Party San Open Air 2006 – Bad Berka - Teil 1 /Donnerstag + Freitag

(Bericht: Wiebke + Twilightheart)

Donnerstag + Freitag, 10./11.08.2006

Twi: Das diesjährige Party San Festival war natürlich rein band-technisch gesehen der absolute Oberhammer für Black- und Death-Metal- Fans. Ich glaube, unsere Wiebke brauchte nur Turisas und Helrunar lesen und wusste, sie würde kommen, und ich brauchte nur Naglfar und Thyrfing zu lesen & wusste, ich würde kommen. :-) Während im Vorjahr die Death-Bands absolut dominierten, gab es dieses Jahr endlich mal wieder ein paar mehr gute BM Bands... ich sag nur Nifelheim & Marduk, .... uuuund Watain, klar. Und auch der Rest der Bandnamen las sich wie die Wunschlisten mancher Fans... eine geile Band nach der anderen. Dies hatte natürlich zur Folge, dass das Party San um einiges größer war als in den Vorjahren. Vielleicht waren nicht immer alle Fans gleichzeitig auf dem Festivalgelände, so dass manche den Unterschied nicht bemerkt haben, aber die Campingplätze waren bereits ab Donnerstag brechend voll. Wir kamen diesmal wirklich verdammt rechtzeitig an und mussten trotzdem ganz weit draussen in einer der hintersten Reihen parken (da ich mit „normalen Fans“ zusammen das Auto teilte, nützten irgendwelche Presse-Parkplätze natürlich gar nichts). Außerdem merkte man es an der gestiegenen Anzahl von Leuten im Fotograben. Während im Vorjahr bei den ersten Bands, die jeweils den Festivaltag eröffneten, höchstens 2 oder 3 Fotografen im Graben waren, waren es dieses Jahr von Anfang an fast 20 oder mehr. Und bei den Headlinern wahrscheinlich ca. 3 mal so viele, denn bei manchen Bands hatten wir echt nur 30 Sekunden Zeit, bevor man uns rauswarf, damit die nächsten rein können. Also verzeiht uns, wenn es von manchen Bands im Bericht keine gescheiten Fotos gibt, wir hatten einfach kaum Zeit (Fotografieren ist Krieg!).

Negativ erwähnen möchte ich, dass etliche Male Feuer gelegt wurde am Rande des Zeltplatzes im Feld. Und immer da, wo gerade kein Security war. Hätte oftmals in`s Auge gehen können. Bei der Hitze brennt das Zeug wie Zunder. 

Donnerstag

Wiebke: Eroded aus dem Ruhrpott haben die Ehre, das diesjährige Party San Open Air im Party Zelt zu eröffnen. Sie werden vom Publikum sehr freundlich begrüßt, was sie noch mal zusätzlich motiviert. Die Jungs spielen Death Metal, der teilweise doch ganz schön von Hypocrisy inspiriert zu sein scheint. Vornehmlich bieten sie Songs von ihrem Demo, da finden sich unter anderem „The Goats Of Heaven“, „Angelstorm“ – ein Midtempostück, das mit schnellen Passagen gespickt ist, und das ziemlich brachiale „Black Empire“. In den Songpausen gibt Frontmann P.  viele Erläuterungen zu den Songs und gesteht auch, dass es der erste Auftritt der Band ist (sein Allererster überhaupt – die anderen haben schon mit anderen Bands Live-Erfahrung gesammelt... so spielt der Bassist auch in „Depression“ und der 2. Gitarrist ist von „Symbiontik“) und das gleich vor so vielen Leuten. Dafür schlägt er sich trotz Nervosität aber extrem gut! Als letzter Song  wird „Into The Black Fires“ gespielt, das langsam beginnt und dann eine enorme Geschwindigkeitssteigerung erfährt. Alles in allem komme ich nicht umhin zu sagen, dass Eroded ein ordentlich groovendes, nicht vor Melodie triefendes Geschoss auffahren und man sicher noch einiges von ihnen hören wird! 

Setliste: Pits of gruesome torment – Doberman – The goats of heaven – Angelstorm – Black Empire – Beneath the cross – Into the black fires

Als nächstes sind Helrunar an der Reihe, die heute auf ihren zweiten Gitarristen verzichten müssen. Aber auch als Quartett kommen die Münsteraner äußerst souverän rüber. Atmosphärisch und präzise wird auf der Bühne agiert, und dennoch bleibt auch Zeit zum Posieren, wie Gitarrist Dionysos eindrucksvoll unter Beweis stellt. In der ersten Reihe herrscht schon beim Opener „Frostnacht“ eine Bombenstimmung, was sich durch heftiges Haareschütteln und lauten Jubel nach dem Song äußert. Und natürlich wird schon jetzt nach einem bestimmten Song gebrüllt, der dann auch als Drittes kommt. Es wird wieder eine enorme Textsicherheit unter Beweis gestellt, was Skald Draugir ein dezentes Lächeln ins Gesicht beschert. Man verzeihe mir, aber ich weiß nicht mehr, welcher Song es war – jedenfalls übernimmt Bassist Kevin bei einem Stück die zweite Gitarre, was sehr gut ankommt. Man merkt zwar, dass der Bass fehlt, aber das stört überhaupt nicht. Denn diesem intensiven Pagan Metal mit den teils wunderschönen, teils archaischen Texten kann man so leicht nichts anhaben.

Setlist: Intro – Frostnacht – Ich bin die Leere – Älter als das Kreuz – Hauch wird Sturm – Raune mit der Tiefe – Seelenwinter – Dreifach Dorn – Das heilige Feuer (W)

Twi: Während Wiebke eine erfahrene Helrunarin ist, sollte es für mich der 1. Gig der Band sein. Nachdem ich aus verschiedenen Ecken gehört hatte, wie gut die Band sein soll, war es an der Zeit, mich selbst davon zu überzeugen. Und die kamen, sahen und siegten. Die Menge war begeistert und Band und Fans hatten zusammen eine guten Headbäng.

Der Sänger fuhr an Mimik und Gestik alles auf, was möglich war. Er durchlebte quasi jeden Song und war bei jeder einzelnen Zeile voller Hingabe dabei. Der totale Höhepunkt für die Fans schien „Älter als das Kreuz“ zu sein, denn da gab`s beim moshen wirklich kein halten mehr. Die Band besteht ja wirklich aus hervorragenden Musikern, da saß jeder Ton präzise und man hörte keinerlei Schwächen. Wenn der Sänger rief „1000 Jahre“, wussten die Fans natürlich sofort, was dahintersteckt, und so wiederholten die Fans gleich 3 mal das „1000 Jahre“. Am Ende des Gigs war der Sänger so angetan von der Publikumsreaktion, dass er sogar kurz auf die Knie ging auf dem Bühnenboden und die Hände zum Publikum streckte. 

     

Danach konnte man schon von weitem hören, dass sich „Hate“ aus Polen (die ich schon kannte, da sie letztes Jahr durch Deutschland getourt sind) ankündigten, denn man hörte nur schweres Kettenrasseln aus dem Umkleideraum der Band... die Outfits wurden also gerade „mit schwerem Gerät“ aufgemotzt. 
Leider kam es hier zur ersten längeren Verzögerung. Da eine Gitarre kaputt war, fing die Band erst 15 Minuten später an. Auch danach war es vom Sound her nicht sooo optimal. Aber von der Musik her knüppelte die Band den für Polen typischen hammerharten, kompromisslosen Black Metal runter. Der Sänger zog durch sein Outfit (schwarzes Kleid ... natürlich eins für Männer, mit Leder etc.) eh alle Aufmerksamkeit auf sich. Aber auch seine Bemerkungen sind eine Erwähnung wert. So ließ er Ansprachen vom Stapel wie „I wanna kill you. Let me hear some fucking noise“ und dann wurde mit Songs wie „Necropolis“ das nun verkürzte Set zu ende gebracht. Der Drummer musste übrigens verdammt hart arbeiten, ... die Polen haben`s irgendwie mit dem verdammt schnellen, ultra-präzisen Drumming a la Vader, wie`s scheint. Und wo wir gerade bei „schnell“ sind: ein Napalm Death- Cover gab`s als Zugabe auch noch. 

Danach gab es zuerst mal wieder eine echt lange Umbaupause. Und gehörig Aufruhr auch im Fotograben, denn es hieß zuerst, dass keine Fotografen rein dürfen bei Watain (wegen dem Pyro o.a.). Da hatte ich allerdings `ne ganz andere Info. Und tatsächlich öffnete sich der Fotograben dann doch noch. 

Und somit war es dann an der Zeit für einen der heimlichen Headliner des Festivals. Die Satanisten-Fraktion von Watain stand bereit, um den Hauch der Apokalypse zu verbreiten. Das dumme war nur: noch war es Donnerstag und es wurde im kleinen Zelt gespielt, welches nun wirklich brechend voll war, denn so ziemlich alle, die bereits an diesem Tag angereist waren, hatten dies nur getan, um Watain auf keinen Fall zu verpassen. Sobald sich die Band auch nur der Bühne näherte, begannen von hinten die Massen der Fans nach vorne zu drücken. Sicherlich wollte jeder (verständlicherweise) einen besseren Blick haben, denn hinten in der Menge im Zelt sieht man wirklich NICHTS (es sei denn, man ist mindestens über 1,80 gross). Das hatte zur Folge, dass die Geländer (Absperrung konnte man dies nicht nennen) beinahe umfielen. Aber natürlich gab´s ja noch die baumgrossen Secureties, die das Party San bezahlt... die „durften“ dann den ganzen Gig über die Absperrungen an der 1. Reihe halten und gegendrücken, denn sonst hätte es Verletzte gegeben, soviel ist sicher.

Ich war wirklich gespannt auf den Gig, den das letzte Mal hatte ich Watain live als Support bei Dissection in München gesehen an 2 Tagen hintereinander. Beide Male war der Sound beschissen gewesen und die Stimmung der Band grottenschlecht; und am 2. Tag wurde daraufhin der Gig nach 3 Songs abgebrochen. Also ein ganz negativer erster Eindruck damals. 
Doch hier beim Party San schafften es Watain von der 1. Sekunde an, den eisigen Atem Satans von der Bühne auf`s Publikum zu transferieren. Sie begannen mit „Devil`s blood“ und lieferten direkt danach noch ein verdammt geiles „Black Salvation“ hinterher. Weiter ging's mit „Storm of the Antichrist“. Und es war wirklich der beste Gig, den ich je von Watain gesehen hatte. Der Spirit hat 100% ig gestimmt. Erik`s Aggressionen schienen ausgeprägter zu sein als sonst, denn er schrie sich wirklich die schwarze Seele aus dem Leib beim Singen. Ich will nicht mutmaßen, dass es daran lag, dass er zu diesem Zeitpunkt schon etwas wusste, was wir anderen erst eine Woche später erfahren haben... (einige von euch wissen sicher, worauf ich anspiele... alle anderen: vergesst es, denkt nicht weiter drüber nach!), aber dies könnte ein Grund gewesen sein für die abgrundtief schwarze, leidenschaftliche Performance. Es war ein Ohrenschmaus sonder gleichen für Fans des satanischen Black Metal. Und die Fans in den ersten Reihen sind wirklich komplett ausgerastet. Der Sound war sowieso gut, und so wurde auch „I am the earth“ zu einem Fest für`s Publikum. 
Auch „The golden horns of Darash“ und als Krönung „On horns impaled“ gab es noch. Selbstverständlich war auch der Altar aufgebaut, der für Watain typisch ist, mit echtem Blut im Kelch und einigen rituellen Gegenständen. Das Blut wurde von Erik am Ende des Gigs getrunken und nach einem „Hail Sathanas“ war auch schon wieder alles vorbei.
Später habe ich erfahren, dass wirklich keiner der Leute, die mit mir zelteten (bzw. die Bekannten, die man dann dort noch traf auf dem Gelände) etwas von Watain gesehen hatte im Gedränge, obwohl sie es alle versucht hatten. Somit war es für viele eine Enttäuschung, dass Watain nicht an den Folgetagen auf der Hauptbühne gespielt haben, sondern hier im kleinen Zelt. Aber na ja, irgend jemand wird schon triftige Gründe für diese Entscheidung gehabt haben.

       

Zum Schluss wurde es politisch, und zwar mit „Master“, einer Band aus den USA, die die Jüngeren unter euch bestimmt nicht mehr kennen. Die Band gibt es seit 1983 und der Sänger und Bassist Speckmann ist quasi einer der Mitbegründer des Death Metal. Während sich also die jüngeren Besucher von dannen trollten, erlebten die Älteren noch einmal eine Band, die wohl eine Legende für sie sein dürfte. Speckmann, der mit Sicherheit der dienstälteste Musiker des Festivals war, zog solide sein Ding durch, genau wie seine Musiker, immer wieder begleitet von „Master, Master“ – Sprechchören. Da allerdings unser nächster Tag komplett voll war mit Interview-Terminen und natürlich den Gigs & Autogrammstunden, wo wir Fotos machen wollten, zog ich es vor, mir nicht alles anzusehen, sondern schlafen zu gehen. (T)

Freitag

Wiebke: Den Weckruf übernehmen Killing Spree. Leider scheinen ziemlich viele Metalfans noch die Oropax in den Ohren zu haben, da die Menge vor der Bühne noch sehr überschaubar ist. Diejenigen, die schon da sind, erleben aber einen ansprechenden Auftritt. Melodischer mit dezenten Keyboards unterlegter Death Metal mit einem angenehm tief grunzenden Frontmann gibt es zu hören. Die Musiker geben auf der Bühne ordentlich Gas, die Langhaarigen schütteln ordentlich ihre Matten, und auch der Keyboarder ist hinter seinem Instrument sehr agil. Die gute Stimmung überträgt sich schnell auf das Publikum, so dass Killing Spree schon sehr positive Reaktionen hervorrufen können.

Setliste: Burning East – Black Summer – Dawn – Discovery – Keep The War – Star Soldier – Choose And Decide – Attack Myself – Angst – Chosen One 

     

Dass Death Metal kein Kindergarten ist, stellt Karl – seines Zeichen Frontmann von Kaamos – eindrucksvoll unter Beweis, der mit grimmigen Blick die Bühne entert und die Fans markig mit einer Beleidigung begrüßt. Danach legt er sich aber voll ins Zeug, denn die Schweden spielen heute ihren allerletzten Gig in ihrer Karriere, da sie sich nach dem Party San Open Air auflösen werden. Es gibt u.a. Songs von den Alben „Kaamos“ und „Lucifers Rising“ auf die Ohren, wobei vor allem das Titelstück des letztgenannten heraussticht. Ein absolut brutaler Nackenbrecher! 

                    

Weniger böse geht es bei Severe Torture zu, aber ebenfalls todesmetallisch. Die Musiker haben eine sympathische Ausstrahlung und die Bühnenaktion ist auch nicht zu verachten, wobei besonders der Bassist durch exzessives Headbangen Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Frontmann zieht wilde Grimassen, während er die fiesesten Grunztöne seinem Innersten entlockt. Ansonsten ist alles relativ gleichtönig. In der Geschwindigkeit gibt es keine großen Varitationen, und auch die Rhythmen klingen ähnlich. Das alles ist nicht schlecht, aber auch nicht spektakulär, so dass es mich nach einer Weile woanders hinzieht. 

   

Die Spielfreude regiert auch bei Fall Of Serenity, die kurzfristig für die verhinderten Dew Scented einspringen. Die Gesichtsausdrücke der Saitenfraktion wechseln zwischen breitem Grinsen und irren Grimassen, aber auch Frontmann René steht den anderen in nichts nach und durchlebt seine Songs mit allen Emotionen. Rasende Passagen wechseln sich mit langsameren, groovigeren ab, so dass zwischendurch auch Zeit zum Luftholen und ruhigeren Moshen bleibt. Stilistisch sind die Jenaer sehr vielseitig, es lassen sich Einflüsse auf Death und Thrash Metal aber auch Hard- und Metalcore heraushören, so dass das Ganze vielleicht mit der Zeit ein bisschen anstrengend aber auf keinen Fall langweilig wird. (W)

      

Twi: Während Wiebke die gerade erwähnten Bands schaute (noch unterbrochen von einem Interview mit „Desaster“) hatte ich für meinen Teil einen lustigen Nachmittag beim Interview mit Nifelheim. Mit von der Partie waren (neben Tyrant und Hellbutcher von Nifelheim) ausserdem Sheol Gast Interviewerin Claudia, ihre Freundin (die "zufälligerweise" jahrelang guten Kontakt mit Nifelheim hatte & deswegen quasi von uns "mitgeschleift" wurde...  wodurch sie eine große Hilfe war, die Zungen der Herren zu lösen), ein schwedischer Freund von mir und seine Freundin (auch `ne gute Sache, so hatte vor allem Tyrant jemanden, mit dem er schwedisch reden konnte).... also echt`n Haufen Leute. Aber es war echt kult. Wir saßen gemütlich auf der Wiese gegenüber dem Festivalgelände, liessen uns die Sonne in`s Gesicht scheinen und plauderten zwanglos 2 Stunden lang über alles mögliche (wird eine ganze Weile dauern, bis ich das alles abgetippt habe,... also noch ein wenig Geduld, Leute... aber das Nifelheim Interview kommt bestimmt!). Tyrant und Hellbutcher nuckelten nebenbei an ihrer Wodka-Flasche und waren wirklich guter Dinge. Da hieß es im Vorfeld, die Jungs reden nicht viel, aber wir haben sie wirklich ganz anders erlebt. So nette und gesprächige Gesellen findet man selten. Echt witzig, wie sie da in ihren Nieten-Outfits saßen, aber wie kleine Jungs Scherzchen machten und witzige Geschichten erzählten, um alle zum Lachen zu bringen. Das war mit Sicherheit einer der schöneren Momente, die man erlebt, wenn man für ein Magazin arbeitet... und einer, der für einige Rückschläge entschädigt.

Und auch 2 der Jungs von Dew Scented waren dort neben uns auf der Wiese. Dabei entstand das „true and grim“ – Zähneputzing- Foto. :-) Natürlich ist so was nicht mit vielen Bandmitgliedern möglich, sondern nur mit welchen, die man schon öfters mal gesehen hat, wo man weiß, dass sie so locker und cool drauf sind. 

Da hätte ich doch beinahe das Interview mit Mathias Nygård von „Turisas“ vergessen, das war ja auch noch an dem Tag (siehe „Interviews“). Zu Mathias muss man sagen, dass er der liebste Musiker ist, der rumläuft. Nicht nur, dass er noch ewig mit mir über´s ganze Gelände gelaufen ist, um einen zweiten Fotopass für Sheol zu organisieren (damit Wiebke UND ich gleichzeitig Fotos machen können im Graben, wenn auch nur beim Turisas-Gig... ist zwar  gescheitert, aber die Geste zählt), sondern er war auch in Poser-Laune und dann hatte ich immer mal wieder plötzlich sein Gesicht vor der Kamera mit ganz schlachtreifen Gebärden. 

Ich hoffe nur, dass er diese Freundlichkeit nicht verliert, jetzt wo der Hype um die Band losgeht und sie mit Lordi touren. Natürlich habe ich mich 2 Wochen später bei `nem anderen Festival mit einem Stapel Turisas-Fotos bedankt für seine Freundlichkeit (zusammen mit einem Fotografen vom Hotel666, der auf die selbe Idee gekommen war... was gleich wieder zur Folge hatte, dass die ganze Band als Dank für die vielen Fotos nur für uns beide quasi eine eigene Autogrammstunde gegeben haben inclusive Fotoshooting mit der ganzen Band nur für uns zwei Leutchen ... aber dazu mehr (+ Fotos) im Summerbreeze Bericht später). Wenn eine Band so lieb ist, das entschädigt natürlich auch echt für die ganzen arroganten Typen, die man so trifft.

Bei „Deströyer666“ gab`s zum ersten Mal an diesem Tag einen richtig heftigen Ansturm im Fotograben, und auch in den ersten Reihen hinter der Absperrung waren einige die-hard-Fans der Band zu sehen, die jede Songzeile mitgrölten.

Und so spielten sie unter riesen Jubel ihr Set und zeigten den jüngeren Besuchern mal, was „old school“- Qualität bedeutet.

         

Zeitgleich fand die Autogrammstunde von Enslaved statt, wo wirklich alles signiert wurde, was Schreibfläche hatte, inclusive „Nüchtern“-Schilder, grüne Kinder-Trinkbecher (ein Bild vom Becher gibt´s in den „Festivalphotos“) und allerlei Kleidungsstücke. Besonders witzig finde ich  auch immer, dass die Bands noch mal da bleiben und für die Kamera posen, wenn man die Linse auf sie richtet, auch wenn man gar nichts dazusagt. So ist das herrlich... (T)

Wiebke: Turisas fallen etwas aus dem Rahmen, denn sie sind bis jetzt die eindeutig melodischste Band an diesem Tag. Nichtsdestotrotz steppt nach dem Intro „Victoriae & Triumphi Dominus“ sofort der Bär als das Septett mit „As Torches Rise“ ihre 45 Minuten Spielzeit beginnt. Den Finnen gelingt es spielend, die Fans zum Tanzen und Springen zu animieren. Und selbst die sonst eher ernsten Herren der Security ließen sich kurzzeitig zur Fröhlichkeit hinreißen:

Einen nicht unwesentlichen Anteil daran haben Violinist Olli, dessen wahnwitzige Spielkunst einen einfach nur Staunen lässt, und Frontmann Mathias, der die Leute nicht nur ständig anfeuert, sondern auch selbst unermüdlich über die Bühne flitzt, sich in Posen schmeißt, hüpft und seine Texte vollkommen durchlebt. Und dennoch habe ich zeitweise das Gefühl, dass er sich nicht ganz wohl zu fühlen scheint. Bei „Land Of Hope And Glory“, „One More“ und „Rex Regis Rebellis“ sind zahlreiche schwingende Matten zu sehen. Vor „Battle Metal“ fragt Mathias, was er denn nun für ein Publikum vor der Nase hat. Und ganz klar ist die Antwort auf die Frage: „Seid ihr ein Battle Metal Publikum?“ am lautesten. Die Zeit verrinnt auch bei diesem Auftritt viel zu schnell. Und so wird am Schluss ein Medley dargeboten. Die Eurovisionshymne, „Bonanza“ und „Lambada“ werden mit atemberaubender Geschwindigkeit dargeboten. Da kommt die Spielfreude, die die Finnen schon die ganze Zeit über an den Tag gelegt haben, noch mal richtig zum Zuge. Und so ist es kein Wunder, das – soweit ich mich erinnere zum ersten Mal an diesem Tag – lautstark nach einer Zugabe gefordert wird. (W)

   

Twi: Nifelheim waren die nächste Band, die die Bühne enterten. Nichts für jedermann, das kann man klar sagen. Aber für die alteingesessenen Fans der Band war es sicherlich ein Fest, Nifelheim noch einmal in Deutschland live erleben zu können. Denn wie sie uns im Interview verrieten, war das das letzte Mal für sehr lange Zeit. Die jüngeren Fans werden der Band vielleicht nicht so viel abgewinnen können, es sei denn, sie haben die Qualitäten des old-school- Black Metal zu schätzen gelernt. Mehr Nieten gingen echt nicht ran an die Outfits... die Jungs sahen aus wie die Weihnachtsbäume (sorry)! ;-) Aber es war einfach herrlich zu sehen, dass die Bandmitglieder, die von der Originalbesetzung übrig geblieben sind, noch genauso aussehen wie damals (okay, paar Haare weniger, aber keine Falten ;-)). Die beiden Session-Mitglieder, die ebenfalls mit auf der Bühne waren, dürften dem ein-oder anderen bekannt vorgekommen sein. Ja, einmal der Hühne Johan Bergebäck (nicht Berg-Gebäck! ;-)), der ja in „fast jeder“ existierenden Band schon mal mitgespielt hat (Dismember, Necrophobic & viele mehr) und sein ihm auf Schritt und Tritt folgender Freund Sebastian Ramstedt (ebenfalls Necrophobic). Allerdings fungieren sie in Nifelheim nicht unter ihren richtigen Namen, sondern selbstredend unter grimmen Pseudonymen, nämlich Sebastian als „Vengeance from beyond“ und Johan als „Apocalyptic Desolator“.  Die beiden passen wirklich super in „Nifelheim“, denn irgendwie sind sie schon auch kleine Poser. Die ganze Band hatte jedenfalls die richtige Motivation auf der Bühne, sie hatten verdammt viel Spaß (und dass das Publikum nicht so richtig mitgegangen ist, schien ihnen scheißegal zu sein, hauptsache sie können spielen), und Tyrant und Hellbutcher übertrumpften sich gegenseitig in möglichst grimmer Mimik... wirklich ein Schauspiel. Sie spielten ihre ganzen Hits über die Jahre hinweg... und ja, stellten neue Songs vor, denn tatsächlich wird es ein neues Album geben, wenn nichts dazwischenkommt. 

Da fällt mir ein, wir haben ja noch gar nicht über Turisas gesprochen! .... Kleiner Scherz. Aber EIN mal müsst ihr da noch durch! Ich mach`s auch kurz: eine Autogrammstunde von Turisas gab`s freilich auch. Plötzlich war da auch wieder der kleine Knirps, der letztes Jahr in Wacken beim Dissection Gig hinten auf der Bühne (hinter der Deko) zu Dissection`s Musik getanzt hat (ja, Kinder können auch zu dieser Musik tanzen). Keine Ahnung, wer er oder seine Eltern sind, aber er ist sicher das coolste Metal-Kind, das auf Festivals rumläuft. Und so fehlte er auch bei Turisas nicht:

Danach war es an der Zeit für eine Band, die mir letztes Jahr auf ihrer Live-Tour viel schockierende Freude bereitet hatten, indem mir Sänger „Lord Worm“ mitten im Gig plötzlich in`s Gesicht gegrölt hat: „Now I need a victim! For the next 4 minutes your name is Abigor!“ und ich wußte gar nicht, was los it. Die wahren Cryptopsy-Fans wissen natürlich, was es damit auf sich hat und was danach kommt (und ich weiss es seit letztem Jahr auch). 
Ansonsten waren Cryptopsy, die sehr technischen Death Metal spielen, natürlich wieder das geilste, was geht on stage (und wie genau bei jeder Band, die ich höchst geil finde, finden 50 % aller Metal-Hörer die total Scheisse... also eine weitere Band, an der sich die Geister scheiden). Aber allein die Gestik vom Sänger Lord Worm ist einfach herrlich anzuschauen. Er ist ein Mega-Urtier on stage. Man denkt immer, gleich bricht er unter Krampfanfällen zusammen. Und überhaupt, die ganze Hingabe der Band auf der Bühne ist beispielhaft. Von den kniffligen Riffs und Soli ganz zu schweigen! Mit wie viel Energie die nicht mehr ganz jungen Herren da abrocken, das soll erst mal einer nachmachen. Spielfreude sonder gleichen. Die Menge quittierte dies mit der selben Hingabe wie die Band... man sah nichts weiter als ein Meer von Haaren, ab-und zu mal durchbrochen von einem Crowdsurfer. Der Sound war sowieso auch bestens, insofern gibt es gar nichts auszusetzen. (T)

          

Wiebke: Endlich ertönt als Intro das verdammt atmosphärische „Fost“, ehe die Nordmänner von Enslaved auf die Bühne stapfen und konzentriert loslegen. Licht, Nebel und Bühnenperformance ergänzen sich zu einem harmonischen Konglomerat, was bei den Fans sofort Begeisterung auslöst. Man hängt an Frontmann Grutles Lippen, der ein gewaltiges Charisma ausstrahlt oder schaut gebannt auf Leadgitarrist Arve, der während seines Gitarrenspiels wirklich abstruse Verrenkungen vollführt. 
Grutle schafft es spielend, dass Publikum ordentlich anzuspornen, obwohl das sicher nicht nötig wäre, denn die Musik wirkt auch so. Diese Mixtur aus Black, Viking und was weiß ich noch allem, egal ob langsam oder schnell, zündet einfach. Das Titelstück vom neuen Album „Ruun“ bleibt mir besonders im Gehörgang hängen. Dort (aber auch bei einigen anderen Stücken) übernimmt Keyboarder Herbrand den klaren Gesang. Das klingt bisweilen ganz schön chillig, passt aber gut zu dem Song. Gegen Ende des Sets wird ihnen einfach der Strom abgedreht, was Grutle sichtlich ärgert. Denn er kann sich nur noch verabschieden, was er mit einer zähneknirschenden Entschuldigung an die Fans tut, denn er hätte nach eigenen Worten gerne noch einen Song gespielt. Die Leute danken es ihm mit Zugabe-Rufen. 

Vor dem Auftritt von Kataklysm herrscht unter den Leuten der Security helle Aufregung. Die Kanadier wollen die Show für eine DVD mitfilmen und haben auf der Bühne ein ganzes Arsenal an Pyrotechnik installieren lassen, so dass bei jedem Song irgendwas in die Luft gehen soll. Das Ende vom Lied ist, dass nur eine einzige Fotografin in den Bühnengraben darf (Shelley aus der Schweiz, die die Fotos für`s zugehörige DVD-Cover machen darf... was sie übrigens auch verdammt verdient hat, denn sie hat sich all dies in jahrelanger Arbeit verdient) , während sich der Rest vor die Bühne begibt, um irgendwie in eine gute Schussposition zu kommen.
Nach ewig langem Soundcheck geht es dann auch endlich mal los. Die Show an sich ist wieder sehr massiv. Mauricio und seine Kollegen präsentieren sich extrem eingespielt und gut gelaunt. Zwischendurch verraten sie, dass sie aufgrund der Filmerei doch ein bisschen aufgeregt sind, weil das ihre allererste DVD überhaupt werden soll. Während der Songs merkt man davon aber nichts. Die Riffs kommen präzise, das Schlagzeug auf den Punkt, und Mauricio grunzt, was die Stimme hergibt. Zusätzlich wird der Auftritt von allerhand Knallerei und Feuerkrams untermalt, wobei besonders die Fontainen für Aufsehen sorgen.

Auch wenn Kataklysm den Fans schon ordentlich einheizen konnten, Hypocrisy toppen das noch mal locker. Man hält tapfer durch und verzeiht ihnen sogar die Stunde Verspätung, für die sie aber nur zum Teil was können. Die letzten Energiereserven werden mobilisiert, so dass schon beim ersten Song „Fractured Millenium“ die Hölle los ist. Es ist schon ein beeindruckender Anblick, wenn die Fans in der ersten Reihe über der Absperrung hängen und synchron moshen! 
Bei „Fire In The Sky“ hat Frontmann Peter Tägtgren alle Trümpfe in der Hand, und auch „Penetralia“ – als alter Song vom ersten Album angekündigt – wird dankbar aufgenommen. Vor „Arrival“ kommt „Eraser“ zum Zuge, bei dem man sich ein bisschen ausruhen kann, denn die Frage von Seiten Peters, ob man noch etwas langsames hören möchte, kann nur als Spaß aufgefasst werden. Es wird nämlich „Warpath“ gespielt, und da drücken die Schweden ganz schön auf das Gaspedal. Drummer Horgh kennt keine Gnade und treibt seine Vordermänner unermüdlich vorwärts. Und wieder jubeln alle, Peter braucht nur eine Grimasse ziehen oder „Party Saaaan“ grölen, es ist unglaublich, was für ein Charisma dieser Mann ausstrahlt. Man merkt ihm an, dass er dabei mittlerweile sichtlich Spaß hat, vor ein paar Jahren hat er noch deutlich weniger mit dem Publikum kommuniziert. Und seine Frage „Did I hear something with 47?“ provoziert natürlich sofort wieder ein kleines Inferno, da man diesen Song wohl einfach nur als Kult bezeichnen kann. „The Final Chapter“ beschließt dann das reguläre Set. Das aber natürlich nicht genug und so werden die Vier ganz schnell wieder auf die Bühne zurückgebrüllt, und Peter verkündet total putzig, dass er alle liebt, ehe als Zugabe „Let The Knive Do The Talking“ von der aktuellen Scheibe „Virus“ angestimmt wird, und der Freitag damit (zumindest live-musiktechnisch) ausklingt. (W)

             

 

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