Summerbreeze Festival 2005
Abtsgmünd,18.-20.August 2005
(Bericht von Wiebke & Twilightheart)
Das Summerbreeze- Festival wird ja von Jahr zu Jahr „bunter“. Man könnte sagen, dieses Festival bringt Metal- und Folk- Fans aus allen Bereichen zusammen. Und auch in 2005 wäre es fast nicht möglich gewesen, das Festival noch abwechslungsreicher zu gestalten. Von Metal, der mit Reggae gemischt ist (Skindread), über Black Metal (Enthroned), Death Metal (Amon Amarth), Power- und teilweise Gothic-Metal, sowie Mittelalter/Folk (In Extremo, Subway to Sally), Finnisher Folk (Korpiklaani) und auch die Spaßfraktion (J.B.O.) war wirklich mal wieder alles dabei. Das hat zwar zur Folge, dass Fans mit einem bestimmten Musikgeschmack sich bei 70% der anderen Bands langweilen, aber es hat natürlich auch den Vorteil, dass man sich nicht genötigt fühlt, den ganzen Tag lang vor der Bühne zu bleiben (bei dem Wetter von 2005 hätte dies einen extrem üblen Sonnenbrand zur Folge gehabt, denn es war brütend heiss, immer wieder unterbrochen von kurzen, aber heftigen Regenschauern, die jedwede Sonnenschutzmilch sofort wieder runtergespült hätten). So war es also in gewohnter Weise ein ganz bunt durcheinandergewürfeltes Festival mit Bands für jeden Geschmack, vielen Autogrammstunden und allerlei anderen Vergnügungsmöglichkeiten für die Zeit, wo eine Band spielte, mit der man nichts anfangen kann (allen voran das gut besuchte Whiskey-Zelt). Und dies alles zum letzten Mal auf dem schönen Gelände zwischen den Bäumen, was wir aus den Vorjahren kennen. Ab 2006 wird dort gebaut (was die Hoffnung mit sich bringt, dass es vielleicht Camping auf einer NICHT-hügeligen Fläche geben wird, damit man nicht immer zu einer Seite den Hang runterrutscht nachts beim Zelten).
Der bunte Musik- Mix hat auch zur Folge, dass 2 Leute eines Magazins trotz guten Willens nicht alle Bands abdecken können im Bericht, weil man zu manchen Bands einfach keinen Zugang findet (Pink Cream 69 zum Beispiel werdet ihr in dem Bericht nicht finden, obwohl sie gespielt haben). Lieber schaut man währenddessen bei der Autogrammstunde einer anderen Band vorbei. Aber versuchen wir es mal.
„Midnattsol“ eröffneten auf der Main Stage mit ihren sehr melodischen, leicht gothic-angehauchten Stücken das Festival und sorgten gleich zu Anfang dafür, dass alle männlichen Besucher ganz Ohr und ganz Auge waren, denn die 2 blonden Damen in der Band machten optisch recht viel her. Die Sängerin bezauberte in ihrem weißen Elfen-Kleid und auch die Bassistin in schwarz war eine Augenweide. Dumm war nur, dass der Einlass zu spät begonnen hatte und noch gar nicht alle Besucher drin waren, die schon seit längerem warteten. Noch dümmer ist, dass ich meine erste Speicherkarte mit den Fotos vertrödelt habe, so dass es keine Fotos von den ersten 5 Bands gibt, die an diesem Tag spielten. Mist!!
Direkt im Anschluss um 13:35 Uhr ging es mit Final Breath auf der Pain Stage weiter. Eumel (der Vokalist) machte es richtig spannend, indem er ein wenig später auf die Bühne kam, als die Band schon spielte. Denn schon vor Gig-Beginn hörte man Sprechchöre von den Fans: „Wir wollen Eumel sehen...“ Zu diesem Zeitpunkt gab es herrlichsten Sonnenschein, und auch die Band verbreitete mega-gute Laune (denn sie gehört zu denen, die bei wirklich jedem ihrer Auftritte immer gute Stimmung verbreiten), und so war es auch kein Wunder, dass der Platz vor der Bühne nach kurzer Zeit gekracht voll war und zum 1.Mal die Gelegenheit zum moshen wahrgenommen wurde. Eumel ist wie ein Wirbelwind über die Bühne gefegt, hat mit dem Publikum geflirtet und ausgiebig für die Kameras der Fotografen posiert. Dürfte keiner dabeigewesen sein, der nicht ein Foto hat, wo Eumel ihm nicht direkt in die Kamera lacht oder ähnliches. Leider hatte die Band nur eine halbe Stunde zur Verfügung, die freilich in null-komma-nix vorbei war.
Weiter ging es mit Born from Pain aus deutschen Landen, die so eine Art Nu-Metal ablieferten, bzw. eine Crossover-Variante davon, in Richtung Thrash Metal. Auf jeden Fall das, wozu man gut auf-und ab springen kann in den ersten Reihen, also genau das, was ich mir nicht länger als 30 Sekunden lang anhören kann. Sorry.
Dann dürfte es für die Nu-Metal-Fans, die eventuell vorgehabt haben könnten, in der ersten Reihe zu bleiben, vielleicht schockierend geworden sein. Denn Anorexia Nervosa aus Frankreich kamen mit CorpsePaint und in voller Montur (Lack, Latex...) auf die Bühne, was in dem herrlichen Sonnenschein schon einen witzigen Kontrast darstellte. 14:55 Uhr ... das ist einfach keine gute Zeit für eine Band, die einen auf Glam-Rock macht. Die Musik wirkte durch das ganze Ambiente dann einfach auch fehl am Platz. Sicher hat die Band auch Fans bei ihren Konzerten, aber hier beim Summerbreeze waren nicht allzu viele davon da, denn man hörte schon hin- und wieder im Publikum ein paar Lacher wegen des übertriebenen Outfits. Und sicher war die Band auch ein wenig angekotzt davon, denn sie gaben auch nicht ihr bestes (in dieser Situation absolut verständlich). (Twi.)
Für mich startete das diesjährige Summer Breeze Festival am Donnerstag bei eitel Sonnenschein und Hitze mit der Autogrammstunde von Impious, die schwitzend im grünen Doppeldeckerbus saßen, ihre Namen auf alle möglichen Gegenstände kritzelten und auch noch ein Lächeln für jede Kamera übrig hatten.
Nach einigen Bildern von Midnattsol, die mit blendender Laune einen Stand weiter saßen, ging es vor die Bühne.
Impious hatten schon auf dem Party San Open Air einen klasse Auftritt hingelegt, und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Sänger Martin Åkesson stampfte über die Bretter und gröhlte seine Texte inbrünstig ins Mikro, während seine Mitmusiker ihn tatkräftig unterstützten.
„Inject“ ging dabei sofort ins Blut und veranlasste zum gepflegten Kopfwackeln. Und auch die Death`N`Roll-Geschosse „Burn the cross“ und „Show me your god“ verfehlten ihre Wirkung nicht. Zusätzlich wurde noch „Live Wire“ von Mörtley Crue verwurstet, was aber im positiven Sinne zu verstehen ist, denn nicht nur die Jungs auf der Bühne rockten ordentlich, sondern auch vor der Bühne war einiges los.
Die Zeit während der Auftritte von Macabre und Pink Cream 69 nutzte ich, um ein paar Bekannte zu treffen, so dass es für mich mit Schandmaul weiterging. Doch irgendwie sprang bei mir nicht so der Funke über, mag vielleicht daran gelegen haben, dass ich die Mittelalterrocker im letzten Jahr schon x-mal sah. Dennoch legten sie einen soliden Auftritt hin, und mit Songs wie „Teufelsweib“ und „Herr der Winde“ konnte auch nicht viel schief gehen. Zwischendurch wurde das Publikum immer wieder mit einbezogen, indem man zu „Festivalspielen“ aufforderte, da durfte man dann zu bestimmten Worten im Song eine Kniebeuge machen und andere Späßchen. Den meisten schien diese Art Auflockerung aber zu gefallen, und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. (W)
Twi: Ich machte zwischendurch einen Abstecher zur Autogrammstunde von Therion und war erst zu Macabre wieder vor der Pain Stage. Diese Band aus Amerika war in der Tat im ersten Moment ziemlich schockierend, denn man könnte fast meinen, ein Hausmeister in blauer Latzhose testet das Mikro, indem er einfach mal reinkreischt. Aber es stellte sich dann heraus, dass dies bereits der Gig war und der Handwerker-Typ der Sänger. Also ganz was spezielles, diese Band. Und nichts für schwache Ohren. Das einzig schöne war bis dato der schöne Mann mit dem schönen Bass und dem schönen Cruachan- T- Shirt. Zum Glück wurde die Tonlage das Kreischers später doch etwas tiefer und die Musik manchmal schneller in Richtung Thrash. Aber die Mimik des Sängers blieb wirklich bis zum Schluss interessant. Wie die eines armen Irren. Soweit also zur einzigen Band aus den USA, die`s zum Summerbreeze geschafft haben. (Twi.)
Man könnte meinen, dass 50 % aller Besucher nur wegen Schandmaul gekommen waren, denn hier ging zum ersten mal so was von die Post ab, es war wirklich Wahnsinn. Da gesprungen und getobt (auf der Bühne auch, ja, aber ich meine jetzt die Fanmenge), und absolut jeder schien die Lyrics von „Sie ist des Teufels Weib“ mitgrölen zu können. Also einfach eine riesen Party. Man denkt ja beim Erscheinen der Band auf der Bühne immer zuerst an klassische Mittelaltermusik, aber es sind doch eher MODERNE Spielleute, mit eigenen Kompositionen, die so richtig reinhauen und Stimmung machen. (Twi.)
God Dethroned erwischte es irgendwie ein bisschen auf dem falschen Fuß. Obwohl Isaac in bewährt filigraner Manier Gitarre spielte und der Bassist wilde Grimassen zog, wirkte Frontmann Henri doch ziemlich gelangweilt. Dafür konnte man dem Publikum aber keine Schuld geben, denn es feierte die Band nach allen Regeln der Kunst ab, und es purzelten Crowdsurfer am laufenden Band in den Bühnengraben. Außerdem passte die sich langsam rot färbende Sonne perfekt zum atmosphärischen „Sigma Enigma“. Am Ende des Sets gab es noch eine kleine Panne, als Isaac schon den nächsten Song anstimmte, der Rest der Band aber noch nicht bereit war, so dass er noch einmal von vorne begonnen werden musste. (W)
Therion zogen sofort, als sie 20:10 Uhr die Main Stage betraten, alle Aufmerksamkeit auf sich, denn sie hatten eine Opernsängerin mitgebracht, die in ihrem bunten Kleid weithin zu sehen war, und auch der hohe Gesang ließ wirklich jeden Betrunkenen am Bierstand noch mal zur Bühne rübersehen, bevor der Suff ihn umkippen ließ. Therion boten eben eine richtig Show mit vielen Details, wie man es sicher von einer Band wie dieser erwartet hätte. Und die Fans waren richtig gut drauf, die Stimmung war gut, und alle (Band und Fans) waren zufrieden.
Und wer bisher noch nicht gesprungen war an diesem Tag, würde dies zumindest bei Ektomorf tun, die gleich danach die Pain Stage enterten und sich erst mal abfeiern ließen. Denn schon vor`m Gig schrien die Fans minutenlang nach Ektomorf und begrüßten sie dann wie die beste Band der Welt. Die Band räumte also richtig ab und verließ unter riesigem Gekreische die Bühne.(Twi.)
Mein Ziel, am Ende genauso betrunken wie der Headliner zu sein, erreichte ich zwar nicht (was meiner Leber und meiner Umwelt extrem gut getan haben dürfte), aber zur Ehrenrettung von Amon Amarth muß auch gesagt werden, dass die Jungs diesmal nicht so viel intus wie auf dem Party San hatten, als sie nach dem majestätischen Streicherintro die Bühne betraten. Dementsprechend erklang „An ancient sign of coming storm“ auch ziemlich fehlerfrei. Als zweiten Song gab es dann „Pursuit of the Vikings“ auf die Ohren, bei dem das Publikum den Refrain zu übernehmen, besser gesagt zu gröhlen, hatte. Das klappte ziemlich gut, hörte sich zu Sänger Johan Heggs Überraschung auch gar nicht mal so schlecht an, denn mit jeder Wiederholung wurde das Grinsen in seinem Gesicht breiter. Im weiteren Verlauf wurden dann auch „Masters of war“ und „Fate of Norns“ gespielt, ehe es bei „Victorious March“ den kollektiven Angriff auf die Nackenmuskulatur gab und sich sowohl auf als auch vor der Bühne dem Synchron-Propellerbanging hingegeben wurde. Auch die Security im Bühnengraben hatte ordentlich zu tun, und besonders zum letzten Song „Death in fire“ flogen die Leute noch mal tief. Tja, und da es wohl keinen Gig ohne Bock zu geben scheint, erlaubten sich Amon Amarth dabei noch einen ordentlichen Schnitzer, den sogar ich mitbekommen habe… (W)
Viele Besucher verließen sicherlich das Festivalgelände nach Amon Amarth (und diese Band ist ja eigentlich auch ein gebührender Finisher), aber auch Haggard wollten gerne noch auftreten. Und diese Band hat es ja durch die vielen Musiker (immer mindestens 12 oder 13, manchmal noch mehr) nicht einfach, was den Soundcheck betrifft. Da müssen sie sich wirklich extrem kurz fassen. Aber auch wenn`s mal länger dauert, ist es das wert, denn die Band bezaubert danach durch ihren Mix aus Klassik und Metal alle Liebhaber dieses Genres. Auf der Bühne finden sich neben den üblichen Instrumenten wie Bass, Gitarre & Schlagzeug, auch Violinen, Viola, Cello, ein Kontrabass, eine Klarinette und vieles mehr. Und vor allem besticht die Band durch den klassischen Gesang, der das Metal- Gegrunze von Sänger Asis begleitet bzw. aufwertet. So sind die Singstimmen von Fiffi und den Damen einfach herrlich. Zwar war der Gesang von Ex-Sängerin Gaby noch bezaubernder, aber auch die Nachfolgerinnen machen einiges her und singen sich die Seelen aus dem Leib. Bei so vielen Leuten auf der Bühne weiß man natürlich nie so recht, wo man zuerst hinschauen soll. Am besten, man lässt sich einfach berauschen von der Vielfalt und Eigenwilligkeit der Musik.
Somit fand Tag 1 sein Ende. Und schon nach diesem Tag dachte ich, ich kann nicht mehr. Aber am nächsten Morgen sieht die Welt ja immer schon wieder anders aus. :-)
weiter zum Freitag/ go to Part 2