Die Stadthalle Lichtenfels, die ja mittlerweile fast jedem deutschen Metalfan ein Begriff sein dürfte, war auch dieses Jahr wieder Austragungsort mehrerer hochkarätiger Events. Darunter auch die erste Edition des Christmas Metal Festival, das an zwei verschiedenen Wochenenden jeweils in Lichtenfels und in Geiselwind veranstaltet wurde. Das Billing für ersteres war hochkarätig besetzt und schmückte sich mit großen Namen wie Hammerfall, Saxon, Venom und Immortal. Erstaunlich und interessant hierbei, dass die Stilrichtungen auf die einzelnen Tage verteilt wurden, so spielten am ersten Tag klassische Heavy Metal und Thrash Metal Bands und am zweiten Tag wurde der Fan härterer Gangarten bedient mit Black, Death und Pagan Metal. (Surtr)

Leider ließ der Aufbau der Halle einiges zu wünschen übrig. So wurde man am Einlass direkt durch einen (für die vielen zu erwartenden Besucher) viel zu engen Gang geschleust, der mit Merchandise- Verkaufsständen zugestellt war, so dass man oftmals das Gefühl hatte, man ist nur hier, damit man auch wirklich möglichst viel Geld dalässt (ja gut, ist sicher in gewissem Sinne auch so, aber z.B. beim Ragnarök-Festival, welches ja auch da stattfindet, war es bisher immer besser gelöst, da hatte man wenigstens ETWAS das Gefühl, ein wenig Platz zu haben). Der enge Gang am Eingang hatte lediglich den einen positiven Effekt, dass (wenn man dort gestanden und auf jemanden gewartet hätte) jeder früher oder später dicht an einem vorbei kommen müsste, so dass man sich nicht verpassen kann. 
Der zweite „Schock“ folgte beim Betreten der Halle, denn die Bühne stand so weit zur Hallenmitte hin (und dann auch noch quer, nicht längs), dass man als Fan TOTAL das Gefühl hatte, eingepfercht zu sein. Die erste Reihe hätte doppelt oder drei mal so breit sein können, wenn man die Bühne längs aufgebaut hätte. Man konnte erahnen, wie sehr man eingeengt sein würde in der Menge, wenn am zweiten Tag die Headliner-Bands spielen würden. Somit waren dann auch die Sitzplätze an den Rängen nicht mehr so das Wahre, weil man nicht mehr von überall gut auf die Bühne schauen konnte, sondern nur noch von einem geschätzten Drittel der Plätze. Also, was diesen Aufbau betrifft, müsste man beim nächsten Mal definitiv nachbessern, sollte es denn eine Fortsetzung des Festivals geben. (Twi.)

Den ersten Tag bestritten in der Früh die akkuraten Mortal Sin, die einem jeden Fan schon mal trotz schlecht gefüllter Halle und viel zu früher Spielzeit die Rübe vom Kopf reißen konnten. Allerdings schlug der Dresch und Knüppelsound der Band auch bei mir auf eine uneingestimmte Körperhaltung. Denn so konnte ich den Gig auch nur halbherzig genießen. Und schwelgte gedanklich auch noch eher bei den gefühlten winterlichen Temperaturen, die draußen herrschten. (Surtr)

Daraufhin folgten die legendären Heathen, das „Baby“ von Exodus-Schredderer Lee Altus. Hier wurde im Zuge der Thrashfest-Tournee viel zu früh großartiges Material verblasen. Denn die 84er-Truppe spielte so einzigartige Nummern wie „Hypnotized“ und „Goblin's Blade“ und wirkten dabei so souverän als würde der Kalender immer noch die 80er Jahre anzeigen. Brilliant wie tight die Herren es verstanden ihr Material an die Schar vor der Bühne zu bringen, doch nach viel zu schnell vergangener Zeit war auch dieser Auftritt vorbei. Schön langsam war ich ein wenig gefrustet, denn diese Spielzeiten waren ein wenig arg stimmungshemmend und das Publikum sollte erst jetzt ein wenig mehr werden. (Surtr)

Man wurde nun mit den alten Hasen von Lizzy Borden beschallt. Komischerweise um diese Uhrzeit, denn Lizzy Borden sind ja nun doch keine Neuheit mehr sondern sollten jedem Fan der klassischen Heavy Metal-Töne ein Begriff sein. Aber anscheinend ist durch den Umstand, dass diese Formation zu lange in der Versenkung verschwunden ist, auch der Name und der Bekanntheitsgrad zu arg gesunken, denn sowohl die Spielzeit als auch die Menge an Publikum fiel relativ gering aus. Schade, denn Lizzy Borden zogen eine Show ab, als wären sie die Headliner des Festivals. Hier wurde souverän gezockt und gepost. (Surtr)

Zweitmeinung von Twilightheart: Zwar war mir der Bandname Lizzy Borden bekannt gewesen, stand er doch schon vor 20 Jahren während meiner Teenagerzeit an etliche Wände gekritzelt oder auf Federmappen geschrieben neben Bandnamen wie AC/DC oder Motörhead, aber live gesehen oder bewusst angehört habe ich sie zugegebenermaßen noch nie. Und dann kamen die zum Teil betagten Herren auf die Bühne und zogen eine Show ab, dass mir Hören und Sehen verging. Sänger und Namensgeber Lizzy Borden kam zuerst in einen schwarzen Umhang gehüllt auf die Bühne und mimte den Geheimnisumwobenen. Als er den Umhang abwarf, kam eine Maske bzw. Gesichtsverzierung zum Vorschein, die wirklich voll 80ies-Spektakel-like war und zusammen mit Totenkopfattrappen (oder wer weiß, ob das Ding nicht echt war) und sonstigem Gedöns war man theatralisch auf der Bühne zugange und poste, was das Zeug hielt.

Man konnte nicht wegschauen. Lizzy Borden interagierte so intensiv mit seinem Publikum (die Fans in den ersten Reihen kamen voll auf ihre Kosten, später kam er noch runter in den Fotograben und schmierte seinen Fans persönlich das Kunstblut ins Gesicht) und schien sich auf der Bühne so wohl zu fühlen, als wäre dies sein Wohnzimmer. Aber damit nicht genug. Auch die Musik war saugeil. Ansteckend und voller mitreißender Grundmelodien. Die Gitarrenriffs waren fett, sauber gespielt und rock’n’roll-mäßig dick aufgetragen (Angeber-Solo-Einlagen inklusive), man konnte sich mal so richtig tragen lassen von all der musikalischen Perfektion, die sicher auf jahrelanger Live-Erfahrung beruht, gepaart mit einer abgefahrenen Horror-Poser-Show und zündenden Melodielinien, die in sattem, tragendem Sound eingebettet sind. Hammergeile Show, die mich sprachlos machte! Wenn die Herren noch mal in erreichbarer Nähe touren sollten, dann werde ich aber so was von dabei sein! (Twi.)

Diese beiden hat es erwischt, als sie bei Lizzy Borden vorne standen:

Nun stand ein spontanes Interview mit Sólstafir auf dem Plan, denn die Herren hatten sich unters Volk gemischt und es schien auch, als wüssten sie nicht so recht, wie sie die viele Zeit totschlagen sollen. So war die Zusage zu einem Interview mit uns auch sofort gegeben, sie kamen sogar zu dritt. Besonders ihr unverschämt gut aussehender Bassist Svavar entpuppte sich während des Gesprächs als Spaßvogel (das ernste Gesicht ist tatsächlich nur Fassade, man mag es kaum glauben), der nicht müde wurde, den deutschen Glühwein in den höchsten Tönen zu loben. Sollte das Interview also demnächst hier online gehen, sollten insbesondere seine Aussagen immer mit einem Augenzwinkern betrachtet werden. (Twi.)

Nach dem durchaus interessanten Gespräch mit Sólstafir, welches viele neue Eindrücke über die geniale Combo vermitteln konnte, steht die Thrash-Combo von Destruction auf dem Plan. Nicht allzulange ist es her, dass ich die Band hier in Lichtenfels auf dem Way of Darkness verfolgen durfte. Doch heute darf man gespannt sein und ein Old School Thrash-Inferno erwarten, denn Destruction zocken einzig Songs von den ersten Alben. Da darf dann natürlich nach dem Einstieg „Total Desaster“ weder der „Mad Butcher“ noch die „Bestial Invasion“ fehlen. Mir bleibt nicht viel zu sagen, außer dass Schmier und seine Mannen auch heute wieder reinen tighten Thrash der Spitzenklasse bieten, bloß warum spielt so eine Band schon so früh, das macht mich dann doch stutzig. (Surtr)

Anvil: Einer der einflußreichsten Speed Metal Bands der Geschichte, die sich im Rahmen einer Undergroundband ohne viele Fans und enorme Verkaufszahlen bewegt und trotzdem dem ganzen entgegengeht durch eine Spielfreude. Gespickt mit Sympathie seitens Sänger Lips, Spielfreude an der gesamten Front und einem Fundus an Songs, die einen in Zeiten zurückversetzen, als Slayer, Metallica und Konsorten ihre Instrumente noch spielen lernten (auch wenn es manch einer immer noch nicht beherrscht), so ist die Dreier-Combo bei der gesamten Bay Area-Liga Pflicht und differenziert sich zu anderen großen Gruppen der Zunft wie Guns 'n' Roses, Scorpions und weitere Limousinenpassagiere durch eine Räudigkeit in ihren Songs, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Und genau so ist auch der Gig. Alte Schule zwingt die Jünger vor die Tafel und es zeigt sich angesichts der enormen Stimmung, dass fast alle ihre Hausaufgaben gemacht haben und zur Stelle sind, dieses enorme Flaggschiff der Rock- und Metal-Welt zu ehren und zu zelebrieren. Anvil können zudem ihr neues Album präsentieren, welches eindrucksvolle Stücke beinhaltet, die Anvil hoffentlich wieder zu vielen neuen Fans Zugang verschafft. Ich bin enorm beeindruckt und glücklich, diesen alten Haudegen lauschen zu können... und guter Stimmung. Denn nun ist der Tag sowieso gerettet. (Surtr)

Auf Exodus warte ich heute fast am gespanntesten, denn ich habe sie schon wieder viel zu lange nicht mehr gesehen. Und seitdem liefen die guten alten Kracher der Band auch leider viel zu oft in allen Locations. Das hat mich sehr hungrig nach guter alter Bay Area-Tradition mit Riffs vom „Godfather of Thrash Metal“ Gary Holt gemacht. Eben jener zieht heute mit seinen Mannen auf die Bühne und stellt klar, wer der Meister des Thrash Metal Riffs ist. Exodus zocken sich durch die ersten Alben und tischen ein Set zum Weinen auf. Perlen wie „Piranha“, „Metal Command“ oder der Klassiker „Exodus“ preschen mit rasend schnellem Tempo durch die Prärie und scheuchen alle Mauerblümchen in Lichtenfels und Umgebung auf und zelebrieren Zerstörung, Thrash und „Beweg-dich-oder-Stirb“-Aussagen. Lee Altus und Gary Holt funktionieren nebeneinander wie ein geölter Motor und treiben die pogende Meute an, während Sänger wütend wie ein hassgetriebener Berserker die Lyrics ins Mikro rotzt  und einem so ehrlich und authentisch die Energie der Band - und seines Organs sowieso - in die Ohrmuscheln prügelt. Die Old School Thrasher kommen heute auf ihre Kosten, ebenso wie der Festivalbesucher allgemein, denn hier spielt eine astreine Live Band, lupenrein im Spielerischen und markant-stimmig in der Performance und Bühnenpräsenz. (Surtr)

Ein Hoch auf Sepultura! Keine andere Band muss derart intensive Vergleiche zu früheren Zeiten über sich ergehen lassen wie die Brasilianer. Der Wunsch vieler Fans, dass doch Max Cavalera, die Stimme der klassischen Alben, zurückkehren solle, dauert bereits länger an als die Anwesenheit Cavaleras in dieser Band. Auch eine zweite Gitarre sehnen sich viele Fans wieder herbei. Und dass Sepultura für viele so oder so einfach tot sind, ist auch altbekannt. Dazu gebe ich folgendes Statement ab: Sepultura befinden sich für mich auf dem Zenit ihrer Karriere. Songwriting-technisch haben sie die Durststrecke zwischen Against und Roorback schon längst überstanden und mit Dante 21 und Kairos zwei wahnsinnig ausgereifte, in sich stimmige Alben veröffentlicht, die zwar wenig mit den Werken der Anfangstage zu tun haben, sich aber von der Perfektion her in Sphären bewegen die wenige Thrash Metal Bands jemals zu Gesicht bekommen werden. Und auch live muss ich gestehen haut mich die Band jedes Mal erneut um. Andreas Kisser füllt den „fehlenden“ zweiten  Gitarristen ohne Probleme alleine aus und Sänger Derrick Green ist eine brachiale Urgewalt als Sänger, fit, agil und stimmgewaltig im Gegensatz zu Max Cavalera, der für mich seit ich ihn das letzte Mal mit Soulfly live in Wacken erleben konnte, desolat, müde und abgewrackt rüberkommt, umgeben von technisch brillianten Musikern die auf der Welle seines früheren Erfolgs schwimmen. Da geben Sepultura für mich ein stimmigeres homogeneres und erstaunlicherweise sehr junges Bandprofil ab. So viel dazu.
Sepultura sind als Headliner der Thrashfest-Tour mit den klassischen ABC-Alben unterwegs und spielen nur Songs von Arise, Beneath the Remains und Chaos A.D., was viele Fans, die sich Sepultura sonst nicht angeschaut hätten, um der Nostalgie willen, doch vor die Bühne zerrt. Mit dem Intro aus Arise-Zeiten geht es dann auch los und anstatt auch Arise nachzulegen wie auf der Kairos-Tour wird Beneath the Remains auf das Pogo-Volk losgelassen. Großartig wie dieser großartige Prügelsong auf die Glocke haut um dann nach dem Solo in diesen urgenialen Groovepart überzugehen. Ich bin entzückt und muss grinsen, wie gut der Song live funktioniert. Neben den altbewährten Reissern wie Refuse/Resist und Inner Self fegt das Quartett noch mit coolen Nummern wie dem Halb-Instrumental „We who are not as Others“, „Altered State“ oder „Mass Hypnosis“ über die Bühne. Großartigst! Den Abschluss macht dann „Arise“ und ich komme nicht umhin mir das dritte Sepultura-Shirt zu leisten und mir ein Bier zu gönnen. Bester Gig des Tages! (Surtr)

Lordi! Tja, wie erwartet, waren die „Monster“ der absolute Publikumsliebling, zumindest unter den eher unmetallisch gekleideten Mainstreamlern, die ebenfalls ihren Weg in die Halle gefunden hatten. Von einer Sekunde auf die andere sah man überall in der Halle Handykameras, die mitfilmten. Dazu gab es unglaublich viel Pyro und Lichteffekte auf der Bühne, und genau wie ich kannten bestimmt ganz viele nur einen einzigen Song, der gegen Ende des Gigs dann auch zu wahren Begeisterungsstürmen führte: „Hard Rock Hallelujah“ (das ganze noch aufgepeppt mit den üblichen Spielchen: Band ruft „Hard Rock“, Publikum ruft „Hallelujah“...). Es war natürlich (besonders aus dem Fotograben heraus) witzig, die Monsterverkleidung von nahem zu sehen. Die sind ja wirklich so voller Details, und auch sind sie so gut angepasst, man sieht kaum die Übergänge von Haut zu Maske (an den Augen z.B.). Das dauert sicher Stunden, eh die bühnenfertig sind. Und ich will nicht wissen, wie heiß es in diesen Outfits ist....
Der Sänger „Mr. Lordi“ sprach viel zwischen den einzelnen Songs und outete sich als echter Metal-Fan. Er meinte, er beneidet uns alle, weil wir am nächsten Tag noch Venom sehen können (als wenn ein Grand-Prix-Gewinner nicht noch einen Tag länger hätte bleiben können, wenn er den Wunsch geäußert hätte...). Außerdem sei das Billing eh so geil, lobend erwähnte er Saxon, Sepultura und Lizzy Borden. Ansonsten gab es qualitativ an der Show natürlich nichts auszusetzen. Der Sound war großartig (ganz im Gegensatz zum Sound bei Anvil) und alle beherrschten ihre Instrumente aus dem FF. Nichts zu meckern also. Und mal ganz witzig anzusehen. Aber ich glaube, sie einmal live gesehen zu haben, reicht dann auch für den Rest des Lebens. (Twi.)

Saxon brillieren als Co-Headliner in Lichtenfels. Jedoch nicht so stark wie ich sie kenne und oft erleben durfte. Gelangweilt und viel zu routiniert zocken sich die Herren durch ein belangloses Set, zocken alles andere als tight, versemmeln den letzten Streich „Princess of the Night“ ohne Ende durch Aneinander-vorbei-spielen und lassen Songs aus, die für mich zu einem Saxon-Gig gehören wie Butter aufs Brot. Aber der Toast schmeckt den Briten wohl roh und ohne Fett lieber als mit Belag, denn Überhits wie „747-Strangers in the Night“ oder „Crusader“ kommen nicht zum Zuge. Na ja, dafür kommen wenigstens Songs wie „Denim and Leather“ prachtvoll über die Bühne. Neben „United“ von Judas Priest, DIE Hymne für alle Metalfans. Mehr gibt es meiner Meinung auch nicht zu sagen zu diesem Auftritt. Ich hake den Gig schnell ab und bin ein wenig enttäuscht, denn meine Lust auf Hammerfall ist nicht gerade groß und eingestellt war ich auf eine „heimliche Headliner“-Performance von Saxon. (Surtr)

Allerdings bin ich echt überrascht als dann Hammerfall beginnen. Ich habe in meinen „Anfangstagen“ gerne diese Band gehört und auch alle alten Alben im CD-Regal stehen, jedoch hat sich über die Jahre mein Geschmack verändert und ich habe die Formation aus den Augen verloren.
Ich war skeptisch, ob Hammerfall wirklich den Anforderungen an einen Headliner-Status gerecht werden würden. Tatsächlich sind Hammerfall mittlerweile so kompetent unterwegs, dass ich nach diesem Auftritt zu behaupten wage, dass nach dem Wegfall großer Gruppen wie Judas Priest und Scorpions, Hammerfall würdig sind, die Nachfolge anzutreten und sich einen Platz in der Halle der großen Heavy Metal Acts zu sichern. Sollten dann auch noch die ganz Großen wie Iron Maiden oder Accept altersbedingt ausscheiden, räume ich Hammerfall ein, die große Nummer, DIE Ablösung zu sein. Warum der ganze Pathos? Ganz einfach! Die Speedmetaller ziehen so dermaßen professionell eine geniale Rockshow über die Bühne, dass es einem nur gefallen muss. Mit einer Setlist, die von Anfang bis Ende schiebt und niemals ihren Druck verliert, ausstaffiert mit einer Vielzahl an Hits und einigen Schmankerln verziert. Dazu eine abwechslungsreiche Bühnenshow mit Pyros, LED-Wand-Effekten, zwei Ebenen und viel Bewegung seitens der Musiker. Dazu das gekonnte Posing und synchrone Headbanging a la Judas Priest. Dass sauber und tight gezockt wird erklärt sich bis jetzt sowieso schon von selbst und der astreine Sound geben dem ganzen die perfekte Würzmischung. 
Sänger Joacim Cans begeistert durch starke Bühnenpräsenz und zieht die Blicke meist alleinig auf sich. Seine Stimme reißt nie ab und man mag dem Mann einen ganzen Tag auf der Bühne zutrauen ohne dass er schwach wird oder seine Stimme dabei schwach wird. Highlights für mich sind der zweite Song „Heeding the Call“, der als Einheizer intelligent gesetzt wurde. Gleich danach noch das schöne „Steel meets Steel“, das live viel besser klingt als auf dem Album. Weitere Songs füllen das Hitfeuerwerk, wie „Blood Bound“, „Where the Dragon lies Bleeding“, „Renegade“ oder „Legacy of Kings“. Den Abschluss macht natürlich „Hearts on Fire“ und nach anderthalb Stunden Seelenfrieden ist das Konzert und der erste Festivaltag auch schließlich vorbei. (Surtr)

Den zweiten Tag beginnen die lokalen Matadore Enema of Death, ein Coregeschwader, das den ehrenwerten „Verheizer-Slot“ bestreiten muss. Leider sind außer den offensichtlich bekannten Nasen nicht wirklich viele Hörer in der Halle, denn Enema of Death sind alles andere als langweilig, sondern machen Stimmungsmusik was in Anbetracht einer fast komplett leeren Stadthalle fast schon traurig erscheint. Nun ja, die Band schien darauf eingestellt zu sein und machen das Beste aus dem Gegebenen. Stilistisch bewegen sich die drei Herren und die Dame am Bass im Gefilde des modernen Deathcore. Nicht hochtechnisch sondern eher mit Druck nach vorne, was vor allem durch die Brachialröhre des Sängers durchgesetzt wird. Dieser wütet und tigert über die Bühne als gäbe es kein Morgen mehr. Es fällt schwer sich zu entscheiden ob man den Circle Pit und die Wall of Death an denen sich jeweils um die 6-7 Leute beteiligen, als lustig, gute Miene zum bösen Spiel oder erbärmlich bezeichnen soll. Auf jeden Fall haben Enema of Death ihr Ding durchgezogen. Ist gleich: Rock’n’Roll. (Surtr)

Valkyrja sorgten danach dafür, dass die noch Schläfrigen im Publikum aufwachen. Sie kamen mit dem Tourtross von Gorgoroth und Vader angereist, die im Rahmen der Sign of hell Tour durch Europa zogen. 10:40 Uhr vormittags zeigten die Uhrenzeiger an. Und zu dieser unchristlichen Zeit sollten die Schweden Black Metal spielen. Aber Valkyrja ließen sich nicht lumpen. Sie hatten zu dem Zeitpunkt schon eine echte Tortur hinter sich, denn aufgrund der frühen Spielzeit hatte der Fahrer des Tourbusses richtig krass Gas geben müssen, die komplette Mannschaft des Busses war in Aufruhr gewesen. Man schwankte zwischen „lieber zu spät kommen und den Auftritt verpassen, dafür am Leben bleiben“ und „das schaffen wir, koste es was es wolle“! Somit waren die Schweden also schon vollgepumpt mit Adrenalin, als sie die Bühne betraten. Somit waren die Voraussetzungen gegeben, dass sie dem Publikum mit ihrem kompromisslosen Black Metal auch zu so früher Stunde richtig einheizen konnten. Sänger A.L. keifte sich verbissen durch’s Set und die anderen quälten die Saiten, so gut sie konnten. Rau und unbändig versprühten sie als erste Band auf diesem Festival eine echte, diabolische BM-Atmosphäre. Zwar waren nicht allzu viele Schwarzmetall- Liebhaber anwesend, aber die, die da waren, bekamen einen makellosen Gig zu sehen. Man konnte mit ein wenig Fantasie kurzzeitig das Gefühl haben, Teil eines waschechten Mitternachts-Underground-Gigs zu sein. Nicht übel! (Twi.)

Nach einer solchen Band kamen mir Wolfchant natürlich gerade etwas deplaziert vor. So nett das auch gemeint ist, Abwechslung in ein Festival bringen zu wollen, aber so ein Wechsel von waschechten, grimmen Black-Metallern zu mit stolz geschwellter Brust einmarschierenden Pagan-Metallern so früh am morgen ist doch zu krass. Aber gut, da können Wolfchant natürlich nichts dafür. Ich war überrascht, die Band, die ich nur von Live-Auftritten kenne (einfach weil sie bei so vielen Festivals gespielt haben, auf denen ich war), aber von denen ich noch nie eine CD besaß, plötzlich mit einem mir unbekannten Gesicht auf der Bühne zu sehen. Offensichtlich haben sie also einen weiteren Sänger hinzubekommen (zusätzlich zu Growler Lokhi). Es handelt sich wohl um Nortwin, der die Band mit z.T. klarem Gesang bereichert, welcher in der Tat wuchtig und überzeugend rüberkam. Er kann aber auch übelst kreischen und verlieh der Band durch seinen Input noch mehr wölfisches Flair. Der Sound während des Gigs war nicht so hundertprozentig sauber, aber die Band machte durch viel Spielfreude einiges wett. Das honorierten die eingefleischten Fans auch, denn in den vorderen Reihen stieg eine echte kleine Pagan-Party. (Twi.)

Debauchery, die für mich den besseren Six Feet Under-Klon darstellen sind zur Zeit die Death Metal Band der Stunde, was sie aber weniger ihrem musikalischen Können, als eher ihrem Auftreten auf der Bühne und eben erwähnter besserer Nachahmung des Florida-Death-Ensembles zu verdanken haben. Kurz umschrieben stellt Debauchery eine Mischung aus Six Feet Under und AC/DC dar. Dass die Combo davon sicher nichts mehr hören will ist verständlich. Stimmung machen sie nämlich auf jeden Fall gehörig und Fans haben die Deutschen sowieso, die ihnen auf jeden Gig folgen und dort wie immer abgehen wie Schnitzel, so gesehen ist meine Anfangskritik irrelevant, denn wenn es dem Fan gefällt, scheint jede Qualitätskritik erst mal hinfällig. 
Das Set bestreiten die Mannen (und die Frau) blutübergossen mit einem Hitmassaker, darunter „Cunt Killer“ oder das obligatorische „Blood for the Blood God“. Als schließlich noch die „Blood Bitch“ die Bühne betritt welche einen Striptease mit viel Blut, anregendem Tanz und gehörig viel nackter Haut an den Tag legt, ist die bierseelige 08/15-Death Metal-Gemeinde befriedigt und die Band für mich endgültig als optische Ablenkungsmanöver-Formation entlarvt. Na ja, ich bin in Gedanken schon beim nächsten Ereignis, denn nun steht schließlich alles andere als roher Death Metal an. (Surtr)

Sólstafir bestechen für mich seit jeher durch atemberaubend emotional geladene Live-Shows. Diese Show sollte für viele die erste Gelegenheit sein, Material vom neuen Album auch live genießen zu dürfen. Zunächst begannen die Isländer ihr Set mit dem altbewährten „Köld“ das nichts von seiner großartigen Atmosphäre verloren hat und brilliant 3/4 und 4/4-Takte unbemerkt ineinander verschachtelt und sich in einer gewaltigen emotionalen Textpassage gegen Schluss entlädt.
Nach so einem epischen Auftakt wird es gleich majestätischer in Form der neuen Songs, von denen vor allem das ruhige drum-technisch simpel gehaltene „Fjara“ heraussticht. Hier wird Revue gezogen, die alte Räudigkeit in Form von Black Metal weicht vor zuckersüßen Melodien, die ich sowohl vom Gesamtwerk Mews erahne als auch bei neueren Anathema-Werken spüre. Die Gothic Rock-Schiene spiegelt sich für mich zwar immer noch in der Optik der Musiker wieder, als auch in der Form die Gitarren zum Vorschein treten zu lassen. Jedoch ist Solstafir mehr geworden: Expressionistische Kunst geht hier einher mit einer eigenen exotischen und doch gewohnten Art Rock und Metal zu spielen. Sólstafir spielen epische Musik, die man nur zu wahrhaft einzigartigen Situationen konsumieren möchte. Das finale „Goddess of Ages“ unterstreicht diese Monumentalmacht. Fields of the Nephilim von der Elizium paaren sich mit Pink Floyd und doomigen Atmosphären. Sólstafir mögen dem ein oder anderen Besucher zu ruhig erscheinen, allerdings muss festgestellt werden, dass diese Art von Musik viel Sachverstand und Bereitwilligkeit zu sanfteren Tönen mit sich zieht, was vielen verziehen sei auf diesem doch eher brachial geprägten zweiten Festivaltag nicht aufnehmen zu können. Für mich eine absolute Meisterleistung! Hut ab und immer nur weiter so! (Surtr)

Nach Sólstafir tritt der absolute Fehltritt auf den Plan, den die Veranstalter haben buchen können. Das Team nennt sich Maerzfeld und ist das neue Bandprojekt der Rammstein-Cover Band Stahlgewitter, die sich mit diesem Bandprojekt auf die von vorneherein verlorene Gleisstrecke wagen, den ureigenen Stil von Rammstein musikalisch zu interpretieren. Ich kann nicht viel dazu sagen, als Totalflopp! So etwas macht man nicht, so etwas tut man nicht, und so etwas klappt auch nur auf dem Papier. Die Halle leert sich schlagartig und einzig die spärlich besiedelte Industrial/Gothicfront bleibt beinhart in Bühnennähe. (Surtr)

Primordial haftet ja so ein bisschen der Ruf an, dass sie sich bei den ersten drei Songs eines Gigs erst mal warmspielen müssen und diese dann nicht immer fehlerfrei gesungen sind. Das mag stimmen. Aber ganz ehrlich: WEN INTERESSIERT’S !?!?! Diese Band bringt so viel Eigenständigkeit, Gefühl und die ultimative Hingabe mit, wenn sie auf die Bühne kommt... man wird augenblicklich in diesen Strudel echter Leidenschaft hineingezogen und ist so geflasht von der Musik, dass man über die kleinen Patzer der ersten Songs doch einfach hinweghört. Und so eröffnen Primordial (seit langem mal wieder in absoluter Vollbesetzung) ihren Gig in Lichtenfels mit „No grave deep enough“, wobei es sich Frontmann Alan natürlich nicht nehmen lässt, es schon beim Gang auf die Bühne herauszuschreien (ob er gerade ein Mikro vorm Mund hatte, weiß ich nicht mehr, aber im Fotograben hat man es zumindest gehört): „There is no grave deep enough to keep us in chains“ und ab ging’s! Aufgepumpt mit Energie schmettert er uns die Vocals entgegen und man ist sprachlos aufgrund seines grandiosen, selbstbewussten Auftretens. Die Fans in den ersten Reihen flippen eigentlich schon während der ersten Takte komplett aus, da waren noch gar nicht alle Bandmitglieder auf der Bühne. Und so geht es den ganzen Gig über weiter, die Fans grölen jede einzelne Zeile des nun folgenden „As Rome burns“ mit. Die Aufforderung gegen Ende des Songs, den sich wiederholenden Chorus mitzusingen, hätte Alan sich sparen können, haben sowieso alle gemacht. 

Es folgt eines meiner persönlichen Highlights „Bloodied yet unbowed“ und ich lasse mich treiben von den Texten, die einem auch in schwärzesten Stunden Halt geben können, wenn man sie verinnerlicht. Auch hat die Band sich inzwischen eingegroovt. Während der Song beim nicht allzu lange zurückliegenden Black-Troll-Festival noch mehr schlecht als recht performt wurde, war es dies mal schon viel viel besser. Zwar waren da immer noch Ungereimtheiten, aber man konnte sich nun schon mal dem Flow hingeben und ganz im Song versinken. Nach dem Black-Troll-Festival hatte ich mich übrigens bei Gitarrist Mick beschwert, dass von meinen drei Favouriten des neuen Albums nur einer in der Setlist war, eben „Bloodied yet unbowed“. Ich sagte ihm damals, dass das wirklich GAR NICHT geht, dass „Lain with the wolf“ und „The mouth of Judas“ nicht dabei sind. Natürlich alles auf nette Art. Er hatte damals gemeint, man würde den einen oder anderen Song davon schon immer mal wieder proben, aber es braucht alles seine Zeit. Nun war die Zeit also gekommen. Ich dachte, mich haut’s weg, als bei diesem Gig plötzlich „Lain with the wolf“ angestimmt wurde. Da war er also, der zweite meiner Favoriten. Leider in der Anfangsphase, so dass von Genuss noch nicht wirklich die Rede sein konnte, da waren noch zu viele Fehler beim Spielen und Singen. Aber die Hingabe stimmte schon mal, und allein die Tatsache, dass sie den Song überhaupt spielen, brachte mein Blut in Wallung. Da erwarte ich natürlich ungeduldig den nächsten Gig, wo die Band den Song gleich viel besser performen wird, wie ich sie kenne. Weiter ging es dann mit „The Coffin ships“, bei dem es dann natürlich keinerlei Spiel- oder Klangprobleme mehr gab, denn diesen Track kann die Band natürlich rückwärts im Schlaf spielen, wenn’s drauf ankommt. Entsprechend gelungen war die Performance dann auch, Alan brauchte sich auch gar nicht mehr konzentrieren, er ließ es einfach fließen und zog seine Show ab. Auf die Knie, betende Gesten, gequälter Gesichtsausdruck, dann wieder kämpferisch und unberechenbar... einfach der geborene Entertainer und einer, bei dem man das Gefühl hat, er spielt nicht nur, sondern jedes Gefühl auf der Bühne ist verdammt noch mal echt. „Empire falls“ bildete sodann den grandiosen Abschluss der Show, bevor die Band unter tosendem Applaus und nicht-versiegen-wollenden Zugaberufen die Bühne verließ. (Twi.)

Vader spielten laut ihrer eigenen Aussage bei diesem Festival den besten Gig der bisherigen Tour. Das nenne ich mal ein selbstbewusstes Statement. Aber gut, der Applaus gab ihnen wohl recht. Dabei dürfte es nicht leicht gewesen sein, direkt nach Primordial das Publikum weiterhin zu begeistern. Ich konnte den Gig leider nicht wirklich anschauen, denn ich musste meine Sachen in den Tourbus bringen, um mit eben jener Band auf Tour zu gehen (den Bericht kann man HIER nachlesen, ... wen’s interessiert...). (Twi.)

Aber Gorgoroth wollte ich mir selbstverständlich nicht entgehen lassen. Zwar finde ich, Pest taut bei so großen Festivals auf der Bühne nicht so wirklich auf, aber dafür ist die Soundqualität dort meist besser und die Band hat mehr Spielraum auf der Bühne (wobei der dann doch meist nicht genutzt wird). Die Band betrat die Bühne und man sah gleich, dass mal wieder das Live-Line-Up geändert wurde (allerdings ändert es sich derart, dass urplötzlich dann doch wieder altbekannte Live-Musiker mit auf der Bühne stehen, mit denen man gar nicht mehr gerechnet hatte... so weiß ich mit Sicherheit, dass es sehr gut sein kann, dass demnächst auch wieder Frank Watkins mit auf der Bühne stehen könnte, der dieses Mal fehlte). Für diese Tour und diesen Gig bestand das Live-Line-Up allerdings aus Vyl am Schlagzeug, Pest (natürlich....) am Mikro, Kesh am Bass, und Fabio und Infernus an den Gitarren. Die Band hatte Glück, dass die ganze erste Reihe voller Fans war, die so richtig abgingen. Denn ich glaube, so weiter nach hinten hin stand man eher regungslos im Publikum und ließ das Ganze auf sich wirken. Viele wollen sich mit dem neuen Sänger nicht anfreunden. Aber den Black-Metal-Fans der alten Schule gefällt sein Gekeife ganz gut, glaube ich. Er hat so was Räudiges auf der Bühne, was gut zum BM passt. Die Band stellte natürlich hauptsächlich das neu aufgenommene Album „Under the sign of hell“ vor, dessen Songliste aus lauter Lieblingstracks von Band-Chef Infernus besteht. Da verwundert es natürlich auch nicht, dass die Band als absolute Einheit auftrat. Egal wie schnell der zu spielende Part gerade war, alles klang hervorragend, ein Mördersong folgte dem anderen und man hatte beinahe das Gefühl, die Band jagt durch’s Set. Die Setliste war folgende: Bergtrollets hevn, Aneuthanasia, Prayer, Katharinas bortgang, Revelation of doom, Forces of Satan storms, The rite of infernal invocation, Ødeleggelse og undergang, Blood stains the circle, Satan-Prometheus, Destrøyer, Incipit Satan, Krig, Profetens åpenbaring und Unchain my heart. Zugaberufe blieben traditionsgemäß ungehört. (Twi.)

Unleashed können mit ihrem einzigen Auftritt 2011 in Deutschland viele Fans vor der Bühne versammeln und entlohnen diese dann auch gehörig. Dieser spezielle Auftritt wird zu etwas Besonderem, denn der Vierer um Johnny Hedlund packt nur die größten Reißer aus. Angefangen wird zunächst mit „The Greatest of all Lies“, welches auf dem Christmas Metal Festival nur allzu gut die Fahne der Ironie mit sich trägt. Bekennender Antichrist Hedlund lässt es sich auch nicht nehmen den Namen des Festivals ins Visier zu nehmen und mit seiner Setlist das Wort und Weihnachten allgemein zu bombardieren. Unter anderem mit fantastischen Perlen wie der Death Metal Hymne „In Victory or Defeat“, „Midvinterblot“, „Execute them all“ oder dem auf deutsch gesungenen „Wir kapitulieren Niemals“. Schön auch zwei alte Nummern wie „Before the Creation of Time“ und „Into glory Ride“ zu hören. Old School ist nunmal ein Wort das gepflegt werden muss. Dazu die absolut tighte Performance von Unleashed, der gute Sound und die gute Stimmung im Publikum. Das Highlight stellt für mich „Hammer Battalion Unleashed“ dar. Es drängt sich dem Fan einfach auf diese Bandhymne rauszuschreien, denn Unleashed sind das Death Metal Highlight auf diesem Festival. Große Klasse, da warte ich doch jetzt schon sehnsüchtig auf die nächste Show. Setlist: The Greatest of all Lies - This is our World Now - Your Children will Burn - This Time We Fight - Wir Kapitulieren Niemals - Shadows in the Deep - In Victory or Defeat - Into Glory Ride – Midvinterblot - Hammer Battalion Unleashed - Execute Them All - Before the Creation of Time. (Surtr)

Six Feet Under hingegen waren für mich immer schon ein Rätsel. Die „groovigste“ Band ohne Grooves, ist für mich songwriting-technisch mehr als nur eine Riesenbaustelle. Ich kann nicht verstehen warum diese Band den heutigen Stand hat. Trotzdem war der heutige Auftritt für mich sogar recht passabel, nicht zuletzt wegen der Zugabe, aber hierzu später. Nun ja, natürlich begannen die Florida-Deather mit dem altbewährten „No warning Shot“, welches für viele dann auch schon die Aufforderung darstellt wieder zu gehen. Der größte Song wird am Anfang verbraten und viele fragen sich „Na ja, jetzt habe ich ja eigentlich schon alles gehört, oder?“. 
Six Feet Under bieten für den eingefleischten Fan trotz alledem ein Best-Of-Set mit Gassenhauern wie „Victim of the Paranoid“, „The Enemy Inside“ oder „Human Target“. Leider ist Chris Barnes' abgrundtiefstes Organ heute ein wenig angeschlagen und dass seine High Pitch-Squeals noch nie tonsicher und kräftig, geschweige denn angebracht klangen, ist auch keine Neuheit mehr. Trotzdem macht der Mann mit den 50 Meter-Rastalocken viel Stimmung durch Ansagen, Anfeuerungen und seine Rotor-Head-Bang-Aktionen mit dem Riesen-Wulst aus totem Haar bei einem gewohnt fausthart statischen Gig.
Das letzte Schmankerl sollte aber ein Griff in die Geschichtsbüchse sein, wie es sich kein Death Metal Fan sehnlicher wünschen könnte. Denn die Zugabe war dieses Mal nicht das ausgelutschte  TNT von AC/DC, sondern, man sollte es sich langsam auf der Zunge zergehen lassen: „Hammer Smashed Face“, welches Barnes selber damals bei einer Combo mit dem Namen Cannibal Corpse einsang. Dieser Song, der für viele die Blaupause für Death Metal darstellt mit dem originalen Sänger hören zu dürfen, großartig! Setlist: No Warning Shot - Revenge of the Zombie - Silent Violence - Feasting on the Blood of the Insane - Victim of the Paranoid - The Day the Dead Walked – Deathklaat -Shadow of the Reaper - The Murderers - Torn to the Bone - Human Target - Suffering in Ecstasy - The Enemy Inside – Drowning - Black Sky - Ghosts of the Undead - Hammer Smashed Face. (Surtr)

Während Immortal (bzw. deren Crew) wie gewohnt eeewig Zeit mit Bühnenaufbau und Line-Check verbrachten, gaben sich Venom die Ehre und hielten eine Autogrammstunde für ihre Fans ab. Leider war das ganze total ungünstig gelegen, in der Ecke der Halle, wo der Eingang zum Backstage-Bereich und zum Fotograben ist. Ich will ja nicht drauf rumreiten, aber auch das haben die Organisatoren des Ragnarök-Festivals besser gelöst, die die Autogrammstunden in den Vorraum verlegt haben, wo dann auch jeder genug Platz hat. Hier bei Venom war das Gedränge unglaublich. Die 80er Jahre ließen grüßen, als sich die Fans noch um die Autogramme echter Größen prügelten. Bei Venom war es beinahe wieder so weit. Lediglich wenn jene Fans dann direkt vor der Band standen, lächelten sie ihnen selig ins Gesicht. Aber Venom bemühten sich redlich, möglichst vielen gerecht zu werden, von Starallüren keine Spur.

Trotzdem wird es nun Zeit für den Auftritt von Venom, nein Verzeihung, von Kiss, nein von, ach nun ja, irgendwie sind Immortal ja mitunter auch eine Mischung aus beidem. Immortal sind es tatsächlich, die nun an der Reihe sind die Stadthalle zu zerstören. Was wurde nicht schon alles von dieser Truppe berichtet? Wieviel Kult und Wahnsinn schleicht sich um die Mannen von Abbath, Demonaz, Horgh und Appolyon? Immortal sind für viele der Inbegriff von Black Metal, für viele einfach nur „true“, für viele eine ernsthafte Spaßcombo, die mit all ihrem Black-Metal-Pathos alles darstellt bloß bitte keinen Black Metal. Vergleiche zum übertriebenen Spiel von Manowar gehen natürlich auch einher in die Diskussion, will man diese Band auf einen Nenner bringen. Schlußendlich ist aber alles hinfällig, denn Immortal lassen sich nicht auf einen Nenner bringen, denn dazu besticht vor allem der letzten Endes allerwichtigste Charakter der Norweger: die Musik, und die ist monumental! Immortal marschieren durch ihr Set mit einer gewohnt aufgesetzten Gestik und Mimik und spielen heute fast ausschließlich live vernachlässigte Leckerbissen. Schade für den Fan, der diese Band zum ersten Mal sieht, denn viele Klassiker schaffen es nicht in die Setlist, aber Songs wie der Opener „Triumph“, „In the Tide (Against the Arctic World)“ oder „The Sun no Longer Rises“ entschädigen das Herz und die Seele. Abbath rotzt seine Ansagen gewohnt konfus, mit seinem eigenen Charme in die Meute und die nimmt den Witz in dieser Performance mit Begeisterung auf. So großartige Ansagen wie „More of the eighties, motherfuckers?“ lassen einen die Ironie hinter dem ganzen Pathos erkennen und übrig bleibt ein Fan von vielen, der das Privileg genießt seine Musik darbieten zu können, Respekt hierzu. Weitere Highlights sind Klassiker wie „Withstand the Fall of Time“, dieser gekonnte Mischling aus rotzigem Heavy und Black Metal, der den musiklischen Höhepunkt „At the Heart of Winter“ repräsentiert. Daneben Peitschenhiebe a la „Sons of Northern Darkness“, „Wrath from Above“, „Tyrants“, welches wieder durch Gymnastikeinlagen seitens Abbath unterbrochen wird und das aktuelle „Rise of Darkness“. Für viele Old School-Fans dürfte natürlich der nicht zuletzt auch durch das kultige Video bekannte Ohrwurm „Call of the Wintermoon“ gewesen sein, der viele Fans und (bei allem Drang zur Seriösität) auch mich animierte den ganzen Song über in übertrieben böse Posen zu verfallen. Immortal fühlen sich zwar nur noch auf großen Bühnen daheim wie die Entwicklung der letzten Jahre seit des Comebacks offenbart, aber das muss man der Kapelle auch zugestehen, denn sie machen etwas was schon als „Stadion-Black-Metal“ bezeichnen kann und ich freue mich jetzt schon darauf sie spätestens auf dem Party.San wieder live sehen zu können. Setlist: Triumph - Sons of Northern Darkness - Call of the Wintermoon – In my Kingdom cold – Tyrants - Rise of Darkness - Damned in Black - Battles in the North - One by One - In the Tide (Against the Arctic World) - Withstand the Fall of Time - The Sun no Longer Rises. (Surtr)

Das allergrößte Highlight im Billing stellt natürlich der Auftritt von Venom dar. Die Urväter und Namensgeber des Black Metal geben sich die Ehre. Nun ja, eigentlich ist es ja doch eher Cronos plus Band, trotzdem ist die Möglichkeit Venom zu sehen, ein Ereignis, das man nicht verpassen sollte. Viele Besucher sind allerdings ob des Alkoholpegels oder der Müdigkeit nach zwei Tagen Vollbedienung zu geschafft um dem Ereignis beizuwohnen. Dementsprechend „leer“ ist die Halle. Natürlich immer noch voll genug um dem Ereignis die entsprechende Stimmung zukommen zu lassen, aber bei Immortal waren die Reihen noch wesentlich kompakter. 
Mit viel Tamtam und einer pompösen Introinszenierung betreten die drei Mannen die Bühne und beginnen infernal mit dem absoluten Übersong der Formation „Black Metal“. Brachialer kann man nicht starten, als würden Motörhead mit „Ace of Spades“ das Set beginnen, hier werden keine Gefangenen gemacht. Cronos ist wild und wahnsinnig auf der Bühne wie in den 80ern und auch wenn die Falten zahlreicher geworden sind und die Stirn noch kahler ausgefallen ist, so reckt dieser Recke seine Pommesgabel immer noch mit viel Leder und Nieten in die Höhe und präsentiert seine Schnauze immer noch genauso räudig und rotzig wie anno dazumal. Und das Publikum erweist den Helden die Ehre in dem sie „ihre Seelen an den Rock’n’Roll der Götter verkaufen“ und jeden Song mitgrölen und abgehen als wäre dieses Konzert das letzte ihres Lebens. Die Setliste bietet einen Querschnitt durch alle Schaffensphasen der Geschichte Venoms und auch wenn die Songs mit der Zeit anspruchsvoller geworden sind, sind es doch gerade die Meilensteine simpler Tonkunst die begeistern und am meisten mitreißen. Da wären Schmuckstücke wie „Welcome to Hell“, „Countess Bathory“ oder neuere Werke wie „Metal Black“ die herausstechen und dem Zuschauer eine Gänsehaut nach der anderen verpassen. Daneben bieten Venom Auszüge ihres neuen Albums, welches wohl eher in die Black-Richtung einschlägt, sofern mein erster Eindruck. Untermalt wird das Ganze mit Pyros a la Kiss und der ausfüllenden Präsenz von Bassist/Sänger Cronos. Der Zugabenblock stellt sich für mich als der großartigste Teil dar. Ein jeder der jetzt noch da ist, feiert dieses Konzert, dieses Festival, die Band und alles was ihn umgibt, die Atmosphäre ist großartig. Den Encore-Block bilden „In League with Satan“, „Witching Hour“ und – ich bin immer noch ganz aus dem Häuschen deswegen - „Bursting Out“. Ultimativ was diese Band hier gemacht hat, ich bin selig, dabei gewesen zu sein, Teil gewesen zu sein bei diesem großartigen Machtbeweis. (Surtr)

Was die zusammenfassenden Vor- und Nachteile des Festivals betrifft, so kann man folgende Punkte anmerken: die Preise waren zwar teuer, aber bei dem Billing geht es wohl nicht anders. Allerdings gab es auch Tagestickets, die mit fortschreitender Stunde immer billiger wurden (so dass die, die z.B. nur Immortal und Venom sehen wollten, echt günstig wegkamen). Die Bühne war unpraktisch aufgebaut (siehe Beginn des Berichts), die Wege waren zu vollgestopft, die Bands waren zwar Killer, aber eigentlich zu viele Größen auf einmal, man kann soviel auf einmal wahrscheinlich nicht wirklich verarbeiten. Dafür, dass nur 3000 Leute in die Halle passen (zumindest wenn die Bühne in Hallenmitte steht) war das Billing zu übermächtig, das hätte für 5 verschiedene Festivals gereicht. Die Sicherheitsleute waren angenehmer und umgänglicher als auf anderen Festivals (dass ich das noch mal erlebe, hätte ich auch nicht gedacht), die Preise an den spärlichen Food-Ständen waren wie immer überteuert (aber das erwartet man ja heutzutage schon), na ja und die Merch-Stände boten zwar vereinzelt ein paar rare Sachen (für die die CD-Preise dann auch angemessen waren), aber oftmals wird auch viel Ramsch für teuer Geld angeboten. Meinereiner braucht es zum Glück nicht, dass man von jedem Festival ein Shirt mitnehmen muss (noch hält das 10 Jahre alte Qualitäts-Bathory-Shirt und möchte gerne auf jedes Festival mitkommen ;-)). 

Schön an dem Festival war tatsächlich die Mischung. Da wurden einem Bands aufs Auge gedrückt, die man als BM- oder Pagan-Fan nie freiwillig gehört hätte, die einen dann aber wirklich umgehauen haben (Lizzy Borden is all I say). Ausgeblieben sind leider die (sicher vom Veranstalter erwarteten) Alt-Fans, die sich von den Größen des ersten Tages angezogen fühlen sollten, in Erinnerung an alte Zeiten. Vereinzelt waren sie zwar da, aber den Großteil machten doch die „üblichen Verdächtigen“ in Primordial- und Unleashed-Shirts aus. Ich denke, wenn es ein 1-Tages-Festival gewesen wäre (mit dem Billing des zweiten Tages) wären fast alle gekommen, die auch immer zum Ragnarök-Festival kommen. Aber gut, reine Mutmaßung. Eine Reise war das Festival trotz allem wert. Highlights bleiben für mich die Gigs von Venom (weil: erstes und vielleicht auch einziges Mal, dass ich sie live sehen konnte), Primordial (immer und immer wieder die emotionale Übermacht), Lizzy Borden (mitreißend und musikalisch brilliant) ach und eigentlich auch viele andere. Daumen hoch für die Bandauswahl dieses Festivals! (Twi.)