Freitag, 20. August 2004

 Ich wurde quasi gezwungen, pünktlich aufzustehen, weil mein Bekannter (mit dem zusammen ich per Anhalter zum Festivalgelände versuchte zu kommen) der Band „Mental Amputation“ versprochen hatte, im Publikum zu stehen. Nicht dass ich denke, dass es der Band wichtig gewesen wäre oder sich die Musiker je daran erinnern würden, aber was tut man nicht alles aus Gemeinschaftssinn heraus! Und so standen wir punkt 11:00 Uhr vormittags (* gähn*) vor der Main Stage und ließen uns von „Mental Amputation“ überraschen.

 

Und was soll ich sagen, die haben die wenigen Anwesenden schon mal ordentlich aufgeweckt. Außerdem hatte ich irgendwie das Gefühl, dass die Band sich ein Haufen Freunde mitgebracht hatten (Mitglieder anderer Bands o.a.), denn im Publikum standen etliche Leute, die richtig Stimmung machten. Oder sie wohnen in der Nähe und haben eh Heimvorteil. Aber auch ohne diese Unterstützung haben sie ordentlich Gas gegeben und richtig die Sau rausgelassen. Nicht schlecht!

 

Dann sorgten “Alev” aus meiner Wahlheimat München (die musikalisch mit ihrem Rock/ Pop nicht wirklich in`s Konzept des Festivals passten, aber trotzdem ihre neue CD vorstellen wollten) ab 11:30 Uhr auf der Pain Stage dafür, dass jetzt auch die männlichen Besucher definitiv wach werden, denn sie hatten als Blickfang eine super sexy Sängerin dabei, die auch versuchte, ordentlich Stimmung zu machen (und bei mittlerweile mal wieder Sonnenschein war dies sicher einfacher als für manch andere Band im strömenden Regen).

 

Beseech“ wirkten danach auf der riesigen Main Stage leider etwas verloren, vielleicht war es auch die frühe Spielzeit (12:05 bis 12:35 Uhr), die ihnen zu schaffen machten... für die Schweden ist so was ja bekanntlich nicht das Wahre. Schon gar nicht, wenn (wie hier) die Musik einen Gothic-Touch hat. Dementspechend trug die Dame an den Vocals auch fachgerecht eine superdunkle Sonnenbrille, die sie auch bei dem plötzlich einsetzenden starken Regen später nicht abnahm. Was mir allerdings gut gefällt an der Band, ist die Tatsache, dass die Vocals gesplittet sind... mal sang der Herr in dem ausgefallen Outfit (siehe Foto), mal besagte Lady. Die Fans hielt es trotzdem nicht vor der Bühne.

 

Von „SleepingGodsLie“ (bis 13:10 Uhr auf der Pain Stage) habe ich leider gar nichts mitbekommen wegen dem Regen, aber für den ein- oder anderen Fan unter euch, der dies hier eventuell liest, habe ich trotzdem ein paar Fotos gemacht:

 

Criminal“ haben sich mit ihrem leidenschaftlichen Thrash wirklich sehr ins Zeug gelegt. Doch auch für sie war die Main Stage vielleicht doch etwas zu groß, jedenfalls hat es mich trotzdem nicht vom Hocker gehauen. Aber ich versuche es gerne noch mal, sollten sie wieder bei einem Festival auftreten.

 

Dann kam ab 13:50 Uhr das erste Highlight des Tages für mich! Da die eigentlich angesetzten „Menhir“ nicht kommen konnten, hatte man „DARK FORTRESS“ angeheuert. Nicht ganz passend zu dem mittlerweile herrlichsten Sonnenschein spielten sie in ursprünglichster Black Metal Manier auf der Pain Stage auf mit Songs wie „Pilgrim of the nightly spheres“. Das Posing des Sängers auf der Bühne ist ja sowieso einmalig, ihm nimmt man das „Kill me“ auf dem Shirt tatsächlich als Aufforderung ab. Mir als Black Metal Fan tat es natürlich sehr gut, mal wieder echtes Corpse Paint auf der Bühne zu sehen, ich finde ja, der BM kommt in letzter Zeit bei sämtlichen Festivals zu kurz. Der Thrash gewinnt definitiv die Oberhand. Für mich persönlich ist das sehr schade.

 

Ab 14:25 Uhr spielten „Evergrey“ ihren ersten Deutschland-Gig dieses Jahres (nach ihrem neuen Album) auf der Main Stage und hinterließen mit ihrem progressiven Metal einen bleibenden Eindruck, nicht nur musikalisch, sondern auch was die starke Aura der Schweden auf der Bühne betrifft, besonders Sänger Tom Englund ist sehr charismatisch. Gespielt wurden Stücke wie „Recreation day“, „A touch of blessing“ oder „Blinded“.

 

Mercenary“ aus Dänemark, die als Ersatz für „Totenmond“ eingesprungen waren, sorgten auf der Pain Stage für nachmittägliche Stimmung mit ihrem Power-/ Death-Metal Mix und gaben Songs wie „Screaming from the heavens“ zum besten.

 

Gleich gefolgt von „Green Carnation“ aus Norwegen, die von 15:45 bis 16:30 Uhr die Main Stage rockten (allerdings etwas zu melodisch rockten für meinen etwas „brutaleren Geschmack“) und mit Songs wie „Writings on the wall“ und Auszügen aus dem Ein-Stück-Werk „Ligth of day, day of darkness“ die Zuschauer überraschten.

 

Zwischendurch musste ich diese Gefilde allerdings verlassen, denn eine meiner Favouriten, die Band „Vintersorg“ aus Schweden, gaben 16 Uhr eine Autogrammstunde. (Auch etwas, was etwas leidlich ist beim Summerbreeze > die Autogrammstunden überschneiden sich grundsätzlich mit den Auftritten der Bands, und man ist eigentlich nur am Hin-und Herjagen zwischen den Lokalitäten, wenn man nichts verpassen will. Aber natürlich verstehe ich, dass es irgendwie nicht anders geht, schließlich ist jeder Tag Miete für`s Festivalgelände teuer, und ohne diese Überschneidungen müsste man wohl glatt noch `nen Tage dranhängen.) Hier ein Eindruck der Vintersorg Autogrammstunde:

 

Den Auftritt der Band „Leaves Eyes“ habe ich aus dem selben Grund ausfallen lassen. Lieber machte ich einen Abstecher zur Autogrammstunde von „Dark Fortress“, wobei dieses Foto entstand:

 

(Jungs! Nehmt´s nicht so schwer! Ein bisschen Spaß muß einfach sein! Und Metaller sind doch auch nur Menschen!)

 „Xandria“ (ab 17:20 Uhr auf der Main Stage) habe ich mir von weitem angesehen, und ich muß zugeben, die Band ist viel energischer und robuster als ich dachte, nachdem ich per Mail Werbung für deren Album erhalten hatte und automatisch dachte, es handelt sich um pubertäres Gothic Pop Gesäusel. Eigentlich waren sie teilweise sogar richtig rockig, aber trotz der Tatsache, dass die Sängering Lisa ein gehöriges Stimmvolumen hat, ist die Stimme (live zumindest) nicht individuell genug. Trotzdem haben sie ihre angereisten Fans mit Songs wie „Ravenheart“ glücklich gemacht (nehme ich an....). Lustig fand ich noch, dass die Vokalistin gleich zu Anfang des Gigs (in brütender Hitze) mit den Worten „Wenn ihr wüsstet, was es für eine Scheißidee war, einen Lederrock anzuziehen“ einsah, dass sie eventuell falsch gekleidet ist.

 

Auch „Katatonia“ gaben natürlich Autogrammstunden an diesem Tag (genaue Zeit ist mir entfallen), und auch da ließ ich es mir nicht nehmen, mir das wenigstens anzusehen (Autogramme habe ich mir wiedermal nicht geholt... fragt mich nicht, woher also meine Vorliebe für unsinnigen Zeitvertreib kommt), stattdessen habe ich Fotos für euch gemacht (mehr davon natürlich in den „Foto“ Rubriken vom Sheol Magazin)!

 

Um 18:10 war es soweit! Auf der Pain Stage wartete das persönliche Highlight des Tages für mich: meine Lieblingsband „VINTERSORG“ aus Schweden. Und wie nicht anders erwartet, haben die Herren mal wieder so richtig abgeräumt. Hier mal einige der Songs, an die ich mich bewusst erinnere: „Curtains“, „A dialogue with the stars“, „Ödemarkens son“, „A sphere in a sphere“, Spegelsphären“... und natürlich durfte auch „För kung och fosterland“ nicht fehlen, was Andreas Hedlund einem seiner Fans gewidmet hat (er hat ihn auch namentlich genannt, aber er ist mir natürlich gleich wieder entfallen).

 

Andreas hat die Menge zwischendurch immer wieder angefeuert, obwohl dies eigentlich überhaupt nicht notwendig war, denn die Menge war so wild und aufgebracht, dass es keinerlei Kommentar bedurft hätte. Gegen Ende des Gigs meinte Andreas mit dem Schelm im Nacken und einem sarkastischen Grinsen im Gesicht: „Now comes a title from our first full-lenghts album Till fjälls... and the title is .... Till fjälls“, wohlwissend, dass die Menge hierzu in besonderem Maße ausflippen wird. Denn die Fans lieben diesen Song einfach abgöttisch... und ich befürchte, Vintersorg sind bis in alle Ewigkeit dazu verdammt, ihn live zu singen! ;-) Noch lange nach Ende des Gigs schrie die Menge weiter nach Zugaben. Doch leider... ihr wisst ja > der leidige Zeitplan!

 

Aufruhr vor der Main Stage! 18:55 Uhr! Zeit für „Sodom“ und somit Thrash aus deutschen Landen! Schon vor dem Auftritt ertönten Sprechchöre und Sauflieder aus der Menge, und auch während des ganzen Gigs über... Sodom haben einfach eine eingeschworene Party-Fangemeinde, die sich auch durch rein gar nichts von der guten Stimmung abbringen lässt. Wie ihr auf den Fotos seht, hat es an Spaß nicht gefehlt. Folgende Songs sind mir in Erinnerung geblieben: „Blasphemer“, „Outbreak of evil“, „Napalm in the morning“, „Remember the fallen“, „Nothing to regret“ und später natürlich (gar nicht wegzudenken) „Die stumme Ursel“ und „Aber bitte mit Sahne“.

 

Und auch „Tankard“ aus Hessen (die sich von 20:00 bis 20:45 Uhr auf der Pain Stage mit Thrash und Spaß ein StellDichEin gaben) wurden von der Stimmung angesteckt und ließen so einige witzige Kommentare ab (auch über „Die Happy“). Es flog sogar ein BH auf die Bühne... olala! Einige Songs, die sie gespielt haben, waren: „Space beer“, „The morning after“, „Rectifier“ und „Slipping from reality“.

 

Die Happy“ habe ich (absichtlich, da es wirklich gar nicht mein Stil ist) verpasst... aber ich erinnere mich, dass quasi fast alle Männer über (sagen wir mal) 25 zur Bühne pilgerten, um einen Blick auf die Rundungen der Frontfrau zu werfen. Desweiteren erinnere ich mich an eine Durchsage der Sängerin, dass sie die hohen Preise für die T-Shirt Verkaufsprovisionen nicht unterstützen möchte und dass es keine Die Happy Shirts zu kaufen geben wird folglich. Von mir aus... ich hätte eh keins gekauft. Und da die Dame auch nicht wollte, dass irgendwelche Fotografen nach dem zweiten Song noch weiter Fotos machen, kann ich damit auch nicht dienen (wollte nämlich später noch mal hin, um für meine Leser welche zu machen.. aber wenn es nicht gewünscht ist > bitte, dann eben nicht)!

 

21:55 Uhr kam auf der Pain Stage eine absolute Überraschung! „Sirenia“ aus Norwegen hauten alles aus den Fugen mit ihrer wirklich attraktiven Frontfrau Henriette, die den Männern nicht nur den Kopf verdreht hat, sondern sich auch die Seele aus dem Leib geröhrt und geheadbangt hat. Und auch sonst war es einfach eine super geile Show!

 

22:45 Uhr war es Zeit für „SIX FEET UNDER“ als DIE top Headliner aus den Staaten. Mit einer Spielzeit von einer Stunde und 20 Minuten hatten die Jungs natürlich einen Hammergig vor sich, der die Reise echt wert war, vor allem auch für die Fans, die wirklich einen wilden Moshpit vor der Bühne bildeten. Da flogen die Köpfe und die Haare nur so durch die Gegend, es wurde abgefeiert bis zum Geht-nicht-mehr und es war einfach Waaaaahnsinns-voll vor der Main Stage. Die Band ließ keinen Hammer aus, als da zum Beispiel waren: „When skin turns blue“, „War is coming“, „Hacked to pieces“ und natürlich das AC/DC Cover „TNT“ (was die neue Metal-Generation sicher schon nicht mehr von AC/DC kennt, sondern nur noch von Six Feet Under). Chris Barnes (der sich wirklich angestrengt hat, einigermaßen eine irre Show abzuziehen) bietet uns Fotografen ja das Phänomen, dass er sich beim Headbangen so schnell bewegt, dass man kaum Fotos zustande bekommt, auf denen man ihn nicht doppelt sieht. Ich hab`s natürlich trotzdem versucht:

 

Den krönenden Abschluß des Tages bildeten die Schweden von “KATATONIA”, die ja nun mittlerweile jeder kennt (oder kennen sollte) und zu deren eigenwilliger Musik man nichts mehr sagen brauch. Die Stimmung war dementsprechend bombastisch und als letzte Band des Abends gab das Publikum natürlich noch mal alles (genau wie die Band).

 

Ich holte noch meinen Bekannten ab, der backstage mit „Primordial“ einen gehoben hatte und 24 Bier intus hatte (entsprechend kompliziert war es auch, ihn den weiten Weg zu unserer Unterkunft zurückzubringen), um danach völlig erschöpft ins Bett zu fallen. Leider schnarchte jener Bekannte betrunkenermaßen so laut, dass ich kaum ein Auge zu tun konnte. Was soll`s .... auch so was gehört zum Festival-Leben! Und so quälte ich mich am Samstag wieder aus dem Bett und sagte mir „Auf ein Neues!“.

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