Summerbreeze Festival 2005 - Teil 2

Freitag, 19. August 2005

(Bericht von Wiebke & Twilightheart)

Nun scheint es ja beim Summerbreeze Tradition zu sein, dass die Band, die den Freitag eröffnet, eine Band ist, die CorpsePaint benutzt, und dass sie aber bei herrlichstem Sonnenschein auftreten muss, wodurch die „grimme“ Bemalung irgendwie immer ein wenig an Reiz verliert. Dieses Jahr hatte es „Powerwolf“ erwischt, eine Band, von der ich noch nie im Leben was gehört hatte. Allerdings war es kein BM- CorpsePaint, denn die Band spielt guten alten Powermetal. Es waren sogar schon an die 100 Leute vor der Bühne, die sich das schon antaten zu so früher Stunde. Aber vielen saßen auch einfach auf dem Platz rum und ließen sich bräunen und bekamen die Musik so nebenbei mit. Der Sänger imitierte während des Gigs immer wieder das Heulen eines Wolfs... ich bezweifle, dass dies gut ankam, denn ich hörte auch da den ein- oder anderen Lacher aus der Menge, jedes Mal wenn der Typ das Heulen wieder anfing. Lustig war es allemal.

         

Den Auftritt von Maroon vergaß ich dann ganz automatisch, denn ich bekam die Info, dass Korpiklaani das Festivalgelände betreten haben (eine finnische Folk- Metal- Band, deren Karriere ich von Anfang an mitverfolgt habe... Fan der ersten Stunde sozusagen).
Ich musste also erst mal backstage eilen und die Band begrüßen, denn es war das erste Mal, dass wir uns trafen, und da ich deren Forum leite, war es einfach „Pflicht“, dass man sich nun endlich erst einmal persönlich kennen lernt. Ich durfte dann auch direkt bei der Band bleiben und auch direkt mit auf die Bühne gehen und von dort oben Fotos machen. War echt mega-geil, von dort oben die Fans zu sehen, wie sie ausflippen zu Korpiklaani`s Musik. Das war echt Mega-Kult. Noch vor`m Gig machte Sänger Jonne den Fehler, oben von der Bühne runterzuscherzen, weil die Securities die Fans mit Wasserschläuchen bespritzte. Doch sofort kam die Retourkutsche, denn ein kleiner Schwenker des Security- Mannes reichte aus, um auch Jonne kurz zu duschen. :-)

Und dann ging es los. Humppa ohne Ende. Es war der erste Festivalauftritt von Korpiklaani in Deutschland, und obwohl Jonne tierische Kopfschmerzen hatte (so sehr, dass er den ganzen restlichen Tag eine Sonnenbrille tragen musste, weil jeder Lichtstrahl ihm wehtat) riß er sich zusammen und ließ sich nichts anmerken. Im Gegenteil, er sprang auf der Bühne herum wie der junge Frühling, scherzte und lachte mit dem Publikum, sauste regelmäßig von einem Bühnenende zum anderen und sang, was das Zeug hergab. Währenddessen geigte sich Hittavainen an der Fidel die Finger wund und auch alle anderen Musik sprangen wie die Rehe auf der Bühne rum und machten so richtig Stimmung. Finnischer Folk eben! 

Bei dieser Gelegenheit wurde übrigens auch das „Beer beer“ Video der Band gedreht. Bei dieser Gelegenheit landete unser Sheol-Gastschreiber Dan (seineszeichens eingedeutschter Schwede) im „Beer beer“-Video, obwohl er einfach nur rumstand. Aber dummerweise stand er vor 2 Fans im Publikum, die eine riesige Finnland-Flagge hielten, und die wollte die Kamera eigentlich einfangen. Tja... so kann`s gehen... Korpiklaani spielten in der halben Stunde, die sie hatten, alle ihre Hits der letzten Alben, natürlich allen voran das Party-Lied schlechthin: „Beer beer“, aber auch „Voice of wilderness“, „Journey man“, „Cottages und Saunas“ und eben die ganzen Kracher, die für Stimmung sorgen. Nur bei „Pellonpekko“, einem Intrumentalstück, gab es ruhige Momente. Jonne blieb bei dem Song einfach auf der Bühne sitzen und schaute den Fans zu. Alles in allem war deren Auftritt wirklich ein voller Erfolg. Ich hätte nicht gedacht, dass die Besucher schon so früh am Tage (kurz nach 12 Uhr) voll in die Party einsteigen! Echt geil!
Dann gab`s noch ein "Abschiedsfoto", bevor die Band völlig ausgepowert die Bühne verließ.

Backstage ging es dann noch ein Weilchen lustig weiter. Hier ein kleiner Einblick > Lord of the Fiddle „Hittavainen“ tut so, als wenn er betrunken den Tourbus fährt. Die spinnen, die Finnen! ;-)   .... (Twi.)

Der Metalcore, den Koroded zu früher Mittagsstunde auf die Leute losließen, ging mir tierisch auf den Keks. Fairerweise muß man ihnen aber zugestehen, dass sie technisch vollkommen auf der Höhe sind. Es wurden Songs vom neuen Album vorgestellt, bei denen sich auch kleine Pogopits bildeten. (W)

                

Nocte Obducta hatten ein Geburtskind in ihren Reihen. „Der kleine Marcel feiert heute endlich seinen 18. Geburtstag“, wurde von Sänger Torsten verkündet, der im weiteren Verlauf des Auftritts mit seinen Ansagen noch mehr Kostproben seines sehr eigentümlichen, trockenen Humors gab: die Songs „Glückliche Kinder“ und „Operation Traumreise“ kamen beispielsweise schon vom „übernächsten Album“. Mit „Opus Traumreise“ wurde ein Song gespielt, der einen wunderschönen, langsamen, atmosphärischen Beginn hatte und dann in einen Rhythmus überging, zu dem man wunderbar headbangen konnte. Torsten kreischte und krächzte sich jedes Mal die Seele aus dem Leib und durchlebte die Songs, dass man teilweise schon fast Angst bekommen konnte. Bei einem Song – ich glaube, er hieß „Es fließe Blut“ – bekam er zudem noch Unterstützung vom Keyboarder. Alles in allem ein sehr intensiver Auftritt, der zu einem späteren Tageszeitpunkt sicher noch stimmungsvoller geworden wäre. (W)

  

Vor Krisiun gab es  dann die Verkündigung des „Hammers“ des Festivals. Ein Mitglied des Organisationsteams kam auf die Bühne und gab den Wetterbericht an die Festivalbesucher weiter. Für die Zeit von 14 bis etwa 19 Uhr wurde für das Gebiet eine Unwetterwarnung herausgegeben. Es wurden Gewitter, Hagel mit taubeneigroßen Hagelkörnern und Starkregen mit bis zu 20l Regen pro Minute voraus gesagt, und man möge doch bitte seine Zelte absichern. Absichern?! Diese Frage stellte sich so einigen, wage ich mal zu behaupten. Denn was hat man denn zum Absichern außer den normalen Seilen und dazugehörigen Heringen denn mit? Ich hatte jedenfalls nichts weiter mit, begab mich aber dennoch kurz zum Zeltplatz, der übrigens schräg am Hang lag, um wenigstens das Vordach einzuklappen und meine Regenjacke zu holen. Der Rest musste halt dem Schicksal überlassen werden. (W)

Krisiun werden ja zuweilen als brutalste Band der Welt bezeichnet. Also, die brutalste Brasiliens sind sie auf jeden Fall. Sie sind auch ein Garant dafür, dass sie bei jedem Festival die Köpfe mal so richtig zum headbangen bringen. Und das, obwohl vorne auf der Bühne nur 2 Leute stehen. Das ist einfach sagenhaft. Es war mal wieder ein Death- Metal- Gemetzel der Sonderklasse. Die Haarschopf-Kreiser sind also voll auf ihre Kosten gekommen.

Dann war es an der Zeit für die sagenumwobenste Band des Festvials, die wirklich sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog: Skindread aus U.K. Denn die Band hat (und ich verarsche euch echt nicht) Raggae- und Hip-Hop- Elemente mit Metal gemischt. Ein Typ spielte quasi den DJ auf der Bühne und werkelt da zuweilen am Plattenteller rum, während die anderen die Töne aus ihren Instrumenten zauberten und dafür sorgten, dass alle Festivalbesucher neugierig zur Bühne schauten wegen dieses doch verdammt seltenen Mixes der Genres. Ausserdem waren überall auf der Bühne die afrikanischen Nationalfarben zu sehen, Fahnen, Sticker am Gitarrengurt etc./ man kam sich echt vor, wie in einer anderen Welt. Manche konnten auch zu diesem eher ungewohnten Beat abhotten. Mich persönlich hat`s dann aber eher nicht fasziniert.

Für mich ging der Tag weiter mit „Norther“, die Band, in der auch der Typ von Ensiferum mitwirkt (und eigentlich war er in Norther viel eher zugange)... insofern konnte ich nicht umhin, mir das mal anzusehen. Und auch hier wurden die Finnland- Fahnen im Publikum wieder hoch- und in Ehren gehalten. Denn natürlich war die Band wirklich cool, und etliche im Publikum wussten dies natürlich schon. Es war mal wieder wie eine kleine Finnland-Deutschland- Feier (denn tatsächlich war nicht nur die Band aus Finnland, sondern es waren auch Fans aus Finnland in der ersten Reihe). Es ging also so richtig die Post ab. Und trotz Regenschauer wurde die Stimmung oben gehalten, und leider war auch dieser Gig viel zu schnell vorbei, obwohl um diese zeit die Band schon 45 Minuten zum Spielen hatten, nicht mehr nur 30. (Twi.)

Die Apokalyptischen Reiter sind schon ein Phänomen: Jeder kennt und liebt sie. So war es kein Wunder, dass sich die meisten Festivalbesucher vor der Main Stage einfanden, um eine ordentliche Party zu feiern. Zum gleichnamigen Song brach die absolute „Reitermania“ aus, es wurde gehüpft, getanzt und gemosht. Das Publikum fraß Sänger Eumel, der auch zeitweise die Gitarre in die Hand nahm, aus der Hand. Bassist Volkmar flitzte wie eh und je über die Bühne, während Pest hinter seinem Keyboard festgeschraubt zu sein schien. 

      

Natürlich bewies man auch diesmal wieder sein untrügliches Gespür für (bissigen) Humor, sei es durch Ansagen wie „hey, auch ihr habt euch ein bisschen Unsterblichkeit verdient, ehe man „We will never die“ anstimmte oder das Aufblasen einer mittelgroßen Hüpfburg auf der Bühne, auf der auch ein paar eingeschworene Reiter-Fans herumhüpfen durften. 

 

Den letzten Song durfte dann das Publikum „aussuchen“, das lautstark „Dschinghis Khan“ forderte. Diesem Wunsch kam die Band postwendend nach, so dass weit und breit nur zufriedene Gesichter gesichtet werden konnten, und die Apokalyptischen Reiter ohne Zweifel zu den absoluten Abräumern des Festivals gezählt werden durften und nebenbei noch zwei Zugaben geben mussten. (W)

 

Zu Behemoth brauche ich sicher nichts mehr sagen. Black Metal aus Polen in seiner reinsten und schönsten Form. Diese Band war mit Sicherheit der Höhepunkt für die angereiste Black- Metal- Fraktion (inclusive mir). Und pünktlich zur Spielzeit der Behemoth- Dampfwalze wurde die Grimness noch durch einen heftigen Wolkenbruch verstärkt. Dunkle Wolken, eiskalte Tropfen und die technisch-perfekte Spielweise, das selbstbewusste, kompromisslose Auftreten der Band und endgeiler BM.... perfekt!!! (Twi.)

Eigentlich braucht man zu Dark Tranquillity nicht mehr viel sagen, die Göteborger  Melodic Death Metaller sind eine absolute Live-Band, die eine Menge hochqualitativer Songs in der Hinterhand hat. Allerspätestens nach der zweiten Zeile der ersten Strophe des ersten Songs hatte der über eine Bombenausstrahlung verfügende Sänger Mikael Stanne die Menge auf seiner Seite. Mit einem schelmischen Grinsen bedankte er sich beim Publikum und kündigte mal schüchtern mal selbstbewusst den nächsten Song an. 

    

Dabei wurden die etwas schnelleren und härteren Stücke nahtlos in die Reihe eingefügt und ergänzten sich perfekt mit den melodischeren Songs. Die Fans gingen mächtig ab, was auch die Grabensecurity zu spüren bekam, die alle Nasen lang Crowdsurfer auffangen musste. Außerdem hatte der Wettergott ein Einsehen und stellte wie schon zuvor bei den Reitern die Berieselung ein, so dass man sich zu „The wonders at your feet“ die Haare wieder trocken propellern konnte.  

  

Setlist: The treason wall – Lost to apathy – Through smugged lenses – White noise, black silence – The new built – The wonders at your feet – Monochromatic stains –  Punish my heaven – ThereIn – My negation – Final resistance (W) 

Atrocity sah ich mir dann mehr oder weniger aus der Ferne an, da ich nach „Werk 80“ doch sehr das Interesse an ihnen verloren hatte. Die Band zündete ein Greatest Hits – Feuerwerk, bei dem die alten Sachen leider viel zu kurz kamen. Sänger Alex Krull verstand es dennoch, die Fans zum Toben zu bringen und ließ es sich nicht nehmen, von der Bühne zu hüpfen und ein Bad in der Menge zu nehmen.  Vom neuen Album wurden „Atlantis“ und „Enigma“ vorgestellt. Zwei Songs, die im melodisch-modernen Gewand, eingängig daherkamen aber dennoch in die etwas härtere Ecke tendierten. Bei „The great commandment“ und dem unverzichtbaren „Shout“ wurde dann fleißig mit gegrölt, so dass Liv Kristines Stimme fast im Lärm der Fans unterging. (W)

  

Vor Opeth stellte sich mir die Frage, ob der Auftritt vor einem sehr gemischten Festival gut gehen würde, da die Schweden doch eine sehr eigenwillige Musikmixtur spielen, bei der sich knallharte Death Metal Passagen mit sanften progressiven aber auch rockigen Parts abwechseln.  Es würde sich zeigen. Nach einiger Wartezeit und in Nebel eingehüllt betrat die Band die  Bühne und begann ohne Umschweife zu spielen. Für den Opeth-Fan dürfte das ein Aha-Erlebnis gewesen sein: Die Götter nach langer Abwesenheit endlich mal wieder live zu sehen, noch dazu mit einem guten Sound. Zwar verstand man die Ansagen leider nicht besonders gut, da Bandleader Mikael Åkerfeldt doch arg ins Mikrophon nuschelte. Egal. Zu den deathigen Passagen wurde nach allen Regeln der Kunst das Haupt haar geschüttelt, ganz gleich ob schnell oder langsam. Während der ruhigen Teile wiegte man sich Takt oder sinnierte darüber nach, wie die Band diese vielen Breaks in den Songs so fehlerfrei hinbekommen kann.

 

Leider schien es nicht wenigen nach kurzer Zeit langweilig zu werden, so dass viele Leute schon zur Pain Stage oder zur Händlermeile abwanderten, was ich doch ziemlich störend empfand. Von daher würde ich sagen, dass die Schweden das Ziel der totalen Vereinnahmung nicht ganz erreicht haben, mich aber dennoch restlos begeisterten. Außerdem an dieser Stelle noch einen Gruß an den sympathischen, aber auch ziemlich betrunkenen Herrn, der mir nach dem Gig seine halbe Lebensgeschichte erzählte und mir meine Telefonnummer abknöpfte. 

Setlist: The drapery falls – Deliverance – To rid the disease – The grand conjuration – Demon of the fall 

Dass The Exploited auch nicht tot zu bekommen sind, zeigte deren Auftritt auf der Pain Stage. Von ein paar ziemlich jung aussehenden Musikern an den Instrumenten unterstützt, stürmte Wattie über die Bühne und rotzte einen alten Gassenhauer nach dem anderen in die Menge. Es war egal, dass sich irgendwie alles gleich anhörte. Der Punk-Nostalgiefaktor schoss in die Höhe, und es bildeten sich doch einige Pogopits. 

                

Und auch der Frontmann ist ein ungehobelter Geselle. Ein Fan hat es irgendwie geschafft, sämtliche Hindernisse zu überwinden und auf die Bühne zu klettern. Er wird postwendend von Wattie wieder heruntergeschubst. Der Sturz ist ziemlich tief und nicht ganz ungefährlich, außerdem stürzt der Fan auf einen Fotographen, was für beide Seiten nicht angenehm ist. Ein bisschen mehr Nachsicht wäre vielleicht mehr gewesen. 

Mittlerweile hatte es sich auch wieder so richtig eingeregnet, so dass ich in einem Anflug von Weicheitum erstmal das Pressezelt aufsuchte, um mir einen heißen Kaffee zu genehmigen und vielleicht ein bisschen zu trocknen, da die Regenjacke auch eher Wasser aufsaugend denn Wasser abweisend war. Also konnten In Extremo ohne mich rocken. (W)

Für den In Extremo Gig wurden leider nur die größten und bekanntesten Magazine zugelassen, alle anderen mussten fernbleiben (was Sheol natürlich auch betraf), insofern leider keine Fotos etc. Nur von weitem hörten wir uns also die ganzen Songs an. Mit dabei waren auf jeden Fall folgende: Die Gier, Spielmannsfluch, Spielmann, Vollmond, Mein rasend Herz, Ihr allein, Horizont, Herrmandalie.

Doch zum Glück gab es ja noch Wintersun, die den Abend würdig ausklingen ließen. Und wieder war jemand dabei, den wir von Ensiferum kennen, denn Jari (Hauptacteur und Sänger von Wintersun) war der Gründer und Sänger von Ensiferum, bis ihm irgend eine Laus über die Leber lief, er die Band verließ und mit Wintersun weitermachte. Aber die Deutschen mögen ja scheinbar die finnischen Metaller ... insofern brauch ich wohl nicht erwähnen, dass Jari und Wintersun ordentlich abgefeiert wurden. Und zwar auf der Pain Stage, wo das alles echt eine bessere Atmosphäre ergibt, denn sie ist näher an den Fans und nicht so hoch wie die Main Stage (wo man aus den ersten Reihen den Drummer mit Sicherheit NICHT sieht).

weiter zum Samstag/ go to Part 3

 

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