimmung am Wochenende noch nicht getrübt war. Trotz
allem, wer gerne drummen möchte (und kann) und aus der Münchner Gegend kommt,
kann sich gerne bei thomas@ossarium.com
melden.
Gegen 17:30 Uhr war es Zeit für den ersten Höhepunkt des Tages. Obwohl es von weitem fast so geklungen haben mag... nein, es waren nicht Finntroll da auf der Bühne, sondern die Folk-Metaller von Kromlek. Wer Humppa, Folk oder Viking mag, sollte sich unbedingt auch mal Kromlek antun... zeitweise hat man wirklich das Gefühl, die Band könne mit Finntroll mithalten, wenn`s drauf ankäme. Zumindest beim Eisenwahn sind sie beim Publikum extrem gut angekommen. Holla die Waldfee! Auf einen Schlag war es wirklich voll vor der Bühne. Es wurde gemosht, gegrölt, gebängt und die Stimmung war einfach am Kochen! Richtige Party-Stimmung. Da würde ich spontan für`s kommende Jahr den Wunsch äußern, doch mal folgende Bands direkt hintereinander spielen zu lassen: Kromlek, Equilibrium, Korpiklaani, Turisas (sind alle erschwinglich beim Booking!) ... und dann mal schauen, ob noch irgendeiner nicht ausser Atem ist. ;-)
Doch zurück zu Kromlek! Die Band war wirklich richtig motiviert (kein Wunder bei dem geilen Publikum am ersten Festivaltag) und die Musik ist richtig abwechslungsreich (auf dem Keyboard wurden zwischendurch sogar Cembalo-ähnliche Klänge gezaubert) und ansteckend. Und mal abgesehen von dem echt stimmungsgeladenen Folk-Metal, machte die Band auch optisch einiges her in ihren Outfits... Fell, War-Paint, eben alles, was auch das Bild auf der Bühne interessanter macht. Doch seht selbst:
Und auch backstage waren Kromlek überaus sympathisch ... aber das nur nebenbei.
Eine gute Stunde später hatten Helfahrt aus München die Gelegenheit, auch bei den Nicht-Bayern ihr Können unter Beweis zu stellen. Natürlich kann nicht erwartet werden, dass die Stimmung sofort genauso gut ist wie bei den München-Gigs (hier gibt es schon einige Die-Hard-Fans der Band, sogar zwei, die sich jetzt einen Helfahrt-Titel auf`s Handgelenk haben tätowieren lassen...), denn schliesslich muss die Band ja erst mal bekannter werden.
noch`n
Helfahrt-Fan? ;-)
Ich persönlich
wusste allerdings schon, was mich erwartet (nämlich einfach richtig geiler
Pagan-Metal), und so genoss ich es einfach, mal stressfrei einen ganzen
Helfahrt-Gig zu sehen und in Ruhe Fotos machen zu können (mehr Fotos von den
meisten Bands findet ihr übrigens in den „Festivalphotos“). Mir persönlich
gefällt die Band ja live verdammt gut, weil sie (neben eigenständigem
Songmaterial) auf der Bühne einfach jedes Mal ihr Bestes geben. Da wird
geklotzt und nicht gekleckert. Jedes Bandmitglied spielt bzw. singt sich die
Seele aus dem Leib. Zwar gab es hier und da ein paar eigenartige Töne, aber das
ist eben live. Da brachte es wohl auch kein Glück, dass Sänger Njord aka Max
gleich zu Anfang ein ganzes Trinkhorn voll auf Ex leerte. Wer weiss, was da drin
war (oder vielleicht lag´s auch am Bier, was auf`s Wohl des Publikums getrunken
wurde während des Gigs), denn als es an der Zeit war, dass Max sowohl
Tin-Whistle als auch Blockflöte spielen sollte, kamen da nicht so schmeichelnde
Töne heraus. Da klang die Helfahrt-typische Maultrommel schon wesentlich
besser-platziert! ;-)
Wer übrigens das Gefühl hatte, bereits besoffen zu sein und die Musiker
dadurch schon doppelt zu sehen, täuscht sich, denn von dem einen gibt´s
wirklich 2 Gleiche. Die Zwillinge kann man als Fremder wirklich nur durch ihre
Instrumente auseinanderhalten. Wer allerdings meint, 3 davon gesehen zu haben,
war sicherlich wirklich schon betrunken. ;-)
Ach ja... und
auch die Fans in der ersten Reihe könntet ihr doppelt gesehen haben, denn die
Metal-Twins Tea und Lea waren freilich auch wieder mit dabei. Die gehören ja
einfach zum Inventar!
Mal sehen, ob ich die Setliste von Helfahrt noch zusammenkriege: Luznacht, For
your calm, Lewwer duad üs slaav, Markomannenzorn, Im Moor, Donar`s Groll,
Sturmgewalt... und eine Zugabe durfte auch nicht fehlen: „Fuel for hatred“
(bei diesem Cover ging vor allem der neue Gitarrist ab wie
Schmidt`s Katze). Vor „Lewwer...“ hatte tatsächlich der ein-oder
andere Fan im Publikum nach eben diesem Songs gerufen... aber gut, es waren ja
tatsächlich mehrere Leute hauptsächlich wegen Helfahrt zu diesem Festival
gefahren.
Helfahrt hatten durch ihre Spielzeit (ihr Gig wurde vorverlegt) Glück mit dem Wetter. Während sie im herrlichsten Sonnenschein spielen konnten, regnete es bei der nächsten Band Sumpfbold fast den ganzen Gig über auf`s Heftigste. Es regnete auch noch schräg direkt auf die Bühne, so dass auch die Band und die Fotografen ordentlich nass wurden. Lasst euch übrigens nicht vom Bandnamen täuschen! Obwohl „Sumpfbold“ ja im ersten Moment nach Spassmusik klingt, hörte man schon während des Soundchecks tiefes Gegrowle und schwere Gitarrenriffs. Jedenfalls donnerten Sumpfbold mit ihrem Thrash/Grind so richtig los und schafften es, trotz der Dauerdusche, das Publikum restlos für sich einzunehmen. Der Vokalist der Band (Sänger kann man nicht sagen, „Grunzer“ vielleicht) hatte so ein einnehmendes Wesen, dem konnte sich einfach keiner entziehen. Da war Stimmung ohne Ende und kein einziger Fan wich aus der ersten Reihe.
Wenn der
Frontmann rief „Sauft ihr Säcke!“, konterten die Fans natürlich mit
„Sauf Du Sack!“, oder wenn er sang: „Jetzt fängt das regnen an“ sang
das Publikum weiter: „Shalalalala“. Die Antwort auf seine Frage an die Menge
„Ist euch der Regen scheissegal!?“ erübrigte sich. Doch eine weitere Ansage
konnte sich Schosch dann doch nicht verkneifen, und so machte er seinem Unmut
Luft: „Die ganze Woche arbeite ich in der Scheiss Hitze, und dann will ich
einmal feiern und es regnet. Fuck you, Alder!“ mit einem bestimmten Finger in
Richtung Himmel. Und dann folgte ein Brett dem anderen. Ein Fest für
Thrash-Fans! Die tiefen Grunz-Passagen wurden auch immer mal von kreischigen
Sequenzen durchzogen. Und der Bassist war eh ein absolutes Tier. Er spielt das
Ding, als hätte er nie im Leben was anderes gemacht. Auch interessant war die
Tatsache, dass Gitarrist Jan trotz Brille heftigst am headbängen war.
Sportbrille vielleicht. Aber jedenfalls geht´s also auch MIT Brille. Das musste
mal gesagt werden...
Die Band hat ja so eingängige Songtitel wie „Alkoholocaust dreiviertel“...
bzw. wurde sogar ein Song gespielt, der noch gar keinen Namen hat und den die
Band vorher auch noch nie live geprobt geschweige denn gespielt hatte. Aber es
kam noch besser. Mit „Der nächste Song ist Eric Clapton gewidmet“ stimmte
die Band ihre eigene hammerharte Version von „Tears in heaven“ an. Und
wieder gab es eine Ansage: „Wir müssen jetzt anfangen Witze zu reißen, denn
wir haben noch 20 Minuten Spielzeit, aber nur noch 2 Songs“. Doch irgendwie
schaffte es die Band natürlich, den Großteil ihrer Spielzeit aufzubrauchen,
bevor sie unter frenetischem Applaus die Bühne verliessen.
Kaum waren sie weg, wurde das Wetter wieder schön und Wolfchant aus Bayern enterten die Bühne, um uns ihren epischen Pagan Metal um die Ohren zu hauen. Nach einem theatralischen Anfang mit Bühnennebel und dem Erscheinen der Band in (schlecht gefaktes) Kunstblut getaucht spielte die Band also solide ihr Set mit Songs wie „Revenge“ und hatten es wieder einfacher, die Fans vor der Bühne zu halten. Ich weiss nicht, ob es einige bemerkt haben, aber durch den vorherigen Regen tat sich während des Wolfchant-Gigs in den Wäldern um das Festivalgelände ein fantastischer Anblick auf: es lag Nebel über den Wäldern und es sah alles absolut mystisch aus... ein wunderschöner Anblick. Wenn das mal nicht zu epischem Pagan Metal passt....
Wer in dieser Zeit eine Verschnaufpause eingelegt hatte, hatte gut daran getan, denn die nachfolgende Band „Defloration“ kostete die Fans Unmengen an Energie und Aufmerksamkeit. Wer die Band noch nie live gesehen hat, hat hier tatsächlich sein blaues Wunder erlebt. Und damit meine ich nicht die blaue Badehose des Sängers Uwe, die sein gesamtes Bühnenoutfit darstellte, sondern das ganze Auftreten der Band, die sich übrigens vorstellten mit „Wir sind die Floristen, und ich hoffe, dass ihr ganz viel Spass mit uns haben werdet, auch die, die kein rohes Fleisch mögen“. Sicherlich war es zum Teil doch eher unfreiwillig, dass Sänger Uwe durch seine Badehose so komisch wirkte, denn ansonsten prügelte die Band mit ihrem brutalen Death Metal nämlich alles nieder. Guter Sound, hämmernder Bass und knüppelnde Gitarren... und eine verdammt wilde Menge. Nun ja, ansonsten überbrückte der Sänger die Pausen zwischen den Songs mit dem Erzählen von allerlei Mist, zum Beispiel über seine Badehose, die „genauso feucht ist wie das Publikum“, über seinen Bierbauch, über Captain Picard und dergleichen mehr. Nun ja, da die Fans ständig „Ausziehen, ausziehen“ riefen, bekamen wir dann diesen Anblick zu Gesicht:
Doch das reichte den Fans nicht. Die „Ausziehen“- Rufe wollten einfach nicht verklingen. Und so fühlte sich der Sänger letztendlich genötigt, zumindest noch seine Sandalen auszuziehen! ;-)
Kurz vor 23 Uhr spielten Suidakra, die sicherlich zwischenzeitlich jeder kennt und jeder schon mal live gesehen hat. Ist schon nett, dass das Eisenwahn bereits im 2.Jahr solche Bands an Land ziehen kann. Aber unbedingt nötig wäre es nicht gewesen für den Erfolg des Festivals. Es wäre auch ohne hammergeil geworden. Nun ja, Suidakra haben ihr normales Set gespielt und nebenbei fleissig Werbung für ihr neues Album gemacht. Und obwohl es gar nichts auszusetzen gab und man keinen einzigen Spielfehler o.a. hörte, wollte das Publikum nicht so richtig abgehen bei dieser Band. Vielleicht haben sie einfach schon ZU oft gespielt in den letzten Jahren. Aber sicherlich hat dies auch seine Berechtigung, denn es wird mit Sicherheit ein paar Fans gegeben haben, für die Suidakra den Höhepunkt des Festivaltages dargestellt haben. Ich hatte trotzdem das Gefühl, dass die zu diesem Zeitpunkt einfach alle schon auf Equilibrium warteten und dass dann die Hölle losbrechen würde...
Und wo ich Recht habe, habe ich Recht. Nachdem Helge Suidakra nachträglich mit einem extra Applaus bedacht hat, weil er die Band genial findet, gab`s kein Halten mehr für die epic Pagan-Band Equilibrium aus München. Man sah Helge nur noch routieren. Auf den Boxen, im Graben, hinter seinen Musikern (um diese mit lieb-gemeinten Umarmungen von hinten fast zu „erwürgen“) und ständig wieder am jeweils anderen Ende der Bühne. Meine Notiz dazu war: „Helge: wie ein Verrückter rumgesprungen“... aber gut, ganz so krass will ich mich nicht ausdrücken. Dass die Fanmenge total ausgeflippt ist, brauch ich sicher nicht erwähnen. Bei dem Song „Met“ gibt es ja prinzipiell kein Halten mehr, weder für die Fans noch für die Band.
Leider wurde der geile Gig neben einigen kurzen Text-Aussetzern durch einige technische Probleme überschattet. Helge meinte zwar, er wird jetzt NICHT anfangen, Witze zu erzählen, um die Zeit zu überbrücken, in der die technischen Probleme behoben wurden, aber zumindest machte er den Fans Komplimente, dass er ihnen ewig zusehen könnte beim moshen. Ausserdem plauderte er aus, dass René das Abitur verhauen hat (was einen zweifelhaften extra Applaus nach sich zog) und dann hielt ihn nichts mehr und er sprang zu den Fans runter und sang dort weiter und schüttelte dabei fast jedem Fan die Hand. Equilibrium hatten sich also wieder einmal des Platzes als Headliner würdig erwiesen und für amtliche Stimmung gesorgt.
Die letzte Band dieses Abends, die ich bei vollem „Bewusstsein“ wahrnahm (kann gar nicht sagen, ob danach noch was kam) war „Thiasos Dionysos“. Dies ist eigentlich ein Ein-Mann-Projekt, aber hier halfen an den Instrumenten die Musiker von Kromlek aus (da die eigentlichen Session-Musiker wohl alle gleichzeitig abgesprungen sind... ein Fakt, der mich echt neugierig macht und eigentlich nach einem Interview verlangt. Schau`mer mal!). Hier handelt es sich um Viking/ Death mit Folk-Einflüssen. Also wieder abwechslungsreicher, epischer Metal mit kreischigen Death-Vocals. Vor allem in den Breaks kamen die leicht mittelalterlichen Folk-Einflüsse deutlich zum Vorschein, und auch bei „Thiasos Dionysos“ wurde irische Tin-Whistle gespielt. Der Sänger hatte das Publikum übrigens stilecht mit „Heisan“ begrüßt, und auch das Outfit war echt was für`s Auge. Nachdem das kurze Set (was in der kurzen Zeit der Proben mit Kromlek realisierbar war) mit Songs wie „Satyr“ abgesungen war, spielten Kromlek noch ein paar eigene Songs, da noch Zeit übrig war. Und damit war der erste (und insgesamt bessere) Festivaltag auch schon wieder zu ende.
Den Samstag eröffneten die Deather von Structural Defect, die mir schon beim Soundcheck viel Freude bereitet hatten, denn die wahre Leidenschaft des Bassisten ist eigentlich das Growlen. Wann auch immer er an einem Mikro vorbeikam, konnte er nicht anders, als leise aber intensiv hineinzugrowlen. War einfach putzig anzusehen, denn er hatte echt viel Spass dabei. Seinen Bass bekam er nebenbei aber auch noch gestimmt, und so konnte es losgehen. Ich dachte noch „Wenn dem Typ das Growlen so`n Spass macht, warum ist ER dann eigentlich nicht der Shouter!?“, doch dann wurde ich eines besseren belehrt. Denn sobald der wahre Vokalist auf die Bühne kam, war die Sache klar: der kann röhren wie ein Urtier... da müssten theoretisch alle, die noch im Zelt gepennt haben, wach geworden sein. Nun ja, der eine Typ, der auf der Wiese gepennt hatte, war es zumindest (dem Ärmsten wurde im Schlaf das Gesicht bemalt... und zwar mit unschönen Symbolen... und das mit unkaputtbarem Edding).
Structural Defect lieferten Hammer-Death-Metal und zogen somit zumindest so viele Fans in die erste Reihe, dass diese voll war und ab dem ersten Takt gebängt wurde, was das Zeug hielt. Das tiefe Growling wurde zwischenzeitlich durch Kreischeinlagen des Gitarristen unterstützt, und musikalisch war alles ziemlich technisch und knifflig. Also eigentlich fast ein ZU brutaler Wachmacher für die frühe Stunde! ;-) Der Sänger bängte zeitweilig mit den Fans zusammen unten in der 1. Reihe. Und diese wiederum liessen nicht locker mit ihren „1,2,3 Oberkörper frei“- Sprechchören. Dem wurde zwar nicht folge geleistet, aber trotzdem war es ein amüsanter Gig.
Die Mimik des Sängers ist einfach herrlich, man merkt ihm die Spielfreude wirklich an, selbst wenn die Band eben als Opener ran muss. Man versuchte sich hernach noch am lustigen „halbvolle Bierbecher in`s Publikum werfen“, immer wieder zur selben Dame, die dann nach mehreren Versuchen und viel verschüttetem Bier endlich auch mal einen Becher fing. Durch diese Einlagen wurden glanzvoll die kleinen Pannen übertüncht, zum Beispiel fiel der Bass zeitweise ganz aus und man hörte nur noch rauschen. Aber egal. Die Band hat die Fans jedenfalls gut aufgewärmt für das, was an diesem Tag noch kommen sollte.
Gegen 14 Uhr folgten die Thrasher von Hatred aus Schweinfurt. Bei dem Bandnamen habe ich gleich ein schlechtes Gewissen bekommen, denn deren Album (was mir deren Sänger mal bei`nem München- Gig in die Hand gedrückt hatte) liegt immer noch hier rum und wartet darauf, von mir reviewt zu werden. Sorry, Jungs. Wenn der Tag 48 Stunden hätte...
Nun ja, Hatred starteten also ihren Gig. Während der Sänger voll motiviert war und poste und kreischte, was nur ging, brauchten die anderen Musiker erst mal ein wenig Aufwärmzeit. Nach 2 Songs rief der Schlagzeuger dann „Stop, Stop! Erstmal Bier holen!“ Gesagt, getan. Er holte sich in Ruhe ein Bier, zog sein T-Shirt aus und machte eigenartige Kreischgeräusche in´s Mikro. Der Sänger daraufhin: „Wenn unser Schlagzeug-Tier dann mal fertig wird, die fette Sau“.... nach dieser (hoffentlich) nett-gemeinten Bösartigkeit verlor dieser vor Schreck gleich erst mal `nen Drumstick, versuchte also, mit einer Seite weiter zu drummen, und mit der anderen den Drumstick beim Spielen vom Boden aufzuheben! Akrobatik! Auch sonst hatte die Band mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen... mit Pfeifgeräuschen, zu lauten Instrumenten usw. Als Resultat wanderten einige Fans aus der 1. Reihe ab nach hinten auf den Platz.
Bei „Fallen Yggdrasil“ aus Stuttgart, die sich durch haufenweise Live-Auftritte schon einen Namen gemacht haben, war da schon mehr los. Sie lockten die Zuschauer während ihres Gigs regelrecht vor die Bühne. Man muss auch zugeben, dass deren Death Metal live ganz schön reinhaut. Der Bassist von Fallen Yggdrasil erinnert mich übrigens in jeder Hinsicht an Kimmy, den Bassisten von Thyrfing. Nicht nur, dass er ähnlich aussieht, er ist auch genauso ein Wilder am Bass. Leider habe ich nicht mitbekommen, warum der Bassist dann die Bühne verlassen hat und nicht wiedergekommen ist. Ich hörte dann nur noch: „Meint ihr, dass es auch ohne Bassist geht?“ bzw. „Bassisten sind eh die Überflüssigsten in`ner Band“ (diese Aussage erntete natürlich zahlreichen Protest) und dann machten die Jungs eben nur noch zu dritt weiter. Dummerweise ging noch die Bassdrum kaputt (und mit der Ansage „Spontaner Szenenapplaus für Christoph“ wurde auch dies quittiert). Nun ja, der Sänger schien durch all dies schon ziemlich frustriert gewesen zu sein, denn alle Sympathien, die sie sich zu anfang erspielt hatten, gefährdete der bunt gekleidete Herr dann mit der Aussage: „Heute scheint ein schwarzer Tag für uns zu sein! Wißt ihr, woran das liegt!? An euren scheiss schwarzen Klamotten“. Aber gut, Metal Fans sind ja hart im Nehmen. Und so wurde diese Bemerkung eben kommentarlos geschluckt. Aber zur Info: zwischenzeitlich hat eben dieser Sänger die Band am Mikro verlassen und wird sich nun nur noch „hinter den Kulissen“ um die Band kümmern.
Bei 2 Bands
dieses Tages frage ich mich, ob sich der Veranstalter einen Spass daraus gemacht
hat, 2 Bands mit fast gleichem Namen (Lifthrasil und Lyfthrasyr) beinahe
hintereinander spielen zu lassen. Nun ja, die Folge davon ist zumindest, dass
ich die Bands nun gut auseinander halten kann. Los ging es mit „Lifthrasil“,
einer Death Metal Band mit Growl-Vocals aber trotzdem reichlich melodischeren
Passagen (zu denen man dann auch nicht headbängen konnte) sowie einigen
Midtempo-Stücken. Da zwischenzeitlich wieder herrlichstes Wetter war, zogen es
viele Fans vor, von weiter weg zuzusehen, gemütlich auf dem Hang sitzend oder
vom Bierstand aus (preislich war es übrigens sehr günstig im Vergleich zu München...
das hatte ich schon lange nicht mehr, dass ich auf einem Festival für einen
Becher Liquides 2,-Euro bezahlt habe, bzw. für den Kaffee nur einen. Nur das
Chip-System, was am 2. Tag eingeführt wurde, empfinde ich als extrem lästig.
Wer hat schon Zeit, sich da ewig anzustellen, um Chips zu tauschen!? Das sollte
unbedingt wieder abgeschafft werden. Versucht lieber, euch durch eine andere Art
von Rahmenverträgen mit den Händlern einig zu werden, als so ein aufwendiges
Kontroll-System via Chips praktizieren zu müssen!)
Doch zurück zu der spärlichen Anzahl von Fans vor der Bühne an diesem 2.Tag.
Ich kann nicht sagen, ob es am Verkauf von Tagestickets lag, denn es schien,
dass die meisten am Samstag nur wegen Eisregen da waren, so dass bei den
vorherigen Bands eben nicht richtig viel los war (bis auf die ganz harten Fans
natürlich, die immer vorne an der „Front“ bleiben und das ganze Wochenende
durchmoshen). Zumindest kam es an die Stimmung vom Vortag einfach nicht ran,
ausser nachts bei den Headlinern.
Allen Bands stand es übrigens auch frei, Autogrammstunden zu geben. Nur wenige machten allerdings davon Gebrauch. Hier mal ein kleiner Einblick in die Autogrammstunde von Eisregen:
Wer bei der nächsten
Band, Sycronomica, dachte, dass ihm der Bassist so bekannt vorkommt, der
lag richtig. Hier handelt es sich um den Hauptacteur der Band Helfahrt, die am
Vortag gespielt hatte. Praktischerweise kann man ja immer beide Bands für`s
selbe Festival buchen und dann zahlt man für einen Musiker weniger die
Fahrtkosten.
Doch zum Gig! Sycronomica war nun also die erste Black Metal Band des Tages,
wenn auch von der melodischen Sorte. Somit bildeten sie einen ziemlichen
Kontrast zu den Bands, die am Samstag bis dahin gespielt hatten. Doch die Band
ließ sich nicht lumpen und sorgte trotz der Hitze für richtig Action. Doch
erst nach einer ausgiebigen Wasser-Dusche für die Fans wurde die Stimmung
richtig gut.
Nun wurde in nassem Zustand geheadbängt, als gäb`s kein Morgen. Die kleinen Unregelmäßigkeiten im Sound wurden da großzügig überhört. Shouter Olli machte Werbung für`s neue Album und kreischte, bis auch der Letzte auf dem Festivalgelände in die Versuchung geriet, mal zur Bühne rüberzuschauen, wer da so gewaltig auf den Putz haut. Gespielt wurden unter anderem: Erased by light, Creations of mine, Beyond the gate of light, In Silence I die, Von Anfang und Ende, Paths und einiges mehr. So, und nun der Standartsatz, der frustrierenderweise in jedem meiner Sycronomica Gig-Reports landet: die Band teilte traditionsgemäß eine Flasche Jägermeister mit den Fans, und traditionsgemäß bekam ich wieder keinen Milliliter davon ab. Wird wohl auch nichts mehr werden in diesem Leben. Naja, wenigsten gab`s `nen geilen Gig zu sehen, ist ja auch was wert.
Nach dieser Brachialgewalt konnte der Tontechniker des Festivals keine Metal-Musik mehr ertragen. So bestand er darauf, dass nun in den Umbaupausen nur noch Ulk- oder Mainstream-Musik eingespielt wird. Von „YMCA“ über „Speedy Gonzales“ war da alles dabei.
Gegen 17:30 Uhr schallte eine Ladung recht eigenwilliger Musik über´s Festivalgelände. Die symphonischen Düster-Metaller von Lyfthrasyr waren am Zug. Und was diese Band bot, stand nun wirklich im krassen Gegensatz zu allen anderen bisherigen Bands des Festivals. Von Klavierklängen (natürlich via Keyboard gezaubert) in fast a-capella-artiger Manier über sehr melodische Teile bis hin zu schnellen Doom/Death-Eskapaden war alles dabei. Insgesamt war die Musik von Lyfthrasyr sehr technisch und anspruchsvoll.
Die Soli inmitten der bombastischen Songgebilde waren teils auch sehr wild und mitreißend. Sicherlich ein Genuss für Fans dieses Genres. Und theoretisch hätte es so sein müssen, dass die Besucher diese Abwechslung willkommen heissen. Doch irgendwie hatte es den gegenteiligen Effekt ... sicherlich aus dem einfachen Grunde, dass man zu der Musik nicht headbängen konnte und es somit einige Leute nicht ansprach, denn wirklich Stimmung kam nicht auf während des Gigs, vielmehr verzogen sich die meisten nach hinten auf die Wiese und liessen es ruhig angehen. Sicherlich war die Musik für die Hitze einfach zu anspruchsvoll. Interressant war allerdings die Mimik des Sängers, der immer so wirkte, als will er (auch mit dem Make-Up und den Kontaktlinsen) Cradle of Filth Konkurrenz machen. Aber gut, gegen optische Selbstdarstellung ist ja nichts einzuwenden.
Eine Mitwirkende des Festival-Caterings, die aus Obersinn stammt, erzähle mir währenddessen, dass sich die meisten Anwohner in ihre Häuser eingeschlossen haben in der Zeit des Festivals, weil sie Angst vor den Metal-Fans haben. Ohne Worte...! Wir Bösen ...
Gardens of Gehenna war die nächste Band, der die schwere Aufgabe oblag, die Stimmung wieder anzuheizen. Doch die Besucher schienen es eher so zu sehen, dass man sich hier einen schönen Tag auf der Wiese machen kann, und im Hintergrund läuft eben Metal. Und da die Musik der Band auch einen leichten Doom-Touch hat, eigenete sie sich eben auch nicht unbedingt zum gnadenlosen Headbängen.
Bzw. muss man auch erwähnen, dass sicherlich an diesem Tag der Großteil via 1-Tages-Ticket wegen Eisregen gekommen war. Sicherlich auch mehr Einheimische, als am Vortag, denn am Freitag war in der Nähe von Obersinn ein anderes Konzert einer relativ guten Untergrund-Band, die etliche Gäste abgezogen haben dürften. Wie auch immer, während die beiden Gitarristen von Gardens of Gehenna eher ruhig wirkten, sorgten der Drummer mit dem Warpaint und die Dame am Bass richtig für Action, diese beiden schienen sich durch nichts stören zu lassen und genossen ihre Bühnenzeit so richtig. Während sich der erste Song des Sets sowieso nicht für einen Live-Gig eignete, wurde es im späteren Verlauf besser und die ausgewählten Songs hatten mehr Drive.
Trotzdem finde ich, die Veranstalter sollten sich langsam für eine Stilrichtung entscheiden. Es gibt genug Festivals, auf denen zu viele Stile gemischt werden, so dass sich immer einige Besucher zwischendurch tierisch langweilen werden. Ich denke, es ist ein Trugschluss, dass dann mehr Fans kommen, je mehr Stile man mischt. Vielleicht kommen ANDERE Fans, aber nicht weniger. Wenn ich mich zwischen 2 Festivals am selben Wochenende entscheiden müsste, wovon eins ein reines Pagan-Festival ist, und das andere mischt Gothic, Death, Grind... , dann würde ich mich für´s Pagan-Festival entscheiden. Aber gut, noch war es nicht sooo schlimm dieses Jahr. Der Anteil der Bands, mit denen viele nichts anfangen konnten, hielt sich noch in Grenzen. Da kann man eigentlich nicht meckern.
Zur besten Spielzeit um 20 Uhr enterten „Crowd“ die Bühne und stellten eine ziemliche Überraschung dar. Denn obwohl keiner sie kannte, konnten sie einige Fans gewinnen mit ihrem sehr enthusiastischen Thrash/Death-Mixes, der zeitweilig allerdings Anleihen typischen Thrash-Metals der alten Schule enthielt.
Vor allem der Drummer der Band war sehenswert, ein absolutes Urvieh an seinem Instrument. Nun ja, obwohl die Stimmung jetzt also schon besser war als am Nachmittag, fehlte trotzdem noch ein gewisser Kick, um die Besucher so richtig zu ausrasten zu bringen.
Doch erst mal sollte es wieder etwas ruhiger werden. Und zwar mit Epic Fantasy Battle Metal von Elexorien. Naja, wer Turisas kennt, weiss, was Battle Metal wirklich bedeutet. Also obwohl die Band ihre Musik als Battle Metal bezeichnet, würde ich das etwas anders sehen. Epic Fantasy Metal reicht vollkommen. Auf jeden Fall war die Musik tatsächlich sehr synphonisch mit animierenden schnellen Keyboardelementen.
Die Band war schon hinter der Bühne sehr sympathisch rübergekommen (und musste verdammt derbe Holländer-Scherze eines meiner Bekannten aushalten... allerdings konnte der Gitarrist immer kontern... einmal nahm er es direkt vorweg: „Ja, wir sind mit dem Wohnwagen da.“) Insofern war ich also sowieso sehr gespannt, wie sie sich nun auf der Bühne so machen. Doch erst mal sei erwähnt, dass es plötzlich wieder voll war vor der Bühne. Nicht unbedingt wegen der Musik, sondern weil nun den Augen der männlichen Besucher was richtig Schönes geboten wurde, nämlich gleich 2 schöne Frauen auf der Bühne. Eine dunkelhaarige Dame am Bass, und an den Vokals eine schöne Blondine in entsprechendem Outfit. Die Wackler und Qietscher im Gesang der Vokalistin wurden da einfach ignoriert, nach jedem Song gab`s reichlich Applaus und frohe Gesichter. Und das, obwohl es vom Sound her manchmal nicht so optimal war. Da rauschte öfters mal was. Wer Elexorien noch nicht kennt, der kann sich die Musik streckenweise wie die von Haggard vorstellen, eben bloß ohne die vielen klassischen Instrumente. Aber ansonsten gibt es auch bei Elexorien diese Parts, wo sich der klassische hohe Frauengesang mit männlichem Metal-Gesang (in diesem Fall von den beiden Gitarristen) abwechselt. Und das ganze eben sehr episch gehalten. Nur dass die Sängerin hier mit Sicherheit keine Opern-Qualitäten hat. Wie gesagt, den Männern war`s eh egal... schönen Frauen kauft man eben alles ab. Die Frauen sahen das schon realistischer. Alle weiblichen Besucher, mit denen ich hernach über die Band sprach, waren wegen der wackligen Stimme überhaupt nicht begeistert.
So, gegen 21:30 Uhr ging es aber endlich mit einer ordentlichen Ladung Thrash-Chaos weiter. Final Breath waren am Zug, der Menge zu zeigen, wie viel Spaß man auch heutzutage noch bei Thrash haben kann. Sänger Eumel hätte ich anfangs fast gar nicht erkannt. Ich kenne ihn ja nur mit Mütze. Doch nun stand er da plötzlich mit wallender Mähne! ;-) Nun kann ich nicht nachvollziehen, ob dies vielleicht der erste Auftritt der Band nach längerer Zeit war, denn anfangs wirkte Eumel noch ein wenig verkrampft und schaute ziemlich grimm. Doch es war natürlich nur eine Frage der Zeit, bis er wieder er selbst war und in gewohnter Weise mit dem Publikum kokettierte. Dazu gehörte auch der Sprung in den Graben, um direkt vor den Fans weitersingen zu können. Als er eine Wasser-Plasteflasche in`s Publikum warf, warf irgend ein Depp sie doch glatt zurück. Jung’, das war für euch zum Trinken, weil`s tagsüber so heiss war! Naja, manche verdursten lieber, als mal Wasser anstatt Bier zu trinken...
Zurück zu Final Breath. Wie bei jedem ihrer Gigs konnte man keine Spielfehler o.a. hören. Es wurde gedroschen, bis alle die Nackenmuskeln trainierten. Und Eumel zeigte zuweilen den Leuten im Publikum, die er kannte und mochte, den Mittelfinger... allerdings immer mit einem netten Grinsen verbunden. Jaja, der Eumel. Aber es ist immer gut, zu sehen, dass jemand aus dem Publikum so viel Action ziehen kann und sich durch den Kontakt mit den Fans so motivieren lässt. Und nun war dann die Stimmung auch endlich so, wie sie von Anfang an hätte sein sollen: einfach gut.
Der melodische
Black Metal von „Dorn“, der danach für eine Stunde das Festival
regierte, schien ebenfalls bei vielen Besuchern gut anzukommen. Dorn haben
richtig reingehauen, obwohl der Sänger durch das gleichzeitige Gitarrespielen
(eine wunderschöne B.C.Rich übrigens) nicht viel Bewegungsfreiheit hatte. Aber
an seiner Hingabe beim Growlen war abzumessen, wie ernst es ihm war. Und mit
jedem Track wurde das Riffing härter, so dass sich auch die, die die Band nicht
kannten, anstecken liessen und mitbängten. Allerdings musste auch hier der
Tontechniker öfters mal während des Gigs über die Bühne springen und
etliches wieder richten. Schade war auch, dass die Keyboardklänge vom Band
kamen.
Der Sänger meinte gegen Ende
des Gigs, dass er so ein gutes Publikum wie hier schon lange nicht mehr hatte.
Und Punkt 24 Uhr liess der selbsternannte Scherzkeks noch einen von Stapel,
indem er in vollkommen ernstem Ton eine Durchsage machte: „Alle, die unter 18
sind und ohne Erziehungsberechtigte hier sind, müssen jetzt das Gelände
verlassen!“. ..... Daraufhin verliessen ca. 150 Leute das Gelände. Nein,
Quatsch... es wurde gelacht und weitergespielt.
Pünktlich zur
Sperrstunde durften Eisregen endlich auf die Bühne. Der Jubel war
unglaublich. Wie bereits erwähnt, schienen etliche Besucher nur wegen der Band
gekommen zu sein. Schon VOR dem Gig zitierten die Fans in den ersten Reihen die
Eisregen-Texte. Schliesslich musste man sich ja die Zeit vertreiben, denn das
Schlagzeug wurde völlig neu aufgebaut. Wer Eisregen nicht kennen sollte: es
handelt sich um sogenannten Splatter-Metal, man kann sich also einen
Splatter-Film in musikalisch vertonter Form vorstellen. Und da dies aus Sicht
der behördlichen Zensoren alles ziemlich eklig und anstößig ist, wird regelmäßig
ein Großteil der Eisregen-Lyrics verboten.
Nun ja, mit Beginn des Gigs war es also so richtig voll in den ersten Reihen, es
gab ein richtiges Gedränge und Geschiebe. Und jeder einzelne Song der Band
wurde schon bei dessen Ankündigung bejubelt, als hätte der Messiah gesprochen.
Da vereinzelte Fans den ganzen Gig über nach dem Song „Krebskolonie“
verlangten und immer wieder danach schrien, meinte der Sänger dann irgendwann:
„Ihr wisst doch, dass wir manche Songs nicht spielen dürfen. Aber kommt doch
zum Konzert in Österreich, dort ist alles erlaubt. Der Schnaps ist gut, die
Nutten sind willig. Und der Spaß ist... na ja, auch nicht anders als hier.“
:-)
Und weiter ging es mit „Kaltwassergrab“. Kleinere technische Probleme liessen sich auch bei diesem Gig nicht vermeiden. Aber insgesamt war der Sound okay. Die Band konnte es sich nicht verkneifen, immer mal wieder Anspielungen auf`s Spielverbot etlicher Songs zu machen, wie z.B. „Sogar Songs vom 3. Album dürfen wir spielen“. Da es schon wieder „Krebskolonie“-Rufe gab, liess der Sänger dann verlauten: „Den könnt ihr doch zu hause hören! Aber selbst das ist ja verboten. Also, ihr wisst schon: schön die Gardinen zu und lasst euch nicht erwischen.“
Ungeachtet der Dame an der Violine meinte er dann auch noch: „Viele haben ja gesagt, wir seien eine frauenfeindliche Band. Das stimmt.“ ... Jubel des Publikums. Es folgte logischerweise „1000 tote Nutten“. Leider wurde der Sound gegen Ende des Gigs plötzlich immer schlechter. Es dröhnte und rauschte in den Boxen. Vielleicht hatten die sich auch für eine Zensur der Eisregen Songs entschieden. Schlechter Scherz, sorry. Auf jeden Fall war der Gig ein voller Erfolg. Die Fans waren überaus zufrieden und sangen auch hinterher noch weiter. Und es wurde noch lange nach Zugaben gerufen.
Was ich auch noch positiv erwähnen möchte, ist, dass (vor allem beim Eisregen Gig) die Fotografen vorne im Fotograben sitzen bleiben konnten zum Fotografieren. Die sassen da also an die Boxen gelehnt, als säßen sie auf dem Sofa beim Fernsehen... nur dass es eben stattdessen Eisregen live gab. Sowas gibt´s eben nur beim Eisenwahn. Echt geil! Dank an die Organisatoren. Behaltet das bitte bei, solange es noch nicht überfüllt sein sollte in den kommenden Jahren! Damit bindet ihr die Magazine an euch! :-)
Währenddessen spielten sich eigenartige Szenen neben der Bühne ab: Ein gewisses Mitglied von Helfahrt und seine Bekannten kreiselten sich da einen ab (Finger auf den Kopf des Nachbarn und dann immer im Kreis rum... bis alle mal dran waren) und hatten Spaß dabei. :-) Naja, so hat eben jeder seine eigene Art, sich die Zeit zu vertreiben! ;-)
Ich hatte mir wirklich vorgenommen, mir „Death Court“ anzuschauen, zumal ich mir ziemlich sicher war, dass Max von Helfahrt bei einem gewissen Song, den er selbst immer spielt bei den Helfahrt Gigs, mit zu Death Court auf die Bühne springen würde, um mitzusingen. Und das wollte ich eigentlich sehen. Aber die Müdigkeit zollte ihren Tribut, und so machte ich mich vom Acker (im wahrsten Sinne des Wortes, denn es ging über Felder, Äcker und steinige Waldwege). Das ist vielleicht auch der einzige Negativpunkt, den ich erwähnen kann: es gab kein Licht auf den Wegen. Man war im Dunkeln wirklich völlig aufgeschmissen. Ein paar wenige Fluter hätten schon geholfen! Nächstes Jahr vielleicht? Naja, und eben das immerwährende Problem der Dixies, bzw. des nicht vorhandenen fliessenden Wassers... aber das Problem hat ja echt JEDES Festivals, in diesem Punkt wird nie ein Fan vollkommen zufrieden sein. Gehört eben einfach dazu zum Festival.
Metal-Twin
Lea verabschiedet sich von der leeren Bühne:
Während ich zwar schon wusste, dass das Eisenwahn ein schöner Auftakt für eine Festivalsaison ist, dachte ich damals allerdings noch, dass es dann nur ein guter Sommer werden kann. Doch inzwischen, wo ich dies hier schreibe, habe ich 2 weitere große Sommerfestivals hinter mir und weiß, dass das Eisenwahn von all denen das BESTE Festival war. Die kleinen Festivals haben eben einfach was Familiäres, anheimelndes, was die großen Festivals nicht bieten können, weil es nur noch um Abzocke und die Abfertigung von Menschenmassen geht.
Insofern ist es für mich klar, was ich in den kommenden Jahren am Wochenende vor Wacken machen werde: Eisenwahn heisst die Devise! Also: auf ein Neues!
Mehr Fotos von einigen Bands gibt´s hier:
Defloration |