Cantus Lunaris – "Fabula Antiqua"
Eigenproduktion/ VÖ: 23.Mai 2013
Cantus Lunaris haben wir vor einiger Zeit im Studio besucht. Welch wunderbarer, „bunter“ Haufen sich dahinter verbirgt, könnt ihr HIER nachlesen. Nun ist ihr Album „Fabula Antiqua“ (natürlich wie zu erwarten in bester Aufnahme- und Klangqualität) erschienen und kann auf www.cantuslunaris.com bestellt werden. Die Gestaltung des Booklets allein ist schon sehr vielversprechend und absolut kunst- und liebevoll gestaltet. Bleibt natürlich trotzdem als Wichtigstes die Musik.... Ein paar Songs will ich nun besprechen, nicht in der Reihenfolge, wie sie auf der CD sind, sondern einfach, wie sie mir in den Sinn kommen. Da wäre zum einen der sanft und entspannt beginnende Song „Greensleeves“, eine Coverversion des englischen Traditionals. Man muss gleich dazusagen, dass man versuchen sollte, diese Version nicht mit anderen existierenden Versionen zu vergleichen, da diese Interpretation sehr individuell daherkommt. Nicht so tieftraurig und allen Weltschmerz umfassend wie die Version von Loreena McKennitt zum Beispiel; zwar immer noch herzergreifend, aber trotzdem sehr viel frischer, reduzierter und zarter. Die Stimmen von Gaby und Ida Elena zusammen versprühen hier ihren ganz eigenen Charme durch den im ersten Moment ungewöhnlichen, aber natürlich harmonischen Klang. So trägt Gaby die volle, klingende Klassik-Sopran-Stimme bei, während Idas Part eher mit normaler, romantischer Stimme die Gesangslinie von Gaby zart einbettet und neben ihr entlang gleitet. Eine sehr aparte Klangwelt, die sich hier auftut! Die Instrumentierung ist sehr zurückgenommen, nur das Nötigste begleitet den Gesang. Es ist also keine Version zum weinen, sondern zum dahinfließen, genießen, sanft tragen lassen. Ebenfalls ruhige Töne bietet „Down by the sally gardens“, hier nun mit männlichem Countertenor-Gesang von Samuel Jaime Santana und in der Hintergrunduntermalung tiefer, rauchig männlicher Gesang. Auch hier ist die Instrumentierung alles andere als aufdringlich. Sanfte Flöten- und Harfentöne plätschern dahin und lullen den Hörer sanft ein. Später mischt sich weiblicher Gesang unter, hoch und lieblich, und alles zusammen ergibt einen ruhigen, romantischen Song zum Träumen. „Wayfaring stranger“ ist eines der Highlights des Albums. Es wurde neu arrangiert aus einem schottischen Volkslied. Gleich zu Beginn möchte man eigentlich weinen, wenn die Geige traurig ans Herz rührt. Alsbald dominiert der männliche Countertenor-Gesang den ersten Teil des Liedes, tragend, wehmütig und ergreifend. Wenn später Gaby noch in den Gesang mit ihrem Sopran einsteigt, markiert dies nochmals einen Höhepunkt des Genusses. Die Instrumente, allen voran die Geige und ganz sanfte Saitenklänge umspielen gekonnt die Hauptharmonielinie. Wundervoll! Fans alter, vor allem irischer Folk-Songs kommen auf diesem Album sowieso voll auf ihre Kosten, denn auch „Bonny Portmore“ ist vertreten, gleich als Eröffnungslied von „Fabula Antiqua“. Ruhige Sackpfeifenklänge leiten den Song ein, bevor Ida und Gaby mit ihren Stimmen zu zaubern beginnen. Während Gaby die zweite Stimme singt, die sie hierfür kreiert hat, tänzelt Idas Stimme als erste Stimme elfengleich durch den Song und setzt den einen oder anderen romantischen Akzent. Diese Variante ist sehr interessant, denn im ersten Moment hat man eigentlich den Eindruck, Gaby würde die erste Stimme singen. Aber bei genauem Hinhören erkennt man das Gegenteil. Auch hier kommen nur wenige, dafür passende Instrumente zum Einsatz, die den Gesang unterstützen. Nur im späteren Verlauf drängt die Geige in der Bridge in den Vordergrund. Als Kontrast hierzu schweigen kurz darauf alle Instrumente eine Weile und nur der Gesang bleibt, und mit demselben lässt man den Song weich ausklingen. Viel lebhafter ist dagegen „The raggle taggle gypsies“, das in diesem Arrangement sehr mittelalterlich daherkommt, wenngleich es von einem irischen Trinklied abstammt. Die Damen und Herren singen munter neben-, nach- und miteinander (nicht durcheinander ;-)), jeder trällert frisch und frei drauf los. Es ist ein ansteckender Reigen aus stimmlichen Einlagen aller Art, zum Teil begleitet von Flöten und anderen Instrumenten, die manch einem von Musikanten auf Mitteraltermärkten bekannt sind. All das lädt sehr zum tanzen ein. „Down in your forest“ hingegen knüpft an die langsamen, romantischen Themen an und treibt Sänger und Sängerinnen in ungeahnte Höhen auf der Tonleiter. Hier kommen die klassisch ausgebildeten Stimmen richtig zum Tragen. Berührende Geigenklänge tragen ein übriges zum Gelingen des Stückes bei. „Henry Martin“, ein schottisches Volkslied beginnt wie ein echter Seefahrersong, hat aber durch die Instrumentierung beinahe eine paar barocke Elemente. Die Lyrics sind so gut verständlich, dass man sich in die erzählte Geschichte richtig gut hineinversetzen kann. Der abwechslungsreiche Gesang mit der Altstimme von Gaby unter Samuel in verschiedenen Höhen und Tiefen macht diese Version des Songs noch interessanter und recht kurzweilig. Zusätzlich singt Gaby Koss hier einen Satz als Tenorina. Mit Frauengesang klingt der Song dann auch satt aus. „Tourdion“ ist der wohl ansteckendste Song des Albums. Die französischsprachigen Lyrics überraschen im ersten Moment ungemein, aber der Takt und die verspielten Harmonielinien laden sofort zum tänzerischen Reigen ein. Dann wird deutsch gesungen und sofern man bei dem einen oder anderen Mittelalterfest live in den Genuss des Songs kommen sollte, darf man der Aufforderung, einzuschenken, wohl gerne nachkommen. Natürlich folgt wie nun schon beinahe erwartet eine italienische Strophe, gefolgt von einer englischsprachigen und einer spanischen. Das Album
bietet viele weitere anrührende Stücke in eigener Interpretation der Band, wie
beispielsweise „Amazing grace“ oder das herzergreifende „She moved through
the fair“ bzw. sogar „Scarborough fair“ (bei einem Song wie diesem kann
man natürlich viel falsch machen, aber Cantus Lunaris haben bei Ihrer
Interpretation sehr Berührendes hervorgezaubert), sowie auch noch einige
mittelalterlich angehauchte Stücke, jeweils mit eigener Note, an die man sich
vielleicht beim ersten Hören erst gewöhnen muss, die man aber nicht mehr
missen möchte, je öfter man diesen wunderbaren Klängen lauscht. Anspieltipp: "Wayfaring stranger" Punkte: 9,5 von 10 Review von Twilightheart
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