Earthshaker Festival – 20.- 22. Juli 2006 

(Bericht von Wiebke)

Nach etwas mehr als einer Stunde Autofahrt kommen wir am Festivalgelände an, und da wir anscheinend auch recht harmlos aussehen, winken uns die Polizisten durch die Kontrolle durch, so dass wir nach dem Abstecher zum Bändchenstand den Campingplatz erreichen, wo wir schon erwartet werden. Nach dem Zeltaufbau in der heißen Mittagssonne winkt dann schon ein Radler, denn bis zum Einlass ist noch gut Zeit, die man herrlich mit Faulenzen verbringen kann.
Kurz vor 16 Uhr mache ich mich dann auf zum Einlass, wo noch nicht viel los ist, so dass das Abtasten schnell geht. Einige Fans haben sich schon vor der Bühne versammelt und warten darauf, dass es endlich losgeht. 

Das Festival wird dann pünktlich von den Lokalmatadoren Justice eröffnet, die sich vor allem durch ihre Cover-Shows einen Namen gemacht haben. Diesmal sind sie aber mit ihren eigenen Songs am Werke, so dass einen 40 Minuten Death-/Thrash- Metal erwarten. 

Nach dem Bonanza-Intro geht es auch gleich Knall auf Fall los. Dennoch scheinen dem Sänger die Reaktionen vor der Bühne nicht genug zu sein, denn mit den Worten „Ihr schwitzt zu wenig, und es staubt zu wenig“ fordert er noch mehr. Es folgen zwei Songs vom „Hammer of Justice“-Album u.a. „2 Minutes to live“. Mir erscheinen die Songs alle ein bisschen gleichtönig, aber die Fans freuen sich und lassen „Justice“-Rufe erschallen. Die beiden letzten Songs sind noch mal so richtig zum Moshen, wobei sich mir vor allem „Highschool Death“ im Gehörgang festsetzt, der wirklich ein gnadenloses Killerriff besitzt.

Als nächstes sind die Jungs von Threat Signal an der Reihe, die ihren ersten Festivalgig in Deutschland spielen. Die Kanadier spielen mit einem frischen Sound auf. Ich würde es am ehesten als Neo-Thrash mit vielen Tempowechseln und einigen klaren Gesangspassagen bezeichnen. Frontmann Jon gibt jedenfalls alles und fegt mit verzerrtem Gesicht über die riesige Bühne während seine Mitmusiker lieber ein bisschen im Hintergrund agieren. Die Songs des Debütalbums treffen im Publikum den einen oder anderen Nerv, so dass ein paar Fans fleißig ihre Matten schwingen.

Setlist: Rational Eyes – Seeing Red – One Last Breath – As I Destruct – A New Beginning – Counterbalance – Inane – Faceless

                       

Communic können die gute Stimmung mühelos halten. Das Trio geht äußerst progressiv zu Werke und erinnert mich zeitweise an Nevermore. Sänger Oddleif Stensland ist ausgezeichnet bei Stimme und vermag die Stimmung der Songs perfekt rüber zu bringen. Erik Mortensen lässt derweil seinen Bass ordentlich wummern. Die Basslinien sind kraftvoll aber zu keiner Zeit zu dominant. Aber man sieht auch, dass die Sonne den Herren ganz schön zu schaffen macht, da sie jetzt genau auf Augenhöhe steht und ordentlich blendet. Außerdem ist es weiterhin ordentlich heiß, so dass der Schweiß auch hier in Massen fließt.

    

Die Schlange vor dem Autogrammstundenstand ist schon ziemlich lang, was zeigt, dass die Signaturen von Tom Angelripper und Co. doch ziemlich begehrt sind. Fragt sich nur, wo sie ihren Gitarristen gelassen haben…

Zeit für ein bisschen Kotromantik, denn Knorkator sind am Zuge. Mit „Verflucht und zugenäht“ legen sie los. Und der Song zeigt schon ganz deutlich, was einen in der kommenden Dreiviertelstunde erwarten wird: Eine merkwürdige Bühnenshow, schräger Humor und einige Frechheiten. Zum Beispiel schnappt sich Frontmann Stumpen einen Dämonenstab von einem Fan aus der ersten Reihe und steckt sich das Teil in seine Flokatishorts. 

         

Selbiger wird ein paar Minuten später auch noch ausgezogen, so dass er am Ende in Unterhosen auf der Bühne herumrockt. Nach „Kurz und klein“ kommt die Flimmerkanone zum Einsatz, wobei die Folienschnipsel vornehmlich am Bassisten kleben bleiben, dessen Rücken sich in einen Spiegel verwandelt. Zwischendurch springt Percussionist/ Organist/ Zweitfrontmann/ Spaßvogel Alf Ator in den Bühnengraben und verhaut mal eben das Publikum mit einer Plüschkeule, während Gitarrist Buzz Dee das alles nicht zu beeindrucken scheint: Unbewegt zockt er am Bühnenrand seine Riffs. Ein schräger Höhepunkt ist das Boney M.-Cover „Jamaika“ bei dem Stumpen sehr hoch singt (wobei man merkt, dass er eine klassische Gesangsausbildung genossen hat) und Alf in bester Death Metal Mundart grunzt. Dabei fassen sich Alf und Stumpen wie die Erstklässler auf Wandertag an den Händen und schmettern den Song mit voller Inbrunst, um danach mit schelmischem Grinsen eine Menge Toastbrot in die Menge zu werfen! Die Fans lassen sich nicht lange bitten und machen sich einen Spaß draus, das Zeug in hohem Bogen zurück auf die Bühne zu feuern. Nach einigem Hin und Her wird es Alf zu bunt und er keift „aufhören“. Aus Rache präsentiert er dann bei „Ich lass mich klonen“ seine nackte Kehrseite. „Wir werden alle sterben“ wird als „neu Internationalhymne mit eindeutiger Botschaft“ angekündigt, womit sie in Punkto eindeutiger Botschaft nicht ganz unrecht haben. 

Nun ja, vom Anspruch kann man halten, was man will, aber unbestritten ist, dass die Berliner mit ihren Blödeleien Jung und Alt begeistern konnten und bei dem Gig eine ausgelassene Stimmung herrschte, die nur die Orgel auf der Bühne leider nicht überlebt hat.

Da ich im Vorfeld sehr unterschiedliche Meinungen über Frontmann Satyr gehört hatte, bin ich doch sehr gespannt, was mich bei Satyricon  erwarten wird. Satyr scheint aber bestens gelaunt zu sein und gibt sich ziemlich locker. Schon die ersten beiden Songs des einstündigen Sets kommen äußerst massiv und mit recht gutem Sound daher. Beim Titelstück der neuen Scheibe „Now, Diabolical“ fordert der so gut wie rastlos über die Bühne hetzende Frontmann stimmliche Unterstützung vom Publikum, die allerdings ein bisschen dürftig ausfällt. Den Song an sich kann man ich nur als genial bezeichnen, da er sofort ins Ohr geht und auch die Vocals kraftstrotzend rüber kommen. Bei „A Moment Of Clarity“ wird fleißig mitgeklatscht, während sich die Keyboarderin hinter ihrem Instrument die Seele aus dem Leib mosht. „K.I.N.G.“ – ebenfalls vom neuen Album – beginnt mit einem Bassintro, zu dem Satyr bis vier zählt und die Leute anschließend lauthals „KING“ brüllen, ehe der Song richtig losgeht. Weiter geht es mit „Repined Bastard Nation“, „The Rite Of Our Cross“ mit wunderschönen atmosphärischen Parts und „Fuel For Hatred“. Danach tönt es „I want you to sing with me again!“ von der Bühne, und es wird eine wilde Gitarrenmelodie-Mitsing-Aktion gestartet, bei der man deutlich merkt, dass Satyr großen Spaß am Dirigieren hat. Als letztes wird dann endlich „Mother North“ angestimmt, auf das Fans älteren Materials sicherlich sehnsüchtig gewartet haben. Die Saiteninstrumentalisten stehen am Bühnenrand und moshen synchron, was wirklich eindrucksvoll aussieht. Außerdem ist es mittlerweile ziemlich dunkel geworden, so dass das Scheinwerferlicht endlich voll zur Geltung kommt und noch mehr Stimmung erzeugt. Auch wenn die Pausen zwischen den Songs bisweilen recht lang gewesen sind, was vielleicht an technischen Problemen gelegen haben mag, weil ein Roadie sehr of auf der Bühne zugegen ist, haben Satyricon einen amtlichen Gig hingelegt, der Lust auf der Tour im Herbst macht!

          

Sodom fällt es danach nicht schwer, die Stimmung noch weiter anzuheizen, schließlich können Tom Angelripper und Co. aus einer umfangreichen Diskographie an Thrash Metal Perlen auswählen. Außerdem hat der Frontmann immer einen kessen Spruch auf den Lippen, der vom Publikum bejohlt wird. „Outbreak Of Evil“ und „Napalm In The Morning“ werden eifrig mitgejohlt. Anschließend branden „Sodom“-Sprechchöre auf, was zum einen Gitarrist Bernemann ein breites Dauergrinsen ins Gesicht zaubert, zum anderen Tom dazu veranlasst, sein Bier an einen besonders durstigen Fan zu verschenken. Im weiteren Verlauf wird dann noch „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ intoniert und „Ace Of Spades“ gecovert, so dass am Ende ein ziemlich ausgepowertes aber zufriedenes Publikum zurückbleibt.

        

Unterdessen mache ich einen Abstecher zum Informationsstand, wo Satyricon gerade eine Autogrammstunde geben, die sich aber dem Ende nähert. Für ein paar Bilder reicht es noch, dann wird der Vorhang zugezogen, und etliche Fans bleiben mit leeren Händen zurück. Satyr und Frost stellen sich allerdings einfach noch ein nebenan hin und unterschreiben weiterhin fleißig alles, was ihnen entgegen gehalten wird und lassen sich fotografieren.

Zeit für den Headliner. Die Security ist ziemlich angespannt, denn gleich wird ein ziemliches Feuerwerk losgehen. Im Graben drängeln sich zudem bestimmt doppelt so viele Fotografen als bei den übrigen Bands, da sich die örtliche Presse anscheinend nur für Lordi interessiert. Und ich wage mal ganz ketzerisch zu behaupten, hätten sie den Eurovision Song Contest nicht gewonnen, würde sich von diesen Medien kaum einer für sie interessieren. Egal – zurück zum Auftritt. Mit lautem Knall betreten die Musiker einzeln die Bühne und werden frenetisch bejubelt, besonders natürlich der Gruselmeister himself. Der Sound ist gut, so dass man die Stunde gut rocken kann, denn der Hard Rock der Finnen lädt dazu ja förmlich ein. Ansagentechnisch beschränkt man sich auf guten Abend und ein paar „Dankeschöns“, ansonsten findet wenig Kommunikation statt.

                

„Get Heavy“ vom Debüt ist der Aufwärmer, ehe im weiteren Verlauf mit „Pet The Destroyer“ und „Blood Red Sandman“ weitergeht, zwischendurch die Kettensäger zum Einsatz kommt, ehe bei „Devil Is A Loser“ endlich die Flügel ausgefahren werden. Die Bühnenperformance ist ein wenig statisch – okay, mit den Plateaustiefeln kann man sich auch nicht sehr gut bewegen.  Zu „Would You Love A Monsterman“ rocken wir ordentlich und singen fleißig mit, aber die meisten scheinen nur auf das eine zu warten…und das kommt dann als Zugabe: „Hard Rock Halleluja“. Da sind dann alle auf den Beinen, am Hüpfen, am Mitgrölen, Feuerfontainen unterstreichen die bombastische Stimmung. Ziel erreicht – anscheinend alle glücklich.

                 

Ich zolle dem heißen Tag Tribut und verziehe mich ohne Umschweife zum Zelt, während die Party anscheinend noch eine Weile weitergeht, denn endgültig Ruhe kehrt erst so gegen halb sechs in der Frühe ein.

Der Freitagmorgen weckt mich mit Sonnenschein und einer Hitze im Zelt, so dass es mich ziemlich schnell nach draußen und zum nächsten Wasserhahn treibt. Kaltes Wasser – was für eine Wohltat. Meine Zeltnachbarn und Mitstreiter sind auch schon wach und während ich langsam in Richtung Bühne tigere, machen sie sich auf den Weg ins Freibad, was durchaus eine interessante Alternative ist. Allerdings werde auch ich auf dem Weg zur Bühne mit nackter Haut konfrontiert:

Ehe Equilibrium ihren Auftritt beginnen können, müssen die Musiker und die Fans einen ewig langen Drum-Check über sich ergehen lassen. Nichtsdestotrotz ist Stimmung gut, so dass es nach dem Intro gleich in die Vollen geht. Nach dem Dreiergestirn „Der Sturm“, „Unter der Eiche“ und „Tote Heldensagen“ merkt man, dass die Hitze ganz schön an die Substanz geht. Helge ist schon ganz schön groggy, erzählt aber trotzdem wie ein Wasserfall. Zum Beispiel, dass er heute vor genau 5 Jahren seinen aller ersten Auftritt hatte. Zu diesem Anlass wirft Bassistin Sandra dann auch gleich ein paar eingepackte Muffins ins Publikum, ehe es musikalisch weitergeht. 
Helge flitzt über die Bretter, grunzt und kreischt nach allen Regeln der Kunst, während seine Mitmusiker doch eher einen festen Platz bevorzugen. Vor „Met“ wird sich noch mal über den „Polylux“-Bericht lustig gemacht, und „Effibrilium“ machen noch schnell Metflaschenweitwurf, und wer nicht aufpasst, hat davon schnell ein blaues Auge. Dann neigt sich die Zeit schon wieder dem Ende zu, und als letzten Song stimmt man „Nordheim“ an. In den ersten Reihen wird auf Teufel komm raus gemosht und mitgesungen. Hinterher werden fleißig Zugaberufe skandiert, was Helge mit einem breiten Grinsen quittiert. Er findet´s „affengeil“, und ich kann ihm zustimmen, denn die Folk/Pagan Metaller haben einen wirklich guten Gig hingelegt.

             

Die Reihen haben sich noch ein bisschen mehr gefüllt als Evergrey auf der Bühne Aufstellung nehmen. Und schon beim zweiten Song „Monday Morning“ haben die Schweden die Fans auf ihrer Seite, auch wenn der Gesang etwas leise ist. Die „Evergrey“- Sprechchöre lassen Frontmann Tom Englund wie ein Honigkuchenpferd grinsen. Power und Progressivität werden zu einer Einheit verschmolzen, die Songs sind trotz allem technischen Gefrickel äußerst lebendig. Bei „Recreation Day“ und „Obedience“ posen die Herren um die Wette, und ich würde sagen Bassist Michael Håkansson hat es am besten drauf. 

                    

Und dann kommt mein absolutes Lieblingsstück. Die Titelankündigung geht im Freudenjubel unter. Dieses Stück ist wirklich der Oberhammer. Der sanfte Beginn von „A Touch Of Blessing“ und dann dieses Mörderriff mit dem heiseren Gesang und darauf die mitreißende Gitarrenmelodie untermalt von den Keyboards. Herrlich, da fliegen nicht nur meine Haare. Man sieht zudem auch noch viele Luftgitarrenspieler. Als letzter Track wird dann noch „Masterplan“ gespielt, der den vorangegangenen Song zwar nicht mehr toppen kann, aber einen absolut würdigen Abschluss eines wirklich tollen Auftritts bildet.

                     

Zwischenzeitlich geben sich Wintersun die Ehre am Autogrammstundenstand. Ein Fan lässt sich sogar eine E-Gitarre signieren.

Das untote Quartett fängt schon mal an zu spielen, während die einarmige Armee noch ein bisschen auf sich warten lässt. Ganz richtig One Man Army And The Undead Quartet wollen den Fans als nächstes so richtig einheizen. Und mit ihrer Musik, die wie eine melodische Dampfwalze daherkommt, gelingt ihnen das auch spielend. Johan Lindstrand fegt über die Bühne, wirbelt den Mikroständer um sich herum und rotzt nicht nur seine Songs heraus. Man entschuldige die Wortwahl, aber das trifft es am besten. Die vorwiegend im Midtempobereich angesiedelten Songs klingen unverkennbar nach Götheborg: Rockig, rhythmisch, knackig mit Melodieeinsprengseln. Die Spielfreude der Herren und die guten Backingvocals von Bassist Robert Axelsson tragen ihr Übriges zu einem gelungenen Gig bei.

                 

Dass sich Equilibrium bei ihren Autogrammstunden die Finger wund schreiben müssen, ist ja nichts Neues. 

Aber auch Evergrey sind sehr gefragt. Was sich Gitarrist Henrik Danhage wohl gedacht hat, als er diesen Krug zum Signieren in die Hände bekam?

Gorefest freuen sich, nach acht Jahren wieder voll da zu sein und auf Festivals spielen zu können. Und sofort stellen die Niederländer unter Beweis, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Boudewijn rockt enthusiastisch und wirbelt seine Gitarre um sich herum. Und auch Frank lässt seine langen Haare fliegen, während er locker das ein oder andere Solo zockt. Die Stimme von Jan-Chris ist weiterhin unverkennbar, energievoll und markerschütternd. So macht Death Metal richtig Spaß, denn auch die neuen Songs passen wunderbar in den Kontext. Schade nur, dass „Chapter 13“ gefehlt hat. Oder habe ich es nur nicht mitbekommen?!

 

Auch wenn Wintersun zweifelsohne eine tolle Band sind, nach vier Songs gebe ich auf. Der Sound ist einfach zu mies, und das Schlagzeug übertönt so gut wie alles. Bis dahin kann ich mich aber davon überzeugen, dass die Jungs sehr filigran und leidenschaftlich am Werke sind. Besonders bei „Battle Against Time“ geht Mastermind Jari Mäenpää vollkommen aus sich heraus und versinkt in dem Song. Seine Finger flitzen förmlich über das Griffbrett seiner Gitarre. Schade, denn so kommen die wirklich schönen Melodien der Songs überhaupt nicht zur Geltung.

           

In der Umbaupause ist die Bühne auf einmal rappelvoll. Helge von Equilibrium hüpft vor der Menge herum und mimt den Moderator, denn da oben steht die „Earthshaker Streetforce“, die im Vorfeld massiv Werbung und ähnliches gemacht hat, die jetzt ihr Dankeschön in Form eines riesigen Applaus bekommen.

Anschließend rüsten sich Die Apokalyptischen Reiter für einen neuen Siegeszug. Mit „Barmherzigkeit“ und „Sehnsucht“ legen die Fünf los und haben das Publikum sofort auf ihrer Seite. Auf und vor der Bühne wird herumgetobt als hätte man zum letzten Mal die Gelegenheit dazu. Frontmann Fuchs schlägt auf der Bühne Purzelbäume und unternimmt Klettertouren auf die Boxen. Zum Glück vergisst er aber auch das Singen nicht, und an leicht ironischen Sprüchen herrscht auch kein Mangel. Die Fans danken es ihm und stimmen „Reiter – Mania“-Sprechchöre in einer Lautstärke an, dass man sich schon fast in Robbie Williams-Sphären wähnt. Wahnsinn! Weiter geht es auch mit „Reitermania“ und „Die Sonne“, wo besonders Bassist Volk-Man durch die Gegend wirbelt. Dann wird ein neuer Song vorgestellt. „Riders On The Storm“ ist das Titelstück der neuen, sich noch in der Mache befindlichen Scheibe. Das Lied ist schnell und rockt ordentlich, so dass sich die Glückseligkeit noch weiter steigert. Da ist es kein Wunder, dass nach der regulären Spielzeit vehement nach einer Zugabe gefordert wird.

     

Der Backstagebereich ist in der Ostbayernhalle, in der wohl demnächst für ein Westernreit-Event stattfinden wird. Jedenfalls ist der Innenraum schon zu einer Reithalle umfunktioniert worden, und es ist schon ein genialer Kontrast: Hier drinnen trainieren in aller Seelenruhe die Westernreiter, während von draußen die harte Rockmusik hereindröhnt.

Caliban stellen sich selbst „als die Band aus dem Pott, die aus der Reihe fällt“ vor. Stimmt schon, denn der Metal Core der hebt sich schon ein wenig von den anderen Bands ab. Da das Publikum aber sehr aufgeschlossen ist, erntet das Quintett gute Resonanzen. Mir persönlich ist der Gesang ein bisschen zu eintönig, aber zum Glück steuert der Gitarrist ein paar cleane Passagen bei, die sich ganz nett anhören. Zu „Stigmata“ wird zur „Wall of Death“ aufgefordert, was mir nicht so gefällt, aber zum Glück entschärft Frontmann Andy das Ganze etwas, indem er dann doch zur Vorsicht aufruft. 

              

Da mein Kreislauf der Hitze Tribut zollen muss, lasse ich Rage wohl oder übel sausen und begebe mich zum Zeltplatz. Nach ein paar Bechern Wasser zusätzlich und etwas Schatten fühle ich mich auch wieder besser, so dass ich noch den letzten Song mitbekomme. Bei „Higher Than The Sky“ werden noch mal alle Reserven mobilisiert. Viktor Smolski zaubert auf seinem Instrument und Peavy feuert die Fans, die den Refrain lauthals mitsingen. Dem Applaus nach zu urteilen, haben Rage wieder mal einen amtlichen Gig hingelegt und lassen ein zufriedenes Publikum zurück.

Das gnadenlose Abfeiern der Bands durch das super aufgelegte Publikum setzt sich auch bei Soilwork fort, die ebenfalls einen guten Tag erwischen. Bei ziemlich gutem Sound, bei dem man die Keyboards auch hören kann, kommt bei „Rejection Role“ und „Follow The Hollow“ eine phantastische Atmosphäre auf. Speed meistert auch die klaren Gesangsparts hervorragend, so dass „Light The Torch“ zu einem wahren Genuss wird und Soilwork eindrucksvoll demonstrieren, dass sie zur Speerspitze des modernen Schwedensounds gehören. 

                 

Mittlerweile steht die Sonne schon wieder ziemlich tief und scheint Peter ordentlich zu blenden, denn der Gitarrist kneift ständig die Augen zu und verzieht das Gesicht zu einer Grimasse, während er seine Riffs runterzockt und sich in die eine oder andere Pose schmeißt. Vor „Stalemate“ wünscht sich Speed noch mal einen Circle Pit und als die Musiker das Lied anstimmen, bekommt er ihn auch. Jede Menge Leiber hüpfen und pogen im Kreis, was schon ein imposanter Anblick ist.  Als letzten Song wird „As We Speak“ dargeboten, bei dem noch mal ordentlich Stimmung gemacht wird. Da das Synchronhüpfen im Publikum aber noch nicht so ganz klappt, bleiben wir auch von einem Erdbeben verschont. ;-) Ein absolut geiler Song zum Abschluß!

Sehr gespannt bin ich auf den Auftritt von Testament, da ich die Kult-Thrasher bisher noch nie live erleben konnte. Steve di Giorgio und Alex Skolnick posen von Anfang an um die Wette und verbreiten auch sonst ein gute Stimmung auf der Bühne, die sich sofort auf das Publikum überträgt. Es wird ordentlich gerockt, aber man merkt schon, dass das Chuck Billy ganz schön anstrengt. Nichtsdestotrotz gibt er gesanglich alles und spielt fleißig Luftgitarre. Songtechnisch findet zu Beginn vor allem das 87er Album „The Legacy“ Verwendung. Im weiteren Verlauf kündigt Chuck Billy seinen „Lieblingssänger“ an und begrüßt Björn Strid von Soilwork überschwänglich, der bei „Into The Pit“ vollmundig den Refrain grölt. Hinterher fallen sich beide Shouter in die Arme, ehe es mit einem sehr ruhigen Song weitergeht, der fast wie eine Ballade anmutet, wo sofort fleißig im Takt mitgeklatscht wird. Danach geht es aber wieder härtet zur Sache, wo vor allem bei „Alone In The Dark“ ordentlich gebangt wird. Alles in allem ein äußerst stimmiger Gig, der mir vor allem aufgrund der Rhythmen und Chuck Billys kräftiger Stimme sehr gut gefallen hat.

Auch Saxon haben leichtes Spiel. Der Start gelingt blendend mit „Lionheart“ und „Heavy Metal Thunder“. Der Hardrock der Briten zündet, und man merkt Biff Byford und seinen Mitmusikern an, dass sie mächtigen Spaß auf der Bühne haben und sich gerne feiern lassen. Auch wenn die Frage „Dou you want an old song or a new song, a fast song or a slow song?“ nach jedem Lied irgendwann ausgelutscht ist, so richtig kratzt das keinen. 

           

Der Bassist  lässt seine Haare wie einen Hubschrauberrotor kreisen und nimmt es locker mit seinen jüngeren Kollegen auf. Als Spezial-Effekt haben Saxon noch einen Adler im Gepäck, der an der Bühnendecke hängt und passenderweise bei „The Eagle Has Landed“ heruntergelassen wird. Da das Ding zudem noch leuchtet, gibt das ein beeindruckendes Bild ab! 

„Crusader“ wird ordentlich mitgesungen, aber auch bei anderen Songs sind die Fans sehr textsicher. So avanciert zum Beispiel „Princess Of The Night“ zum Gänsehautverursacher. Abschließend bleibt mir nur zu sagen, das Saxon noch lange nicht zum alten Eisen gehören und sich so manche gefeierte Jungstarband von diesen Herren eine gehörige Scheibe abschneiden kann!

Setlist: Lionheart – Heavy Metal Thunder – Witchfinder General – Solid Ball Of Rock – Dogs Of War – The Eagle Has Landed – Crusader – Motorcycle Man – 20,000ft. – Denim And Leather – To Hell And Back Again – Princess Of The Night – Wheels Of Steel

Nach getaner Arbeit darf auch ein Musiker müde sein, Speed von Soilwork wartet auf den Chauffeur zum Hotel und hat es sich schon mal in der Halle gemütlich gemacht:

In der Umbaupause zu Hammerfall entern Blind Guardian die Bühne. Nach einer kurzen Ansage und ein bisschen Werbung für das neue Album gibt es dann auch noch drei Songs aus selbigem zu hören. Mir persönlich kommt es vor, als wollen die Krefelder krampfhaft modern klingen, und irgendwie fehlt diesen Liedern das gewisse Etwas, da hilft auch der ganze Bombast nichts.

Nach diesem akustischen Einsprengsel lässt der Freitagsheadliner noch elendig lange auf sich warten. Doch dann erklingt endlich das Intro, und unter großem Jubel beginnen Hammerfall ihre Show. Nach dem ersten Song begrüßt ein sichtlich angeheiterter Joacim das jubelnde Publikum mit „It´s great to be back in Germany!“ Und dann geht es auch schon weiter. „Let The Hammer Fall“ offenbart eine grandiose Power und bei „Legacy Of Kings“ brechen dann endgültig alle Dämme. Und dass man auch zu Power Metal stagediven kann, stellen etliche Crowdsurfer unter Beweis, so dass die Security ordentlich zu tun hat. Die Musiker nutzen unterdessen die komplette Bühne und wirbeln von einer Seite zur anderen, es gibt sogar eine zweite Etage, wo auch das Drumkit steht. Nach „Stonecall“, bei dem zum großen Mitsingspiel aufgefordert wird, verziehe ich mich in Richtung Zeltplatz, da ich nicht mehr stehen kann. Es ist aber laut genug, dass man das Konzert auch dort noch mitbekommt. 

               

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