Summer Nights Open Air

Teil 2 - Samstag

(Bericht: Twilightheart)

Am Samstag hieß es, zeitig aufstehen, denn an diesem Tag wollte ich die erste Band auf keinen Fall verpassen: Iseghaal. Schon allein der Bandname klingt ja nach reinem Black Metal. Ausserdem war dies letztens schon’mal so gewesen, dass ich die Band bei einem Festival verpasst habe, weil sie so zeitig gespielt haben und unsereins nicht fähig war, pünktlich zu sein. 
Diesmal sollte es klappen. Die Österreicher spielten zwar schon, als ich das Festivalgelände betrat, aber zumindest sah ich noch den Großteil ihres Gigs. Es passte natürlich mal wieder nicht, dass eine Band, deren Sänger einen so zornigen Gesichtsausdruck hat, mit seinem CorpsePaint im lieblichsten Sonnenschein spielt. Aber trotz allem konnte die Band bei mir Eindruck schinden. Trotz des Woodstock-Wetter/ frostbitten BM- Kontrastes schaffte es die Band, eine düstere Atmosphäre zu schaffen, allein durch ihr Auftreten und ihre Ausstrahlung. 
Ausserdem dachten etliche Festivalbesucher wohl genauso, dass diese Band es sicher wert ist, mal zur Bühne zu schauen, denn es war relativ voll dafür, dass es erst 11 Uhr vormittags war, während sich die Menge nach Gig-Ende wieder verflüchtigte.  
Gespielt wurde wie gesagt reiner Black Metal mit vielen interessanten Riffs und interesse-weckenden Vocals. Ein Song, der wohl „Crucified and fucked up“ heissen muss, wurde dem (Ex?)-Bassisten gewidmet, weil dieser die Band gerade beim vorausgegangenen Gig im Stich gelassen hatte, so dass der Sänger der Band beim Summer Nights nebenbei auch noch den Bass bedienen musste.

Während in der „Kinderecke“ eine Band namens „Stabbed to death“ wütete und wohl vor allem durch den (bei 35 Grad im Schatten) Bommelmütze-tragenden Bassisten auffiel, mussten danach auf der Hauptbühne Sabaium damit klarkommen, dass nur 7 Fans in der ersten Reihe standen. Viele hatten sich entweder auf die Zeltplätze zurückgezogen (und kamen erst zurück, als eigentlich Ultrawurscht hätten spielen sollen), bzw. hatten sich die meisten einfach mit einem Getränk an den Rand des Geländes verkrümelt, wo man ab- und zu mal noch ein wenig Schatten finden konnte. Dies führte zu der witzigen Szene, dass einer der 7 Fans aus der ersten Reihe als Antwort auf den enttäuschten Blick des Sängers von Sabaium rief: „We fucked up!“ und dieser resigniert antwortete: „Yeah, me too.“ Auch die Tatsache, dass eine Frau das Keyboard bediente, konnte keine weiteren Herren aus dem Schatten hervorlocken.

Ars Irae, die danach auf der kleinen Bühne spielten, hatten da schon mehr Glück, denn sie hatten einen Haufen Freunde im Publikum, die der Band beim Gig natürlich die Ehre gaben, sich für sie in der Sonne braten zu lassen. Nun ja, Rosenheim, die Heimat der BMler ist ja auch nicht allzu weit weg, somit dürften die meisten Freunde der Band auch von dort gewesen sein. Der Sänger der Band, Michi, der in seinem Kettenhemd unweigerlich an Helheim erinnerte, begann den Gig mit dem Blasen auf einem Horn. Dann ging es los und die Band sorgte mit viel Energie für richtig Action. Mörder-Riffs und Doublebass-Einlagen ... natürlich wurde sofort gebängt im Publikum. Und es liessen sich auch ein paar wenige von dem Getrümmer aus dem Schatten vorlocken und wenigstens kurz bei der Bühne vorbeischauen, so dass diese Band (trotz der frühen Spielzeit) wirklich von einem Erfolg für sich sprechen kann.

Die Überraschung des Tages waren LoveKraft aus Bayern (wobei man bei den vielen kleinen Schweden-Dekos in Form von Fahnen oder Schweissbändern fast hätte denken können, dass es sich um Schweden handelt). Sie spielen eine Mischung aus verschiedenen Stilen, zusammengefasst könnte man es als melodischen Heavy Metal bezeichnen. Ich kannte die Band nicht und kann somit wirklich nicht sagen, ob sie als Fun-Band gelten, oder ob sie eher unfreiwillig komisch waren. Über den Sänger der Band hätte ich mich ununterbrochen amüsieren können. Er hatte so eine witzige Mimik auf Lager, mal verdutzt, mal ironisch, aber irgendwie immer ulkig. Ausserdem war er total hippelig und zuckte auf der Bühne herum wie ein geölter Blitz. Der Gitarrist der Band schien ein kleiner Poser zu sein. Wegen seinem Eyecatcher-Outfit und der Lockenmähne rief ihm irgendwann ein Fan zu: „Du Schöner Du“! ;-)
Was die Fähigkeiten der Band angeht, so muss es sich um langjährige Musiker handeln, denn sie beherrschten ihre Instrumente alle aus dem FF, und viele Gäste wurden neugierig und schauten von überall zu, und wenn’s nur oben am Berg auf dem Rasen sitzend war. 

Fall of serenity schaute ich mir dann auch nur von Weitem an. Trotz der Hitze tummelten sich mittlerweile allerdings an die 300 Leute direkt vor der Bühne. Sonnenbrand und (in 10 Jahren) Hautkrebs lassen grüßen. 
Die Band gab für den selben Abend eine Sturmwarnung durch, die sie wohl im Radio gerade noch gehört hatten oder so. Ich hakte in Gedanken Mayhem schon’mal ab, die einem Abbruch des Festivals wegen des Sturms wohl zum Opfer gefallen wären. (Der Wind wurde zwar später tatsächlich stärker, aber der Sturm zog ansonsten an diesem Gelände vorbei). 

Fall of serenity aus Plauen (bei Jena) spielen melodischen Death und der Sänger der Band hechtete rastlos von einer Seite der Bühne zur anderen und war ziemlich hyperaktiv. Mitten im Gig brauchte er dann eine Pause (als Grund gab er dann, dass er „wegen der Hitze kaputtgeht da oben“), in der er alle mal erwähnte, die ihm einfielen (inklusive der Klofrau) und für jeden Beteiligten der Festivalorganisation von den Fans Applaus einforderte. Ausserdem forderte er, dass den Fans vorne vor der Bühne die Wasserflaschen übergeben werden, die die Band übriggelassen hat. Nett. 
Und dann ging’s weiter mit Death’n’Roll.

Die österreichischen In Slumber wollte ich mir ursprünglich auch nur von weitem ansehen, aber die Band schaffte es durch ihre Agilität auf der Bühne, mich doch in den Fotograben zu locken. Der Sänger der Band war einfach so gut drauf und die ganze Band schien so unglaublich viel Spaß daran zu haben, auf der Bühne zu stehen, dass es einfach ansteckend war. Band und Publikum headbangten ausgiebig und der Frontmann outete sich als Liebhaber sarkastischer Kommentare. So kündigte er unter anderem  an, dass die Band gerade an einem neuen Album schreibt, aber er könne „für nichts garantieren“. 
Obwohl ich die Musik dieser melodischen Death/BM-Band vorher nicht kannte,  haben sie mich als Live-Band überzeugt und ich habe das Bedürfnis, sie mir eines Tages noch’mal anzusehen/hören.

Als Riger am späten Nachmittag auf die Bühne kamen, war es plötzlich wieder rappelvoll vor der Bühne. Die Hälfte der über 3000 zahlenden Gäste werden wohl vor der Bühne gestanden haben. Das hatte natürlich zur Folge, dass bereits beim ersten Song „Im Graun der Nächte“ unglaublicher Jubel ausbrach. Ich war etwas verwirrt, denn ich glaubte, an den Drums ein neues Bandmitglied zu sehen. Später konnte ich in Erfahrung bringen, dass der neue Schlagzeuger Tom heisst und vor diesem Gig die alten Songs nicht wirklich mit der Band zusammen geprobt hat. Vielleicht war dies auch ein Grund für den schlechten Sound auf der Bühne, vielleicht lag es auch nur an der Technik, ich weiß es nicht.
All dies gebot jedoch weder Fans noch Band Einhalt und so schmetterten Riger eine Hymne nach der anderen in’s Publikum: „Wjerewulf“, „Homo decadencia“, „Des Blutes Stimme“, „Brandschiff“, „Schöpfer der Hetze“, ... Und mitten im Gig, genau in dem Moment, als die Fans am lautesten danach verlangten, wurde auch „Auf die Ahnen“ zum besten gegeben. So laut hatten die Besucher bisher bei keiner Band des Festivals die Texte mitgegrölt, das könnt ihr mir glauben. Es war eine sagenhafte Party der eingeschworenen Pagan-„Gemeinde“ vor der Bühne zusammen mit Riger. 
Noch lange rief man nach Gig-Ende nach Zugaben, aber der straffe Zeitplan der beiden Bühnen erlaubte dies einfach nicht.

Neaera, die sich im Laufe der Zeit bei vielen Live-Gigs einen Namen erspielt haben, durften als nächstes die Hauptbühne unsicher machen. Der Metalcore/ Melodic Death der Band schien beim Publikum gut anzukommen, denn es wurde ein riesiger Moshpit gebildet und einige sprangen wie die Geistesgestörten in der Gegend herum. Man klatschte sogar an einigen Stellen im Takt mit. Man konnte wirklich nicht sagen, wer mehr ausflippte... die Fans, oder der Frontmann der Band, der wie von der Tarantel gestochen auf der Bühne rumsprang. 
Es folgte eine kleine Rede, dass die Band von sooo weit her anreisen mussten (harr) und dann ging’s weiter und die Fans konnten noch’mal so richtig abmoshen.

Danach bildeten Mely auf der kleinen Bühne mit ihrem Gothic-Metal einen schönen Kontrast für alle, die vom Metalcore und vom Springen die Nase voll hatten. Es wurde sehr melodisch, Keyboards und melodieführende Gitarren standen im Vordergrund. Viele Songs waren eher midtempo bis langsam und der Sänger, der schon beim Soundcheck auf sich aufmerksam gemacht hatte, weil man von weitem dachte, Timo Kotipelto singt sich ein, spielte die zweite Gitarre und sang mit klarer Stimme ein paar schöne Balladen. Natürlich gab es später auch etwas mehr Tempo von Zeit zu Zeit. 
Zu Beginn eines Songs, der wie eine Ballade begann, fragte der Sänger: „What am I doing here?“, um gleich darauf zuzugeben: „Nee, das fragen wir uns jetzt nicht wirklich“. Naja, der Song hiess wohl so, nehme ich an. Dieser und noch ein Song namens „Remembrance“ waren jedenfalls sehr eingängig und intensiv, fast schon traurig.
Der kleine Platz da oben war nun wieder gut gefüllt, die Abwechslung war auf jeden Fall beim Publikum sehr gut angekommen.

Die Bandmitglieder von Equilibrium schienen trotz Hitze alle extrem motiviert zu sein. Helge nahm es immer wieder mit den Monitorboxen auf, die unter seinen Füßen jedes Mal fast weggekippt wären. So wurde dem Publikum der Stoff geboten, der es regelmäßig zum feiern und ausflippen bringt: Nach dem Winter, Blut im Auge, Unter der Eiche, Heimdalls Ruf, Die Prophezeiung, Met, Wurzelbert, Widars Hallen und natürlich Nordheim. 
Auch sorgte die Band für eine gelungene Überraschung, denn es standen gleich zwei Ladies zusätzlich mit auf der Bühne, die für stimmliche Unterstützung bei einigen Songs sorgten, nämlich Gaby Koss und ihre Gesangsschülerin Alev. Für die männlichen Fans war dies wahrscheinlich traumhaft, mit Sandra zusammen gleich 3 schöne Frauen auf der Bühne zu sehen. ;-) 
Auch im Fotograben war die Stimmung gut, denn fast die gesamte Mannschaft der Münchner Helion Studios war angereist. Nicola von Riger tanzte mit einem Sicherheitsmann Walzer im Fotograben und zupfte Helge am Hosenbein. Dieser liess sich davon natürlich nicht beirren und zog weiter seine Show ab. 

Am Ende bedankte er sich beim Publikum für alles, auch dafür, „dass Deutschland Fußball-Europameister wird“ (na ja, das war wohl nix!) und für das schöne Wetter. Als Met-Flasche, die in’s Publikum geworfen wurde bei gleichnamigem Song, musste diesmal eine Plasteflasche herhalten. Aber das war eh alles egal. Den Fans war nur wichtig, dass ihre Lieblingsband da war, und wie immer gab es ordentlich Gedränge in den ersten Reihen und jede Textzeile wurde mitgesungen. Also wieder einmal ein voller Erfolg für Equilibrium.

Auch Wolfchant waren beim Summer Nights mit von der Partie, wenn auch nur auf der kleinen Bühne. Das sollte sich beinahe als Fehler herausstellen, denn wahrscheinlich wollten alle Equi-Fans auch Wolfchant sehen. Der kleine Platz vor der „Kinderecke“ war wirklich übervoll. Vor allem jüngere Fans haben an der Band einen Narren gefressen und der Applaus nach jedem einzelnen Song war enorm. Ein neuer Bassist wurde vorgestellt und die Fans wurden mit einer Tüte voller WMD-Shirts „bestochen“, die verschenkt wurden. Um jedes einzelne davon prügelte man sich beinahe. 
Auch Wolfchant nutzten die schöne kleine Wiese vor der Bühne, um den Fans ab- und zu mal näher zu sein, welche die Trinkhörner schwenkten, mitsangen und eine gute Zeit hatten.
Der Sänger der Band schien jedenfalls überwältigt von der Hingabe der Fans, denn er bedankte sich am Ende des Gigs ausgiebig, dass so viele gekommen sind.

Die Apokalyptischen Reiter waren DIE Stimmungskanonen schlechthin. Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass bereits bei ihrem Erscheinen auf der Bühne unglaublicher Jubel ausbrach. Naja, allein wie der Keyboarder in seinem Sado-Maso-Outfit zu seiner Keyboard-Schaukel geht, ist ja schon ein Schauspiel. Die Gitarristin kam im Lackkleid und sie und der Bassist waren echte Wildfänge.
Die Fans kannten selbstverständlich alle Texte... ja, „Liebe sei mit euch in Ewigkeit“. Ob sich Sänger Fuchs wohl über die Hingabe der Fans wunderte? Zumindest jubelten sie auch, als er meinte: „Morgen ist Weltuntergang“, so dass er nachfragte: „Ist das so toll?“ 
Ungeachtet seiner ständigen Scherze und Bemerkungen  sprang er in gewohnter Manier wie ein kleines Teufelchen auf der Bühne herum. Die ganze Palette an Special Effects, die die Reiter auf Lager haben, wurde aufgeboten. Feuer-Spucken, Fahne-Schwenken und natürlich der Sprung in den Fotograben, um mit den Fans in den ersten Reihen auf Tuchfühlung zu gehen. Auch forderte Fuchs die Fans auf, sich alle an den Händen zu nehmen. Naja, so friedvoll und liebend sind die Metal-Fans dann doch nicht. Nur wenige kamen zögerlich der Aufforderung nach. Einige Fans riefen passend zum Song das Wort „Revolution“, woraufhin Fuchs doch glatt meinte: „So wie ihr das singt, klingt das wie Freibier“. ;-) Ihr seht schon, es gab Spaß ohne Ende. Für den Song Seemannsbraut wollte sich Fuchs ein Mädel aus dem Publikum aussuchen. Die Fans zeigten zuerst auf einen Kerl, den Fuchs natürlich ablehnte. „Ich schau mal rum, vielleicht gefällt mir was“ war seine Entgegnung darauf und entschied sich dann auch irgendwann. Sobald sie auf der Bühne war, rief das Publikum „Ausziehen!“ und die Kleine machte es tatsächlich, na ja oben’rum zumindest.

Fuchs schaute ihr dann auch noch provokativ unter den Rock und liess sie auf einer Hebebühne hoch-und runterfahren, bevor er sie wieder in die Nacht entliess.
Neben den üblichen Instrumenten kam übrigens auch eine Akustikgitarre zum Einsatz sowie ein skurriles Blasrohr, was wohl aus Wasserleitungen (?) selbst zusammengebastelt war. 
Beim einem Song traten traditionsgemäß zwei Fans gegeneinander beim Schlauchbootrennen an. Jeder Fan bekam sein aufgeblasenes Boot und wurde von den Fans mit den Händen über die Menge transportiert. Nur einer kam zurück, der andere wurde aus dem Boot gekippt. Der Gewinner durfte dann auf die Bühne und Fuchs hob ihn sogar auf seine Schultern. Er durfte dann die Bühne auch erst verlassen, als klar war, dass „ihm die Sonne aus dem Arsch scheint“. 
Alles in allem waren die Reiter wirklich die unterhaltsamste Band des Abends. Ich bekam fast nichts von den Songs mit, weil visuell so viel geboten wurde. Ihr Gig wurde dann leider gekürzt, ich nehme mal an, dass man dafür sorgen wollte, dass Mayhem ihren Soundcheck wirklich pünktlich beginnen können.

Auf der kleinen Bühne spielten dann noch Serenity aus Tirol, die ihren Gig gleich mit einem Scherz begannen. Sie meinten, sie sind auf der Herfahrt an einem Ort namens Ritzingen vorbeigekommen und hätten sich gedacht: „Ja, dieses Festival braucht eine Frauenversteher-Band“. 
Dann gab es ziemlich cleanen Gesang und in Old-School-Manier posierte der Sänger der Band, während man Stücke mit melodischen, abwechslungsreichen Gitarrenlinien darbot. Der Drummer verspielte sich leider ab-und zu geringfügig. Aber ich glaube, das merkte eh keiner mehr, da der Alkoholspiegel bei vielen Fans wohl doch schon recht hoch war. Dies ist vielleicht auch eine Erklärung dafür, dass auf das „Wir hören nix“ des Sängers nach einem Song weder eine Reaktion vom Publikum noch der erhoffte Applaus folgten. Trotz allem waren immer noch erstaunlich viele Fans da. Wahrscheinlich waren doch viele neugierig auf Mayhem und blieben deshalb anwesend.

Mit Verspätung begannen Mayhem ihren Gig. Nun, Attila ist zwar inzwischen nicht mehr „der Neue“ bei Mayhem, aber da ich die Band zum ersten Mal im Leben mit diesem Sänger sah, sollte es für mich die Premiere werden und ich war ziemlich gespannt. 
Auf dem Gelände sah es inzwischen so aus, dass vor der Bühne zwar immer noch gut 1500 Leute standen, aber es lange nicht so voll war wie bei den Reitern. Aber dafür saßen viele Neugierige oben auf dem Berg oder auf der Wiese und schauten von weitem zu. Und man muss sagen, dass sicherlich viele nicht verstanden, was sie sahen oder hörten. Ich glaube, die Zeit ist noch nicht reif für Mayhem in Kombination mit Attila. Die neuen Songs von Mayhem sind natürlich extrem avantgardistisch und anders als alles, was es sonst so gibt. Man muss sich natürlich öffnen können für diese Art der Musik, damit sie einem etwas gibt. Ich glaube fast, die feierwütigen Jugendlichen von heute haben einfach keine Lust, sich in Musik mit einem solchen Anspruch reinzuversetzen. Ich persönlich stand allerdings mit offenem Mund vor der Bühne und konnte die Genialität des Gehörten nicht fassen.
Doch von vorne!
Zuerst kam Hellhammer, der mit ewigem Soundcheck für die enorme Verzögerung gesorgt hatte, auf die Bühne und verschanzte sich hinter seinem Schlagzeug. Dann kam der Rest der Band. Und man muss wirklich sagen, dass mit dem Erscheinen von Attila alle Aufmerksamkeit ihm galt. Er ist einer jener Frontmänner, die so charismatisch sind (wenn vielleicht auch auf einer eher befremdenden Ebene), dass man einfach nicht wegschauen kann. Warum sein Outfit bei vielen Fans für Wirbel gesorgt hat, verstehe ich allerdings nicht. Er trug einfach schwarz (einen Männerrock über der Hose) und eine Armbinde, auf der das Mayhem-Logo in rot-weiss aufgedruckt war. Selbst Michael Jackson trägt solche roten Fantasie-Armbinden zu schwarzen Outfits. Da regt sich doch auch niemand drüber auf. Warum also bei Attila? Ich glaube manchmal, die Menschen suchen verzweifelt, bis sie etwas finden, was sie falsch interpretieren können. Ich persönlich war froh über das fast normale Outfit, denn wie ich hörte, kam er bei der letzten Tour öfters mal total maskiert auf die Bühne, so dass man sein Gesicht überhaupt nicht sehen konnte. Insofern war ich froh, dass er später sogar noch die Sonnenbrille abnahm und wir ihn wirklich wahrhaftig erleben konnten. 

Doch zur Musik. Die Songs, die gespielt wurden, wurden auf die Art hintereinanderweg gespielt bzw. verbunden und gingen ineinander über, dass es alles wie eine einziges grosses Medley rüberkam. Dadurch wurden einige Songs auch gekürzt, eben so, wie es gerade in’s Konzept passte. Die Songs, die in dieses präzis durchdachte Gesamtwerk einflossen, waren: Deathcrush, Ancient Skin, Illuminate Eliminate, A view from Nihil, Freezing moon, Symbols of bloodswords, My death, Anti und natürlich Pure fucking armageddon. Das ganze war in extremste Präzision und fantastischen Sound verpackt. Jeder einzelne Ton, jedes einzelne Geräusch, das Attila mit seiner Stimme erzeugte, saß und passte perfekt und alles verschmolz zu einer unfassbaren Sound-Orgie, die man mit Worten nicht beschreiben kann. Attila flüsterte, grunzte, quietschte und was auch sonst noch nötig war, um den Songs den abgefahrensten Schliff zu geben, den man sich vorstellen kann. Eines der Geräusche, die er mit seinem Mund erzeugte, klang sogar wie das Quietschen einer rostigen Tür. Es war unglaublich, wie sehr er sich konzentrierte und reinsteigerte, um alles vollkommen zu machen. Ausserdem muss dieser Mann wirklich jede einzelne verdammte Note rückwärts im Schlaf auswendig können, denn er machte öfters mal Bewegungen mit der Hand, die genau dann einsetzten, wenn ein bestimmter neuer Takt, anderer Ton oder neues Gitarrenriff einsetzte. Er verschmolz quasi mit der Musik. Seine Gesten auf der Bühne kamen zwar manchmal wie die eines Irren rüber, aber auch das war reine Absicht, da bin ich sicher. Ganz zu Anfang des Gigs posierte er übrigens mit einem Galgen-Strick auf der Bühne und genoss es sichtlich, damit in alle Richtungen zu schlagen und die Leute zu verunsichern. 
Wie gesagt empfand ich persönlich den Gig als genial und unvergleichlich. Aber ich habe auch das Unverständnis in den Gesichtern vieler Besucher gesehen, die mit dieser Band und Musik wirklich überhaupt gar nichts anfangen konnten. Leider.

Nachdem noch eine Band mit den Namen „Before the fall“ als letzte Band in der Kinderecke als Rausschmeisser gespielt hatte, fand das zweite Summer Nights also sein offizielles Ende. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Ort sehr idyllisch ist, wohl auch per Bahn gut zu erreichen. Die sanitären Anlagen auf dem Gelände waren okay, die Zeltplätze habe ich nicht gesehen, dazu kann ich also nichts sagen. Das Burggelände ist herrlich, aber wahrscheinlich doch nur bei Sonnenschein, den es ja dieses Jahr im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Umfallen gab. Die Hauptbühne ist fantastisch, die Kinderecken-Bühne echt urig, aber praktisch (nur leider passen bei bekannteren Bands nicht alle Zuschauer davor). Die Bandauswahl war interessant, denn wahrscheinlich kannten die Österreicher die ganzen bayrischen Bands nicht (ausser Equilibrium natürlich) und die Deutschen die vielen österreichischen Bands nicht, so dass jeder für sich vielleicht die ein-oder andere Newcomer-Band entdecken konnte. 
Dass Deutsche und Österreicher hier gemeinsam ohne jegliche Zwischenfälle feiern, ist auch lobenswert. Auch, dass bei den Headlinern oftmals auf heimische Bands zurückgegriffen wird und nur einige Bands „eingeflogen“ werden müssen, hat seinen eigenen Charme. Schliesslich hat man gesehen, dass Riger genauso viele (oder mehr) Leute begeistert haben wie Mayhem. 
Natürlich ist es mühselig, dass pro Tag 22 Bands gespielt haben und man jedes Mal bergauf- oder ab gehen muss, wenn man alle sehen will. Aber gut, als normaler Fan will man ja sicher nicht jede Band sehen. So crazy bin wahrscheinlich nur ich. Ich freue mich jedenfalls auf nächstes Jahr. Wenn die Location die selbe bleibt und die Bandauswahl wieder so exclusiv ist wie dieses Jahr, bin ich sicher wieder dabei.

Und hier noch’mal Fotos von (fast) allen Bands:

Arcanum
Ars Irae
Before the fall
Belphegor
Black Messiah
Dark Fortress
Darkside
Die Apokalyptischen Reiter
Equilibrium
Fear my thoughts
Goddamned X
Gods of emptiness
Inzest
In Slumber
Iseghaal
Lost Dreams
Lovekraft
Low Chi
Mastic Scum
Mayhem
Mely
Misbegotten
Moonsorrow
Neaera
Necrophagist
Obituary
Outrage
Perishing Mankind
Riger
Sabaium
Serenity
Stabbed to death
Thirdmoon
Volbeat
Wolfchant

 

 

<<<zurück zu den Festivalberichten!!!

 

besucherzählerXStat.de